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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludlum Robert
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der Hütten stand in Flammen. Omidi wandte sich Bahame zu und sah, wie sich das Feuer in seinen Augen spiegelte, die glasig waren vom Rausch der Macht. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass der Afrikaner seinen Leuten nichts vorspielte, um sie an sich zu binden. Der Mann glaubte wirklich an seine göttliche Kraft.
    Das Schreien eines Kindes drang aus der brennenden Hütte, und ein infizierter Mann stürmte hinein, als wolle er das arme Ding retten. Im nächsten Augenblick verstummte das Kind. Als der Mann wieder auftauchte, brannte sein langes blutbeflecktes Gewand. Trotzdem schloss er sich sofort wieder dem Kampf an und sprintete hinter einer Frau her, die sich in ein Gehege voller aufgescheuchter Ziegen flüchtete. Er hätte sie fast noch erwischt, ehe er mit den Händen an dem klapprigen Zaun in den Flammen verbrannte.
    Omidi kroch unter dem Busch hervor, während die restlichen Dorfbewohner überwältigt wurden. Es war jedoch nicht mehr ein kleines Dorf in Uganda, das er vor sich sah – nein, er sah New York, Chicago und Los Angeles. Was für ein Bild.

Kapitel achtunddreißig
    NORDUGANDA
    24. November, 19:06 Uhr GMT + 3
     
     
    Caleb Bahame ging vom Gas und ließ etwas Abstand zu dem schwerfälligen Lastwagen, der zwanzig Meter vor ihnen abbog. Panisch lugten die Gesichter der Dorfbewohner, die sie gefangen genommen hatten, durch die Löcher im Anhänger, schnappten nach Luft und versuchten zu verstehen, was ihnen und ihren Familien gerade widerfahren war.
    Alle waren verletzt, wenn auch nur leicht. Die schwer verletzten Dorfbewohner waren an Ort und Stelle exekutiert und ihre Leichen verbrannt worden. Die wenigen, die den Kontakt mit den Infizierten hatten vermeiden können, hatte man fliehen lassen, damit sie die Kunde von Bahames Macht und Zauber verbreiten konnten.
    Am schlimmsten waren die Leichtverletzten dran. Sie waren in den Lastwagen getrieben worden, um die Infizierten zu ersetzen, die im Dschungel verschwunden waren und dort sterben würden.
    Bahame wusste inzwischen, wie lange es dauerte, bis die Infektion zum Tod führte, und wie weit seine Dämonen zu Fuß kamen. Er achtete darauf, nur Dörfer anzugreifen, die so abgelegen waren, dass sich der Erreger nicht ungehemmt ausbreiten konnte.
    Details interessierten den Afrikaner dabei aber nur wenig. Konnten auch Tiere den Parasiten verbreiten? Gab es Variationen in der Art und Weise, wie er das Gehirn angriff? Konnten Mutationen entstehen? Was war, wenn einer der
Infizierten einen Hirten oder einen Wanderer angriff, der dann in sein Dorf zurückkehrte?
    Auf all diese wichtigen Fragen kam immer die gleiche Antwort: Bahame versicherte, dass seine Spione jeden Infizierten erkennen und töten würden, der es schaffte, seiner behelfsmäßigen Quarantäne zu entkommen.
    Dieses System mochte eine Zeit lang in Afrika funktionieren, aber um den Parasiten in Europa oder Amerika einzusetzen, würde man viel durchdachter vorgehen müssen.
     
    Eine halbe Stunde später erreichten sie das Lager unter dem ohrenbetäubenden Jubel von Bahames Soldaten. Sie umringten den Jeep und verstummten erst, als ihr Führer aufstand und die Arme hob. Er sprach von ihrem unaufhaltsamen Vormarsch und ihrem glorreichen Sieg, und seine volle Baritonstimme übertönte das Summen aus dem Dschungel und das Flehen der Leute, die in dem glühend heißen Lastwagen zusammengepfercht waren.
    Omidi stieg aus dem Jeep und schlängelte sich zwischen Bahames gebannten Soldaten hindurch. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihm, dass nicht nur die zerlumpten Kindersoldaten völlig verzaubert waren – nein, auch Bahame selbst schien ganz in seine eigene Illusion versunken. Ein idealer Moment, um sich ein bisschen umzusehen.
    Der Iraner kam zu einer Höhle, die von elektrischen Lichtern erhellt war. Zwei Wächter standen beim Eingang, der eine ein höchstens zwölfjähriger Junge, der andere etwas größer, doch ihm schien übel zu sein von den Abgasen des Dieselgenerators, neben dem er stand.
    Omidi ignorierte die beiden und runzelte nur abweisend die Stirn, als sie etwas in ihrer Muttersprache sagten. Zweifellos war ihnen nicht entgangen, dass er Bahames besondere
Gunst genoss, also standen sie mit weit aufgerissenen Augen da und wussten nicht, ob sie versuchen sollten, ihn aufzuhalten.
    Ein psychopathischer charismatischer Führer konnte sich darauf verlassen, dass seine Anhänger ängstlich darauf bedacht waren, seinem Willen zu entsprechen. Das Problem dabei war, dass sie nicht immer genau

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