Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
Zeitzauber beibringst!«
Der Archivar zögerte. »Du mußt zuerst mit Miathan darüber sprechen«, sagte er schließlich. »Er ist für deine Ausbildung verantwortlich, und dein Stundenplan ist ohnehin schon übervoll.«
»Oh, das ist kein Problem«, erwiderte Aurian. »Ich finde immer noch ein wenig Zeit. Genau betrachtet, kann ich vielleicht genau das tun, wenn du mich den Zauber lehrst.«
Finbarr brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was sie meinte, und als er es verstanden hatte, wurde sein Blut plötzlich eiskalt. »Aurian! Wage es nicht, auch nur darüber nachzudenken, mit der Zeit herumzuspielen! Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie gefährlich das werden kann? Nur die Götter wissen, welchen Schaden du damit anrichten kannst!«
Aurian tätschelte seinen Arm. »Schon gut, Finbarr. Ich habe doch nur Spaß gemacht.« Aber der Blick in ihren Augen war immer noch ausgesprochen nachdenklich.
»Hör zu«, sagte Finbarr, der hoffte, auf diese Weise das Thema wechseln zu können. »Meiriel und ich würden uns freuen, wenn du heute abend mit uns ißt. Sie sagt, daß sie dich in letzter Zeit überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommt.«
Aurian machte ein langes Gesicht. »Oh, heute abend kann ich nicht. Ich muß mich unbedingt mit diesen Büchern über Wettermagie beschäftigen, die du für mich herausgesucht hast. Miathan war mir zwar eine Hilfe, aber Eliseth ist die Spezialistin, und da sie mir so ungern etwas beibringt, muß ich mir die Theorie zusammensuchen, wo ich nur kann. Wenn ich doch nur in die Kuppel könnte, um dort zu üben. Aber sie hat immer irgendeine Entschuldigung. Es ist so frustrierend!« Sie schlug mit der Faust auf den Tisch.
Finbarr blinzelte. »Ich wußte ja gar nicht, daß du mit Wettermagie angefangen hast«, sagte er.
»Nun, ich brauchte etwas, womit ich meine Zeit ausfüllen konnte, nachdem ich aufgehört hatte, mit Bragar Feuermagie zu studieren.«
Der Archivar runzelte die Stirn. »Ja, davon habe ich gehört. Mein liebes Kind, meinst du nicht, daß es ein wenig unklug war, mit Bragar zu streiten?«
»Was soviel heißen soll, daß du es für unklug hältst, ja?« Aurian warf ihm einen finsteren Blick zu. »Bragar ist ein Esel! Er hält sich für einen solchen Experten, aber er weiß so gut wie gar nichts über Feuermagie. Ich habe alles gelernt, was er mir überhaupt beibringen konnte, und wenn es ihm nicht gefallen hat, daß ich ihm genau das gesagt habe, dann ist das eben sein Problem!«
»So, wie mir die Geschichte erzählt wurde, warst du extrem taktlos«, tadelte Finbarr sie, »und ich gebe dir den guten Rat, dich zu entschuldigen. Denke an meine Worte, es ist nicht gut, Bragar zum Feind zu haben.«
Aurian zuckte die Achseln. »Ich habe keine Zeit, mich um Bragars Mißmut zu kümmern. Er wird schon darüber hinwegkommen. Finbarr, bitte, bringst du mir diesen Zauber bei?«
»Meinst du nicht, du hast schon genug auf deinem Stundenplan stehen? Du nutzt doch schon jeden Augenblick, den die Götter schicken, zur Arbeit. Wenn du nicht zu beschäftigt bist, um zu essen, dann vergißt du es einfach – und ich sehe die ganze Nacht Licht in deinen Räumen brennen. Findest du nicht, du solltest dir ab und zu Zeit für eine kleine Pause nehmen? Oder sogar einmal schlafen, um Himmels willen?«
»Mir geht’s doch blendend!« Aurians Gesicht wurde plötzlich ernst. »Finbarr, ich möchte, daß Miathan stolz auf mich ist. Er ist so gut zu mir gewesen – er war für mich wie der Vater, den ich nie gekannt habe. Meine einzige Möglichkeit, das wiedergutzumachen, ist, die beste Magusch zu werden, die je gelebt hat – und genau das werde ich tun.« sie biß die Zähne zusammen und nahm den sturen Gesichtsausdruck an, den Finbarr genausogut kannte wie alle anderen in der Akademie, angefangen von den Dienstboten bis hin zum Erzmagusch. Der Archivar seufzte. Meiriels Sorgen waren berechtigt. Aurian war mittlerweile regelrecht besessen von ihrer Arbeit. Sie vergaß zu essen und zu schlafen und übte viel zu großen Druck auf die inneren Energien aus, die die Quelle ihrer magischen Kräfte waren. Es zeigten sich bereits die ersten Warnzeichen. Ihr Gesicht war bleich und wirkte ausgezehrt, und ihre Haut schien in innerem Licht zu schimmern. Ihre grünen Augen waren verschwommen, ihr Blick bohrend.
Im letzten Sommer, als Finbarr Aurian zu einem Besuch bei ihrer Mutter begleitet hatte, hatte er versucht, Eilins Unterstützung zu gewinnen, um sie zu überreden, etwas kürzer zu treten,
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