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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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einer Hakennase und brennenden, fanatischen Augen. Seine Flügelfedern waren von einem dumpfen, staubigen Schwarz, und seine Roben paßten sich ihrer Farbe vollkommen an. Seine Arroganz in Gegenwart einer königlichen Prinzessin war eine solche Unverschämtheit, daß Rabe ihn am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte.
    »Ich bin gekommen, um meiner Braut am Vorabend ihrer Hochzeit meine Aufwartung zu machen«, sagte er grinsend. »Wie hübsch du aussiehst, meine Liebe. Ich kann es kaum erwarten.« Er streckte eine gierige Hand aus, um sie zu berühren, und Rabe trat hastig zurück und zückte ihren Dolch.
    »Rühr mich nicht an!« fauchte sie. »Ich würde lieber sterben, als dich zu heiraten, du widerlicher, alter Aasgeier.«
    Der Hohepriester lächelte, aber auf seinem Gesicht zeigte sich kein Humor. »Wie hübsch«, sagte er. »Was für ein kleiner Hitzkopf! Wie froh ich bin, daß du so empfindest. Das wird deine Eroberung nur um so vergnüglicher machen.«
    »Rechne nicht zu fest damit«, gab Rabe durch zusammengebissene Zähne zurück.
    »Und ob ich das tue, meine Liebe. Sobald du die meine bist, werden ein paar kräftige Peitschenhiebe dein Temperament schon bändigen.«
    Rabe keuchte. »Das würdest du niemals wagen!«
    »Ich würde es kaum wagen, der Prinzessin mit Gewalt zu begegnen, o nein.« Schwarzkralle zog die Schultern hoch. »Wie ich jedoch meine Gemahlin züchtige, das ist meine eigene Angelegenheit – wie du schon bald feststellen wirst. Angenehme Träume, meine kleine Braut. Schlaf gut, solange du noch die Gelegenheit dazu hast!«
    Nachdem Schwarzkralle gegangen war, verschwendete Rabe nur wenige Minuten damit, zu weinen. Die Zeit war plötzlich zu kostbar dafür geworden, denn sie wußte, daß ihre einzige Hoffnung in der Flucht bestand. Etwa eine Stunde lang ging sie hinter ihrer verschlossenen Tür auf und ab, um einen Plan zu schmieden. Sie wußte, daß es ihnen niemals in den Sinn kommen würde, daß sie weglaufen könnte. Den Geflügelten war es durch ein uraltes Gesetz verboten, ihr Bergkönigreich zu verlassen. Rabe hatte sich oft gefragt, warum das so war, aber niemand schien fähig oder willens, ihr eine Antwort darauf zu geben. Falls jemand dennoch fortging, war er automatisch zum Tode verurteilt, falls er je versuchen sollte, zurückzukehren, und dieses Verbot war ihrem Volk so in Fleisch und Blut übergegangen, daß keiner aus dem Geschlecht der Geflügelten es normalerweise auch nur in Betracht zog, das Reich zu verlassen. Schon der bloße Gedanke daran war genug, um Rabes Hände zittern zu lassen, so daß ihre Vorbereitungen zweimal so lange dauerten, wie es sonst der Fall gewesen wäre.
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte Rabe fest zu sich selbst, als sie Brot und Fleisch von ihrem unangetasteten Abendessen in eine kleine Tasche füllte, die sie an ihrem Gürtel befestigte. Dann fischte sie ihre Armbrust aus ihrem Versteck unter dem Bett hervor, flocht sich ihre ungebärdige Wolke feinen, dunklen Haares und zog ihre Flugkleidung an – einen schwarzen, gefalteten Lederrock, der ihren Gliedmaßen genügend Bewegungsfreiheit gab, und dazu lederne Sandalen, deren Riemen bis an ihre Knie heraufreichten. Sie beschloß, sich mit nichts sonst zu belasten. Rabes Rasse war normaler Kälte gegenüber unempfindlich, und sie hoffte, schnell genug der Kälte dieses unnatürlichen Winters entfliehen zu können. Dann steckte sie sich noch ihren Dolch in den Gürtel und ging zum Fenster hinüber. Es bereitete ihr keine Probleme, sich vom Fenstersims herabzuschwingen. Das hatte sie seit ihrer Kindheit oft genug getan, nachdem ihr aufgefallen war, wie reizvoll unerlaubte Flüge sein konnten. Ausnahmsweise war sie nun einmal froh darüber, daß ihre Mutter darauf bestanden hatte, daß sie ihren Teil an der lästigen Bürde der Palastverwaltung übernahm. Sie kannte die Position jedes Wachpostens in der Stadt, und, was noch wichtiger war, sie wußte, wie man ihnen aus dem Wege ging.
    Wieder einmal war einer dieser unvorhersehbaren Schneestürme aufgekommen, und Rabe zuckte angesichts des furchtbaren Wetters draußen zusammen. Aber obwohl es schierer Wahnsinn war, hieß es nun: jetzt oder nie! Wenn man sie erwischte, waren die Konsequenzen unausdenkbar. Als sie auf das Fenstersims kletterte, zögerte Rabe noch einen Augenblick, plötzlich überwältigt von der Ungeheuerlichkeit des Schritts, den sie zu tun im Begriff war. Falls ihre Mutter doch recht hatte, betrog sie ihr ganzes Volk. Außerdem war

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