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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Forral verloren. »Ich …« stammelte er. Was immer er hatte sagen wollen, wurde vom Donner der Hufschläge übertönt, als eine Kompanie Soldaten auf den Platz geritten kam. Endlich rückte also auch die Truppe an. Forral wandte sich wieder an Aurian. Sie sah ihn immer noch an, stolz und kompromißlos und mit einer herausfordernden Frage in den Augen. Der Schwertkämpfer grinste und schlug ihr hart auf die Schulter – die typische, kameradschaftliche Geste zwischen Kriegern. Er kicherte, als er sah, wie ihre Augen sich vor Überraschung weiteten. »Gut gemacht, Mädchen!« sagte er zu ihr. »Wirklich gut gemacht! Du hast den Tag gerettet!«
     
    Eine Stunde später versammelte sich in dem privaten Speisezimmer des Flinken Hirschen eine ernste Konferenz der Führer. Das Zimmer war warm vom Lampenlicht, denn am Himmel hingen immer noch die schweren, schwarzen Wolken von Aurians Unwetter und verdüsterten den Sommernachmittag. Der Regen trommelte auf die bereits überschwemmten Gehsteige und strömte in reißenden Bächen die wie Diamanten funkelnden Fenster herab.
    Der unterwürfige Gastwirt, dem es offensichtlich schmeichelte, so viele einflußreiche Leute unter seinem Dach zu beherbergen, brachte ihnen randvolle Humpen Dunkelbier und üppige Platten mit Früchten, kaltem Fleisch und Käse. Aurian war einen verdrossenen Blick auf die Speisen. Gewiß, es war nicht viel, aber für die hungrigen Menschen, die den Aufstand begonnen hatten, wäre es ein Festmahl gewesen. Zum ersten Mal fragte sie sich, warum man auf dem Markt immer so große Rationen für die Magusch reserviert hatte.
    Als sich alle um den Tisch versammelt hatten, sah Aurian von einem Gesicht zum anderen und forschte in ihrer Erinnerung, um jedes davon mit einem der Namen in Verbindung bringen zu können; um sich die Menschen einzuprägen, die man ihr erst vor so kurzer Zeit vorgestellt hatte. Zu Forrals Rechten saß ein derb wirkender, untersetzter Mann mit kurz geschorenem Haupt- und Barthaar, Vannor, der Kopf der Händlergilde. Zu Aurians Linken saß eine kleine, schlanke Frau in lederner Kampfkleidung. Ihre gebräunten Glieder zeigten wohlgeformte Muskeln, und ihre dunklen Zöpfe, in denen immer noch Regentropfen wie Juwelen funkelten, hatte sie sich nach Kriegerart um den Kopf geschlungen. Das war Leutnant Maya, stellvertretende Kommandantin der Garnison. Sie machte ein finsteres Gesicht und fühlte sich offensichtlich unwohl; sie biß sich auf die Lippen, und ihre Hände, die sie auf dem Schoß hielt, zuckten unruhig. Hinter ihr saß Parric, der Hauptmann der Berittenen: eine kleine, braune, drahtige Gestalt (waren all diese Garnisonskrieger so klein? fragte Aurian sich) mit ausgedünntem, braunem Haar und Lachfältchen im Gesicht. Aber im Augenblick lachte er nicht.
    Aurian fühlte sich unter diesen grimmig dreinschauenden Fremden ebenfalls unwohl. Noch nie zuvor hatte sie sich in Gesellschaft so vieler Sterblicher befunden. Um gegen ihre Angst anzukämpfen, griff sie nach dem großen Zinnkrug, der vor ihr auf dem Tisch stand; nachdem sie einen Schluck von dem schaumigen Gebräu genommen hatte, zog sie eine Grimasse. Götter! Wie konnten die anderen nur dasitzen und dieses bittere Zeug trinken? Sie nahm noch einen hastigen Schluck, um ihren Hustenreiz zu besänftigen, denn sie wollte vor den Sterblichen nicht ihr Gesicht verlieren. Aber Vannor hatte es bereits bemerkt. Er schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln und gab ihr heimlich einen Wink. Er bedeutete ihr, weiterzutrinken. Schüchtern erwiderte Aurian sein Lächeln und versuchte es noch einmal. Ah, diesmal schmeckte es nicht mehr gar so übel. Vielleicht mußte man sich erst daran gewöhnen.
    Vannor räusperte sich, legte seine Hände auf den Tisch und stand auf. »Also«, begann er ein wenig schroff, »wir sind nicht hierhergekommen, um den ganzen Nachmittag herumzusitzen und Bier zu trinken. Am besten fangen wir gleich an – und ich kann mir keinen besseren Anfang denken, als der Lady Aurian dafür zu danken, daß sie uns Regen gebracht hat und daß sie die Nahrungsmittel, die für die Magusch bestimmt waren, denen überlassen hat, die sie dringender brauchten. Lady, als Oberhaupt der Händlergilde bin ich Euch, so wie das ganze Volk von Nexis, zu Dank verpflichtet.« Mit diesen Worten drehte er sich zu ihr um und verbeugte sich.
    Aurian spürte, wie ihr Gesicht angesichts eines solchen öffentlichen Kompliments heiß vor Verlegenheit wurde. Außerdem hatte er ihren Ehrentitel gebraucht,

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