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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sie ihm die Schuld an Forrals Tod gab, mußte sie ihn doch sicher hassen? Anvar warf sich gequält von Schuldgefühlen und Trauer unruhig hin und her. Es dauerte eine ganze Stunde, bevor er endlich einschlief, aber die Magusch kehrte nicht zurück.
     
    Aurian saß noch bis spät in die Nacht hinein da, starrte blind in die Sterne und versuchte, mit ihren Schuldgefühlen und ihrer Verwirrung fertig zu werden. Ihr wütender, unbeherrschter Ausbruch Anvar gegenüber hatte sie entsetzt. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, ihn zu beschuldigen – die Worte waren aus dem Nichts gekommen. Gebe ich ihm wirklich die Schuld? dachte sie. War das die ganze Zeit in meinem Hinterkopf? Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken aufgeschreckt, als sie aus den Augenwinkeln eine verstohlene Bewegung in der Dunkelheit hinter sich bemerkte. Die Magusch griff schnell nach ihrem Schwert und hielt den Atem an, als plötzlich eine Gestalt vor ihr stand.
    »Forral!« Der Aufschrei gefror in Aurians Kehle, als er einen Schritt auf sie zu machte. Dieses bleiche Gespenst war nicht der fröhliche, lebendige Mann, den sie gekannt und geliebt hatte. Sein Bild flackerte und war seltsam durchscheinend und verschwommen in dem trügerischen Funkeln, das sie vor sich sah. Sein geisterhaftes Gesicht war traurig. Aurian spürte, wie sie selbst vor Scham errötete, als sie seine barsche Stimme in ihren Gedanken hörte.
    »Das war nicht sehr fair Anvar gegenüber, oder, mein Liebes? Ich dachte, ich hätte dich Besseres gelehrt, als deine Zeit damit zu verschwenden, Schuld zu verteilen. Das Böse, das von Miathan ausgeht, verbreitet sich, und das ist nicht der richtige Weg, damit umzugehen!«
    »Ich weiß. Es tut mir leid«, flüsterte sie unglücklich. Die geisterhafte Gestalt lächelte, und Forrals Gesichtsausdruck wurde weicher, als sich ein sehnsüchtiger, liebevoller Blick in seinen Augen zeigte. Dann winkte er ihr zu und wandte sich zum Gehen.
    »Forral, warte!« Aurian zog sich mit Hilfe ihres Stabes hoch und humpelte hastig hinter ihm her, wobei sie ihm in die Dunkelheit der verlassenen Stadt hinein folgte.
    Sie konnte ihn nicht einholen. Ganz gleich, wie schnell Aurian zu humpeln versuchte, Forrals Schatten hielt immer dieselbe Entfernung von ihr, obwohl er nie ganz aus ihrem Blick verschwand. Schließlich blieb er stehen, und als er sich zu ihr umdrehte, bemerkte sie, daß sie den rätselhaften, kegelförmigen Bau erreicht hatten, der das Zentrum und das Herz von Dhiammara bildete. Die summende Energie, die dem Gebäude entströmte, schien in jedem einzelnen ihrer Knochen zu vibrieren, aber sie hielt ihren Blick fest auf die geliebte Gestalt gerichtet. Mit ausgestreckter Hand humpelte sie zu ihm hinüber, denn sie sehnte sich so sehr danach, ihn noch einmal zu berühren.
    »Nicht!« Die Warnung war scharf genug, um sie aufzuhalten, obwohl Forrals Stimme sehr sanft geklungen hatte. Er schüttelte den Kopf, und sein Gesichtsausdruck zeigte tiefsten Schmerz. »Du kannst mich nicht berühren, Kleines. Ich habe ohnehin schon die Regeln gebrochen, indem ich zu dir gekommen bin.« Er lächelte kläglich. »Aber wir hatten ja nie viel im Sinn mit Regeln, wir beide, nicht wahr?«
    »Aber ich möchte bei dir sein!« Ihre Stimme brach mit einem Schluchzen.
    »Ich weiß. Oh, mein liebster Schatz, wie sehr ich dich vermißt habe! Aber ich neide dir dein Leben nicht, ebensowenig, wie ich es unserem Kind neide. Außerdem trägst du eine ungeheure Verantwortung. Die Zeit, die vor dir liegt, wird nicht leicht sein, aber ich weiß, daß du es schaffen wirst.« Sein Gesicht leuchtete vor Stolz. »Ihr habt den Mut und die Entschlossenheit, um zu obsiegen, du und der junge Anvar.«
    Forrals Worte wurden allmählich leiser, während er sprach. Sein Schatten schien sich aufzulösen und wie Rauch im Wind von ihr weggetragen zu werden. »Verlaß mich nicht!« rief Aurian voller Angst, als sein Bild verblaßte.
    »Sie rufen mich zurück.« Seine Stimme schien nun weit entfernt zu sein. »Kümmere dich gut um unser Kind, mein Liebes, … und denk daran … ich liebe dich … Aber ich bin nicht mehr da …«
    »Nein!« Aurian stürzte sich auf den Platz, auf dem er vor kurzem noch gestanden hatte. »Ich liebe dich auch, Forral«, flüsterte sie. Dann lehnte sie ihren Kopf an die kühle, summende Mauer des Gebäudes und gab sich ihrem Schmerz hin, bis ihr Körper von Schluchzen geschüttelt wurde.
    Später wußte sie nicht mehr, wie lange sie dort geweint hatte. Aber es konnte

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