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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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das raschelnde Murmeln ihres Zorns wahrnehmen, als sie unter den dichten Ästen hindurchschritten. Der Schwertkämpfer legte die Erinnerung an Aurian wie einen Schild um sein Herz und sagte sich immer wieder, daß er keine Angst hatte.
    Der Teich im Herzen des Wäldchens war genau so, wie Forral ihn in Erinnerung hatte. Umgeben von weichem Moos lag er ganz still da – schweigsam und feierlich in seiner ehrfurchtgebietenden Macht, alle Welten des Sterblichen Universums in seinen sternenübersäten Tiefen geborgen. Der Schwertkämpfer trat ungeduldig vor. Er hatte schon vor langer Zeit begriffen, daß er, wenn er die Wasser des Brunnens der Seelen berührte, seinen Schatten in Aurians Welt wenden konnte.
    »Warte!« Die Stimme der unheimlichen Erscheinung klang hart. »Bevor du dich dem Brunnen näherst, sage ich es dir, noch einmal – du darfst nur zusehen. Du darfst nicht zurückgehen, und du darfst dich nicht einmischen. Und wenn das, was du siehst, dir Kummer bringt – nun, ich habe dich gewarnt.«
    »Also gut!« knurrte Forral. Dann kniete er am moosbewachsenen Ufer des Teichs nieder, blickte hinunter in die dunklen Wasser – und zuckte zusammen, wie immer, wenn ihm das sternenhelle Universum aus unergründlichen Tiefen entgegenfiel. Aber er wußte nun, was ihn erwartete. Aurian , dachte er voller Sehnsucht. Aurian, meine Liebste … Obwohl er sicheren Halt am Ufer hatte, hatte der Schwertkämpfer das Gefühl zu fallen. Endlos stürzte er durch einen Strom von Sternen … Dann klärten sich die Wasser; wurden zum Spiegel – nein – zu einem Bild, das sich bewegte und lebte. Forral sah Orte, Menschen, Stunden, Tage – alles dicht zusammengedrängt in einem zeitlosen Wirbel, in einer Welt, die ihm mit ihrer süßen Vertrautheit das Herz zerriß.
     
    Bohan wartete, wie er schon seit Tagen gewartet hatte; unnachgiebig hielt er auf dem Hügel am Rande der Wüste Wache. Er war jedoch nicht allein – dafür sorgten seine Begleiter. Einer der anderen war immer bei ihm – der einäugige Eliizar, der einst Schwertmeister der Arena gewesen war, oder Yazour, der mutige, junge Krieger, der seinen Prinzen verlassen hatte, um sich Aurians seltsamer kleiner Truppe anzuschließen. Ohne Unterlaß hatten sie den Eunuchen bewacht, so wie Bohan selbst die leeren Sandmassen bewachte; keinen Augenblick ließen sie ihn allein. Bohan wurde von Schuldgefühlen gequält, weil er es ihnen gestattet hatte, ihn zu übertölpeln, und weil er deswegen seine Herrin im Stich gelassen hatte, und nun konnte er nicht einmal zu ihr zurückkehren – weil sie ihn nicht gehen ließen.
    Bohans Gedanken waren voller Bitterkeit. Alle nahmen sie an, daß er, weil er nicht sprechen konnte, auch dumm sein müßte. Alle, das heißt bis auf seine geliebte Aurian. Mit ihrer Freundlichkeit hatte sie seine tiefe Zuneigung und Treue gewonnen – aber er hatte sie in der Wüste zum Sterben allein zurückgelassen, zusammen mit seinen Freunden Anvar und der schwarzen, flammenäugigen Shia, der großen Katze, deren Intelligenz mehr als menschlich war.
    Obwohl Eliizar sich gezwungen gesehen hatte, den Eunuchen bewußtlos zu schlagen, um ihn von den beiden Magusch zu entfernen, gab Bohan sich immer noch die Schuld daran. Er hatte seine Herrin verlassen – und jetzt, nachdem der erste tödliche Sandsturm die Wüste aufgewühlt hatte, mußte er der Wahrheit ins Gesicht sehen. Aurian war tot, begraben unter erstickenden Sandmassen, ihre Augen und ihre Haut weggefressen, ihre Knochen von den messerscharfen Partikeln des Edelsteinstaubs bloßgelegt.
    Noch lange hatte sich Bohan an einen Hoffnungsschimmer geklammert – gegen jede Vernunft, gegen jedes bessere Wissen. Diese Hoffnung hatte ihn während der letzten Tage davon abgehalten, einfach hinaus in die Wüste zu laufen. Er hatte immer geglaubt, daß Aurian es schaffen würde, trotz allem – daß sie nun jeden Augenblick am schwirrenden Horizont der glitzernden Dünen auftauchen müßte. Das war auch der Grund, warum er sich den vernünftigen Überlegungen der anderen unterworfen hatte. Ich muß wohl doch ein Dummkopf sein, dachte der Eunuch. Ich habe ihnen erlaubt, mich zu überreden: Yazour, Eliizar und Nereni haben mich mit ihrem klugen Geschwätz übertölpelt.
    » Wenn sie kommt, kommt sie, Bohan. Nichts, was wir tun können, wird ihr helfen oder sie daran hindern .«
    » Wenn irgend jemand da wieder rauskommt, dann sie und Anvar .«
    » Das letzte, was Aurian wollte, wäre, daß du dein Leben wegwirfst

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