Die Ares Entscheidung
Hubschrauber, wieder und wieder, bis die Teile rund um ihn am Boden verstreut waren. Es hätte alles so glattgehen können. Aber dann musste Castilla dieses verdammte Sondereinsatzteam nach Uganda schicken, und Gazenga wurde plötzlich aufmüpfig. Und jetzt stand er hier irgendwo am Ende der Welt, während der Präsident der Vereinigten Staaten auf ihn wartete, um ihm die Leviten zu lesen. Ein Fehler – eine kleine Unachtsamkeit in dem Lügengebäude, das er so sorgfältig aufgebaut hatte, und alles brach in sich zusammen.
Er atmete einige Male tief durch und sah seinen Atemwolken nach, die sich im trüben Licht der Dämmerung verloren. »Dave! Verdammt, was machst du …«, begann er, doch dann verstummte er. Am Rande der Lichtung hob sich etwas deutlich gegen die Bäume ab.
Sie waren nicht allein.
Kapitel neunzig
AUSSERHALB VON AVASS, IRAN
5. Dezember, 15:40 Uhr GMT + 3:30
Jon Smith schirmte seine Augen mit der Hand ab und beobachtete, wie sich immer mehr Fallschirme am Himmel öffneten. Verängstigte Stimmen erhoben sich unter den etwa fünfzig Dorfbewohnern, denen sie sich angeschlossen hatten, und das Tempo der Gruppe steigerte sich zusehends, als sie den Ort hinter sich ließen und in das offene wüstenartige Gelände hinauskamen. Zwanzig Meter weiter sah er Saries blonden Haarschopf aufleuchten, als sie mit Farrokh zu ihm eilte.
»Wir haben sieben Verletzte gefunden«, berichtete sie, als sie in Hörweite war.
»Hast du mit ihnen gesprochen? Hatten sie Kontakt mit einem Infizierten?«
Farrokh nickte. »Einer ist eine Treppe hinuntergestürzt, und einer wurde von einer Kugel getroffen. Aber die anderen wurden von Infizierten angegriffen.«
»Und alle fünf haben offene Wunden«, fügte Sarie hinzu. »Ich weiß nicht, wie sich die höhere Dosis des Parasiten auswirken wird, aber ich glaube, wir sollten auf einen schnelleren Ausbruch gefasst sein.«
»Wie lange wird es dauern?«
»Ich schätze, sieben Stunden, bis die Symptome voll ausbrechen. Acht, wenn wir Glück haben.«
»Können wir sie irgendwie von den anderen absondern?«
»Ein Amerikaner, ein Brite und eine Südafrikanerin wollen
die Familien dazu bringen, ihre verletzten Angehörigen im Stich zu lassen?«, erwiderte Farrokh. »Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird.«
»Was ist mit dir? Du bist Iraner, und die Leute kennen dich.«
»Meine Position ist sogar noch schlechter, Jon. Das ist eine sehr konservative Gegend mit nicht sehr gebildeten Menschen. Wenn diese Leute wüssten, wer ich bin, würden sie mich wahrscheinlich umbringen. Aber auch so bin ich für sie nur ein liberaler Außenseiter aus der Stadt.«
Smith wurde langsamer und blieb schließlich stehen, während die erschöpften Flüchtlinge an ihm vorbeizogen. In ihrer Not würden sie das tun, was schon ihre Vorfahren seit Hunderten von Jahren getan hatten – sie flüchteten sich in ein Gelände, in das Fremde ihnen nicht folgen konnten.
»Was ist?«, fragte Howell, während seine Hand zur Pistole in seinem Hosenbund ging. »Gibt’s ein Problem?«
Das Problem war, dass Smith keine Ahnung hatte, wohin sie gingen und ob es überhaupt sinnvoll war, was sie taten. Zweifellos flüchteten Gruppen wie die ihre in allen Richtungen aus dem Dorf – Leute, die keine Ahnung hatten, was hier überhaupt vor sich ging. Er hatte völlig die Kontrolle über die Situation verloren, und wenn die iranischen Truppen glaubten, sie könnten die Lage in den Griff bekommen, so würden sie wahrscheinlich eine böse Überraschung erleben.
»Farrokh«, sagte Smith. »Gib mir dein Telefon.«
Der Iraner machte einen zögernden Schritt zurück. »Was willst du damit? Willst du euren Militärs sagen, dass sie mein Land zerstören sollen? Um wieder einen Diktator an die Macht zu bringen?«
»Soll ich ganz ehrlich zu dir sein?«, erwiderte Smith so wütend, dass die Leute, die vorbeigingen, einen Bogen um
sie beide machten. »Ich habe keine Ahnung, was Castilla tun wird. Aber das hier wird sich ausbreiten – zuerst über den Iran, dann über die ganze Region. Im Vergleich dazu wäre ein neuer Diktator geradezu harmlos.«
»Nein!«, beharrte Farrokh, doch seine Stimme verlor bereits ihre Schärfe. »Wir können …«
»Ja – was könnt ihr tun? Ich habe nämlich den Eindruck, dass wir nichts tun, als in der Wüste herumzuirren. Oder willst du vielleicht diesen Fallschirmjägern in die Hände laufen? Willst du mit einem Haufen infizierter Leute in diese Canyons rennen und
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