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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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»Das habe ich aus der besten Quelle.« Sie lächelte und erinnerte sich an ihren Freund, den Leviathan. Dann blickte sie verträumt nach Norden, als versuche sie mit ihrem Blick, die vielen Meilen bis hin zu den sengendheißen Ländern des Himmelsvolkes zu überbrücken.
     
    Aerillia, die Stadt der Geflügelten, war in dem höchsten Gipfel des nördlichen Gebirgszuges gehauen. Der Palast, ein luftiges Gebilde aus Türmchen und Terrassen, lag auf dem und innerhalb des höchsten Gipfels, und Rabes Turmzimmer bot einen atemberaubenden Blick über die ganze Stadt. In diesem Augenblick sah sie aus dem Fenster und schaute über die verschneiten Felsspitzen unter sich und die Lichter, die in der klaren, eisigen Luft scharf blinkten. Ihre Schultern waren zusammengesunken, so daß ihre großen Schwingen herabhingen und ihre glänzenden, irisierenden, schwarzen Spitzen ungehindert über den Boden schleiften.
    »Rabe?« Die Prinzessin wirbelte mit finsterer Miene herum.
    »Geh weg, Mutter! Ich weigere mich, den Hohepriester zu heiraten, und das ist mein letztes Wort in dieser Sache.«
    »Das ist es nicht!« Kummer und Bedrängnis hatten neue Linien auf Flammenschwinges Gesicht gezeichnet, aber die Stimme der Königin hatte noch immer ihren gewohnten herrischen Klang. Sie ging in dem kleinen, kreisförmigen Zimmer auf und ab, und ihre rotgoldenen Schwingen raschelten, während ihr Gesichtsausdruck gleichzeitig abwehrend und wütend war.
    »Du wirst tun, worum man dich bittet«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Du bist eine Prinzessin von königlichem Blut, Rabe; die Tochter einer Königin. Du bist in dem Sinne erzogen worden, daß du deinem Volk und dem Thron gegenüber Verantwortung hast, von denen eine darin besteht, daß du eine vorteilhafte Heirat eingehen mußt.«
    »Zu wessen Vorteil soll diese Heirat denn sein?« rief Rabe. »Zu meinem? Zu deinem? Wenn ich dieses korrupte alte Ungeheuer heirate, wer wird dann wirklich davon profitieren? Nur er, und das ist alles! Er kann nichts tun, um uns zu helfen, Mutter. Er betrügt dich, dich und unser ganzes Volk. Er hat keinen Einfluß auf den Himmelsgott. Haben seine Opfer denn irgend etwas bewirkt? All diese Menschen, die sterben mußten – Menschen unseres Volkes, das zu beschützen wir geschworen haben! Verschwendet, und noch immer lastet das Grauen dieses ungewöhnlichen Winters auf uns. Und nun besteht sein Preis für unsere Rettung in meiner Hand. Wodurch er zufällig eine unangreifbare Machtposition erlangen wird. Erkennst du denn nicht, daß er ein Betrüger ist? Wie kannst du nur so dumm sein?«
    »Wie kannst du es wagen!« Der Klang des Schlages, den sie Rabe versetzte, schien in der anschließenden Stille noch widerzuhallen. Rabe taumelte entsetzt zurück und preßte sich die Hand aufs Gesicht; Tränen standen in ihren großen, dunklen Augen. Noch nie zuvor hatte Flammenschwinge die Hand gegen ihre geliebte Tochter erhoben.
    »Mutter, bitte.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Du kennst doch die Sitten unseres Volkes. Wenn wir heiraten, dann ist es für das ganze Leben. Wenn ich also Schwarzkralle zum Mann nehme, werde ich den Rest meiner Tage im Elend verbringen – mit jemandem, den ich fürchte und verachte. Obwohl Prinzessinnen passend heiraten müssen, hatte sich einem solchen Ansinnen bisher noch nie eine Prinzessin zu fügen. Ich bitte dich, zwing mich nicht, ihn zu heiraten. Er ist böse, und ich weiß es.«
    Flammenschwinge seufzte. »Kind, niemals in unserer Geschichte, nicht seit der Verheerung, haben wir uns in solcher Gefahr befunden. Noch nie hat es eine so plötzliche und unerbittliche Kälte gegeben. Nichts wächst mehr auf unseren Terrassen. Alle Tiere sind tot oder in wärmere Länder geflüchtet. Dieser Winter tötet alles, was er berührt. Schwarzkralles Fürsprache ist unsere einzige Hoffnung. Unser Volk stirbt, Rabe! Es schmerzt mich mehr, als ich sagen kann, aber ich habe keine andere Wahl. Morgen wirst du Schwarzkralle heiraten, und damit ist die Sache erledigt. Und jetzt – er möchte mit dir sprechen, und du wirst höflich zu ihm sein. Dein Volk braucht dich, Rabe. Du wurdest zur Prinzessin erzogen – jetzt benimm dich auch wie eine!« Sie rauschte schnell aus dem Zimmer heraus, als wäre der Anblick ihrer Tochter zusammen mit dem Hohepriester mehr, als sie ertragen konnte.
    Schwarzkralles Kopf war kahl und über und über mit geheimnisvollen Bildern und magischen Symbolen bemalt. Sein Gesicht war ausgemergelt und grausam, mit

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