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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ernst.
    Anvars Familie wohnte direkt über Torls Bäckerei, in der Brot, Kuchen und Pasteten gebacken wurden. Ihre Ware verkauften sie auf dem kleinen Markt, der täglich auf dem nahe gelegenen Marktplatz stattfand. Normalerweise erfüllte der Duft frisch gebackener Brotlaibe die Straße, aber heute war das anders. Als er sich dem Haus näherte, konnte Anvar die wütende Stimme seines Vaters hören und biß sich nervös auf die Lippen. Er würde Ärger bekommen, soviel stand fest. Er steuerte den Wagen vorsichtig durch die schmale Gasse, die zu dem kleinen Stall hinter dem Haus führte und brachte Jards Pferd in Lazys Box unter. Es hatte keinen Sinn, die Sache vor sich herzuschieben. Je später er kam, um so wütender würde Torl sein. Also straffte er die Schultern, ging quer über den Hof und trat widerwillig in die Backstube ein. Er hoffte, sein Vater würde ihm eine Chance geben, alles zu erklären.
    Torl war nicht in der Stimmung für Entschuldigungen. »Aber es war nicht meine Schuld!« flehte Anvar ihn an. »Er hat mich einfach niedergeschlagen und das Pferd genommen …«
    »Und du hast das einfach so zugelassen! Das Tier ist unser Lebensunterhalt, du dummer Kerl! Weißt du, was du getan hast? Weißt du das?« Torl hob seine riesige Faust; sein Arm war von dem jahrelangen Stemmen der Mehlsäcke und dem Kneten von zähem Teig sehnig und muskulös. Anvar duckte sich, aber der Schlag traf ihn an der Schulter und schleuderte ihn in die Ecke, wo er im Fallen einen Stapel leerer Brotbleche umwarf.
    »Unbeholfener Narr!« Sein Vater kam wie ein drohender Schatten auf ihn zu, zerrte ihn auf die Füße und schlug abermals zu. »Bleib, wo du bist, du!« Der Bäcker begann, sich seinen Gürtel abzuschnallen.
    »Laß den Jungen in Ruhe, Torl. Es war nicht seine Schuld.« Großvaters Stimme war voll ruhiger Autorität. Anvar, der sich seine blauen Flecken rieb, sackte angesichts der unerwarteten Rettung vor Erleichterung zusammen. Der alte Mann war der einzige Mensch, der sich Torls Temperament, wenn er in einer solchen Stimmung war, widersetzen konnte.
    Großvater war Anvars Vertrauter, sein Lehrer, Beschützer und Freund; ein Koloß von einem Mann mit dichtem, weißem Haarschopf, freundlichem Gesichtsausdruck und stoppeligem Schnurrbart. Er war früher von Beruf Zimmermann gewesen, und seine Hände mit den dicken Fingern konnten Wunder wirken, wenn er die komplizierten, zarten Schnitzereien anfertigte, die so sehr gefragt waren. Auf diese Weise hatte er der Familie im Laufe der Jahre so manchen willkommenen Pfennig eingebracht, aber sehr zu Torls heftigem Mißfallen verschenkte er ebenso viele Stücke, wie er verkaufte. Der alte Mann, im Herzen ein Bauer, war nach dem tragisch frühen Tod seiner Frau, einer legendären Köchin, zu seinem Sohn gezogen. Torls Mutter war es auch gewesen, die ihrem Sohn all das beigebracht hatte, was seine Backwerke heute so begehrt machte. Viele Jahre lang hatte Großvater versucht, seinen Gram in der Arbeit zu ersticken, aber nun war er zufrieden damit, sich auszuruhen, seine Enkelsöhne zu genießen und sie die schon fast vergessenen, einfachen Werte seiner eigenen Jugend zu lehren. In Anvar hatte er einen willigen Schüler, aber Bern, der jüngere Bruder, war ganz der Sohn seines Vaters, angefangen bei seiner dunklen, stämmigen Erscheinung bis hin zu seiner Liebe zum Geschäft und der Sucht nach Gewinn.
    Torl machte ein finsteres Gesicht. Dann ließ er Anvar los, um sich Großvater zuzuwenden. »Du hältst dich da raus, alter Mann!«
    »Das glaube ich nicht, Torl. Diesmal nicht.« Großvater stellte sich zwischen den zornigen Bäcker und sein Opfer. »Du bist zu hart mit dem Jungen.«
    »Und du verziehst ihn, du und seine Mutter! Kein Wunder, daß der Junge nichts taugt!«
    »Und ob er etwas taugt – er taugt sogar zu vielem, wenn du ihm nur eine Chance geben würdest«, sagte Großvater fest. »Statt deinen Zorn an ihm auszulassen, solltest du besser zur Akademie hinaufgehen und feststellen, was aus dem Pferd geworden ist.«
    »Was? Ich soll durch die ganze Stadt gehen und dann noch zur Akademie hinauf? Hast du den Verstand verloren, Vater? Wegen dieses Idioten hier haben wir heute schon genug Zeit verschwendet!«
    »Das ist Unsinn, Torl. Du kannst Jards Pferd nehmen, und vielleicht ist der Ritt die Zeit ja wert. Es kann nicht schaden, deinen Namen oben in der Akademie bekannt zu machen – die essen nämlich auch Brot, weißt du. Wir können schon mit dem Backen anfangen, während

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