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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sich uns sicherlich ebenfalls anschließen.« Es war fast ein Befehl, und Anvar verstand, daß der Erzmagusch sie nicht zurücklassen wollte.
    »Sie kann nachkommen, wenn sie sich erholt hat«, sagte Finbarr munter. »Ich weiß, wie kräftezehrend diese – Experimente sein können. Komm, Erzmagusch – die Sache duldet keinen Aufschub.« Er führte Miathan aus dem Raum. Dann drehte er sich noch einmal mit ernster Miene zu Anvar um. »Kümmere dich um deine Herrin«, flüsterte er. »Ich werde Miathan übernehmen.« Mit diesen Worten war er fort.
    Aurian durchquerte langsam das Zimmer und setzte sich auf die Couch, schaudernd, ihr Gesicht in den Händen verborgen. »Er hat auf mich gewartet«, flüsterte sie. »Als ich zurückkam, war er schon hier. Er – er schien wie von Sinnen zu sein, Anvar! Er sagte, er sei lange genug geduldig gewesen, und er wolle nicht länger warten. O ihr Götter!« Ihr Stöhnen war fast ein Seufzer. »Wie konnte er nur! Er war immer wie ein Vater zu mir!«
    Da er nicht wußte, was er sonst machen sollte, schüttete Anvar ihr ein Glas Wein ein. Sie nahm es dankbar an, und er kniete sich ihr zu Füßen. Er konnte es kaum ertragen, ihr in die erschrockenen, leidgeprüften Augen zu sehen. »Herrin – er hat doch nicht …«
    Aurian verzog ihr Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Aber er war verdammt nah dran! Es ist gut, daß ich mich zu wehren weiß!«
    Anvar sah Tränen in ihren Augen aufschimmern, und ein merkwürdiger Wille, sie zu beschützen, überkam ihn. Er ging das Wagnis ein, ihre Hände zu nehmen. »Mach dir keine Sorgen, Herrin. Finbarr hat gesehen, was passiert ist. Er hat gesagt, er werde mit dem Erzmagusch reden – und außerdem«, fügte er entschlossen hinzu, »wird Miathan nicht noch einmal solch eine Gelegenheit bekommen, darauf werde ich achten! Ich werde immer bei dir sein, egal was er sagt. Ich werde dich niemals mit ihm alleinlassen, das verspreche ich.«
    »Ich danke dir dafür, Anvar. Ich weiß, daß es schwer für dich ist, weil du Angst vor ihm hast – und jetzt beginne ich auch zu begreifen, warum!« Aurian schauderte.
    »Es wird alles wieder gut werden, Herrin. Vor einem Zeugen wird er ja sicherlich nichts unternehmen können.« Anvar wünschte, er hätte überzeugter klingen können.
    Aurian seufzte. »Ich hoffe nur, daß du recht hast. Sonst weiß ich nicht, was ich tun werde.«

 
11
Entscheidungskampf
     
     
    Jetzt ist es wirklich Herbst geworden, dachte Aurian, als sie durch die verlassenen Straßen zur Garnison ritt. Es war ein schöner, klarer Morgen, und die erste Sonne ließ ihre goldenen Finger über die Dächer der Stadt gleiten; aber ihr Licht war schon etwas blasser, die Luft kühler und frischer geworden. Zum ersten Mal seit Monaten trug Aurian ihren Umhang. Miathan hatte ihr einen neuen geschenkt, einen verschwenderischen Mantel aus dicker weicher Wolle in ihrer Lieblingsfarbe, Smaragdgrün, der aber unbenutzt hinter der Tür ihres Zimmer hing. Sie trug Forrals unverwüstlichen alten Soldatenrock aus der rauhen öligen Wolle der Gebirgsschafe. Sie wußte, daß das kindisch war, aber wenn sie Forrals abgelegten Mantel trug, dann schien ihr das ihn näherzubringen. Der Schwertkämpfer hielt immer noch eine spürbare, unüberbrückbare Distanz zwischen ihnen aufrecht, und sie war der Verzweiflung nahe. Sie liebte ihn nun schon so lange! Schon seit ihrer Kindheit. Sie hatte damals nicht gewußt, daß es einer Magusch verboten war, einen Sterblichen zu lieben, und jetzt war es zu spät. Wie sollte sie jemals einen anderen lieben können?
    Das brachte sie zurück zu ihrem anderen, wesentlich dringlicheren Problem: Miathan. Seit der Erzmagusch sie als seine Schülerin angenommen hatte, war sie von ihm wie eine Lieblingstochter behandelt worden, und wie eine solche hatte sie ihn geliebt und respektiert. Aber der Vorfall von gestern hatte alles verändert. Aurian schauderte. Sie war nicht in der Lage, das Gefühl von Unreinheit zu unterdrücken, das immer wieder aus unbekannten Tiefen ihres Bewußtseins emporgekrochen kam. Obwohl sie niemals einen Liebhaber gehabt hatte, wußte sie durch ihre derben Freunde in der Garnison genug, und die Vorstellung, mit Miathan das Bett zu teilen, erfüllte sie mit Abscheu. Seine Grausamkeit zu Anvar war der erste Grund gewesen, an ihm zu zweifeln – hatte er vielleicht absichtlich die Lüge verbreitet, daß der Diener ein Mörder war? Aurian wußte, daß sie dem Erzmagusch

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