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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludlum Robert
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wissen konnten, was sein Wille war. Wenn sie Bahames Ehrengast aufhielten und damit gegen den Willen ihres Führers verstießen, so wartete fast sicher ein langsamer und qualvoller Tod auf sie. Wenn der Gast allerdings nicht mit Bahames Erlaubnis handelte und sie nicht einschritten, so war ihnen der Tod ebenso sicher, und er würde nicht minder qualvoll ausfallen.
    Letztlich ließen sie sich von der Selbstsicherheit überzeugen, mit der er auftrat, und ließen ihn passieren – und er trat in einen Gang ein, der so schmal war, dass Omidi sich an manchen Stellen nur seitlich hindurchzwängen konnte. Nackte Glühbirnen hingen an Kabeln, die an der niedrigen Decke der Höhle befestigt waren, und er folgte den Lichtern und ignorierte die Seitenarme, die in die Dunkelheit führten. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit nahmen ab, je tiefer er vordrang, doch der Gestank von Blut, Exkrementen und Schweiß wurde immer penetranter. Schließlich öffnete sich der Gang in eine breite Kammer, und Omidi blieb einige Meter davor stehen, um sich erst einmal umzublicken.
    In der Kammer sah er den älteren weißen Mann, der zusammen mit dem Schwerverletzten gekommen war, den Bahame zu Tode geprügelt hatte. Er trug eine fleckige Schürze und eine Schutzbrille und war offenbar gerade dabei, eine Leiche zu sezieren. Ganz hinten war ein Hohlraum in den Fels gehauen, der mit Gitterstäben versehen war. Darin lag
ein infizierter Mann am Boden; er keuchte wie ein Tier und starrte eine äußerlich gesunde Frau an, die etwa drei Meter weiter in einem ähnlichen Käfig gefangen war.
    Als Omidi schließlich in den Raum trat, stieß der Infizierte einen lauten Schrei aus und rammte einen Arm mit solcher Wucht zwischen den Stäben hindurch, dass man das Knacken von brechenden Knochen hörte.
    Der alte Mann blickte auf, wich ein paar zögernde Schritte zurück und hob das Skalpell, mit dem er gearbeitet hatte, wie um sich zu verteidigen.
    »Ganz ruhig«, sagte Omidi auf Englisch. »Ich bin ein Freund.«
    »Ein Freund?«, stammelte der Mann. »Mein Name ist Thomas De Vries. Sie haben mich in Kapstadt entführt. Ich …«
    Der Iraner hob abwehrend die Hand und begutachtete die Ausrüstung, die dem Mann zur Verfügung stand. Die Dinge waren in schlechtem Zustand, aber offenbar noch funktionstüchtig. Da waren unter anderem ein modernes Mikroskop und ein kleiner Kühlschrank. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Herausgefunden? Ich bin kein Biologe. Ich bin praktischer Arzt im Ruhestand. Sie …«
    »Seien Sie still!«, fiel ihm Omidi ins Wort. Er hatte nicht viel Zeit. Bahames Ansprachen waren zwar intensiv, aber nicht sehr lang.
    »Helfen Sie mir, dann nehme ich Sie mit, wenn ich von hier weggehe.« Er zeigte auf die Leiche, die der alte Arzt untersucht hatte, als er hereingekommen war. »Sie müssen doch irgendetwas wissen.«
    »Ja.« De Vries blickte sich nervös um. »Es ist eine parasitäre Infektion, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Malaria hat. Wenn der Erreger in den Blutkreislauf kommt, sammelt er
sich im Kopf an; dort bringt er die Kapillargefäße um die Haarfollikel zum Platzen und greift das Gehirn an.«
    »Wird er auf diese Art übertragen?«, fragte Omidi. »Über die Blutung?«
    »Ja … Ja, ich denke schon. Es finden sich hohe Konzentrationen im Blut, und der Parasit tritt durch Risse in der Haut und vielleicht über die Augen ein, aber da bin ich mir nicht sicher.«
    »Wie lange?«
    »Was?«
    »Wie lange dauert es, bis die Wirkung einsetzt?«
    »Bringen Sie mich zurück nach Kapstadt? In meine Heimatstadt?«
    »Ich bringe Sie nach Entebbe und besorge Ihnen einen Platz in einem Linienflugzeug«, antwortete Omidi und bemühte sich, seine Verachtung für diesen Nachkommen der christlichen Eroberer zu verbergen, die Afrika und fast die ganze Welt unterjocht hatten.
    De Vries nickte. »Das ist schwer zu beantworten. Das einzige Opfer, das ich bis jetzt beobachten konnte, zeigte nach ungefähr zehn Stunden erste Anzeichen von Unruhe und Verwirrung. Aber es scheint da große Unterschiede zu geben. Ich würde sagen, dass die Symptome nach sieben bis fünfzehn Stunden einsetzen. Danach schreitet die Krankheit schnell voran. Die Betroffenen werden immer unruhiger, ungefähr drei Stunden nach den ersten Symptomen fangen sie an zu bluten, und dann scheinen sie auch sofort gewalttätig zu werden.«
    »Und der Tod?«
    »Ungefähr achtundvierzig Stunden nach dem vollen Ausbrechen der Symptome, obwohl anscheinend die meisten an ihren

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