Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
dauerte und besonders im Winter sehr beschwerlich war, sparte man auf diese Weise doch die enormen Frachtzölle, die am Fluß erhoben wurden.
    Seit seiner ersten Fahrt zur Mühle vor langer Zeit war die hellhaarige, elfenhafte, kleine Sara seine beste Freundin gewesen. Als sie noch jünger waren, stahlen sie sich nachmittags heimlich fort, um miteinander zu spielen. Dann trafen sie sich irgendwo auf dem schmalen Treidelpfad, der flußabwärts in die Stadt führte. Jetzt, da sie das ungeheure Alter von fünfzehn erreicht hatten, hatten ihre Spiele jedoch eine neue und ernste Wendung genommen. Anvar war verliebt, und er hatte keine Zweifel daran, daß Sara ebenso empfand. Beide Elternpaare ließen die beiden jungen Leute gewähren. Torl, Anvars Vater, und Jard, der Müller, sahen beide einen Vorteil darin, die beiden Geschäfte eines Tages zusammenzulegen, und die Mütter hatten bei dieser Angelegenheit natürlich nichts zu sagen.
    Anvar lächelte, und er dachte immer noch an Sara, als er oben auf dem Hügel angekommen war und den knarrenden Wagen auf die Hauptstraße lenkte. Nexis lag hinter einem eisigen Nebel verborgen, der grau und undurchdringlich unter ihm über dem bewaldeten Tal waberte. Nur die schimmernden, weißen Türme und die Kuppel der Akademie, die hoch oben auf ihrem steinigen Felsvorsprung über dem Rest der Stadt thronte, hoben sich aus dem Nebel heraus. Anvars Lächeln verwandelte sich bei diesem Anblick in ein finsteres Stirnrunzeln. Da oben schliefen sie sicher noch, dachte er. Schnarchten auf mit Schwanendaunen gefüllten Matratzen, während ehrliche Leute schon vor Tagesanbruch aufstanden, um ihren Arbeiten nachzugehen! Sein Vater hatte nichts übrig für das Maguschvolk; arrogante Parasiten waren sie seiner Meinung nach und eine Beleidigung für jeden anständigen Menschen. Das war eine in Anvars Nachbarschaft geläufige Betrachtungsweise, die er niemals in Frage gestellt hatte, obwohl ihm aufgefallen war, daß die Männer in den Schankstuben nur mit gedämpften Stimmen darüber sprachen und sich nervös über die Schulter sahen, wenn es um die Magusch ging.
    Plötzlich gelangten Anvars Tagträumereien zu einem jähen Ende, als das alte Pferd scheute und bei dem Klang fremder Hufschläge die Ohren anlegte. Jemand kam hinter ihm den Hügel herauf, und dieser Jemand galoppierte gefährlich schnell über den vereisten Weg. Er seufzte und lenkte den Karren vorsichtshalber zur Seite. Wahrscheinlich war es ein Kurier, der zur Garnison wollte, zur Akademie oder zum Viertel der Kaufleute, und Anvar wußte es besser, als den Geschäften Höhergestellter im Weg zu sein.
    Das Pferd war am Ende seiner Kräfte. Als es vorübergaloppierte, konnte Anvar das Pfeifen seiner gequälten Lungen trotz des Hufgedonners hören. Er sah auch kurz die schweißüberströmten, blutbefleckten Flanken des Tieres, als es an ihm vorbeistob, und hörte, wie der stämmige Reiter das Pferd verfluchte, während er mit den Zügeln auf das Tier eindrosch. Dieses Schwein! Anvar kochte innerlich, erzürnt über diese grausame Behandlung. Er drängte sein eigenes Pferd mit sanfter Hand voran, als könne er durch seine Freundlichkeit irgendwie wieder wettmachen, was er gerade beobachtet hatte. Dann hörte er, wie der Hufschlag, der sich bereits entfernt hatte, jäh aussetzte. Mit einem grausig dumpfen Dröhnen stürzte das Pferd zu Boden; dann setzte ein Schwall wilder Flüche ein.
    Anvar kam mit seinem Karren um die Kurve und sah die düstere Masse des toten Pferdes am Straßenrand liegen. Der Junge kochte immer noch vor Wut. Der große Kerl, der das Pferd geritten hatte, stand nun darübergebeugt, vollkommen unversehrt, aber offensichtlich so außer sich, daß er die Luft mit seinen Verwünschungen versengte. Anvar konnte vor Zorn kaum an sich halten. Ohne die Konsequenzen seines Tuns zu bedenken, sprang er vom Wagen und stürzte sich auf den großen, bärtigen Reiter. »Bastard!« schrie er. »Du bist ein niederträchtiger Bastard!« Der Mann ignorierte ihn vollkommen, bis sein Blick plötzlich auf die Karre fiel. Dann fegte er Anvar mit beiläufiger, verächtlicher Stärke aus dem Weg, lief zu Lazy hinüber und zog einen Dolch aus dem Gürtel, um dem alten Pferd die Zugriemen abzuschneiden.
    Anvar zog sich mühsam aus dem Straßengraben heraus, entsetzt über das Ergebnis seiner Torheit. »Nein!« schrie er und stürzte sich abermals auf den wahnsinnigen Reiter. Ein heftiger Schlag schleuderte ihn zu Boden. Der große Mann warf nun

Weitere Kostenlose Bücher