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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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    Und jetzt war es zu spät. Bohan barg sein Gesicht in den Händen, würgte an einem lautlosen Schluchzen, und Tränen durchtränkten die hauchzarten Schleier, die seine Augen verhüllten, um sie vor dem blindmachenden Funkeln der Wüste zu schützen.
    Eine Hand berührte ihn sanft und voller Mitleid an der Schulter. Er blickte sich um und sah Nereni, Eliizars Frau, und als sie sprach, klang ihre Stimme erstickt von den Tränen, die auch sie geweint hatte. »Komm hier weg, Bohan. Es hat keinen Sinn, noch länger zu warten. Eliizar sagt …« Plötzlich sog sie scharf die Luft ein, und der Eunuch spürte, wie ihre Hand auf seiner Schulter sich verkrampfte. » Bohan, warte ! Sie kommen ! Sie kommen !«
     
    Die erste, die den Eunuchen erreichte, war die große Katze Shia, mit der er durch ein so rätselhaftes Band verbunden war. Sie warf sich auf ihn, schnurrte begeistert, und trotz seiner großen Kraft wurde Bohan von ihrem gewaltigen Gewicht zu Boden geworfen. Aber als er Aurian seinen Namen rufen hörte, konnte der Eunuch nicht länger warten. Er löste sich aus Shias stürmischer Umarmung, stürzte über den Rand des Abhangs und jagte durch die steile Kluft auf das flache Land der Juwelenwüste zu, wobei er Wolken glitzernden Edelsteinstaubs aufwirbelte.
    Aurian taumelte, gestützt von ihrem Maguschfreund Anvar, auf ihn zu. Sie war unverkennbar erschöpft; ihre blutüberströmte Haut war mit funkelndem Edelsteinstaub übersät, und ihr Gewand bestand nur noch aus zerfetzten Lumpen. Mit tränenüberströmtem Gesicht preßte der Eunuch sie so fest an sich, daß sie kaum noch Luft bekam. Verzweifelt wünschte er sich, ihr erklären zu können, daß er sie nicht freiwillig in der Wüste im Stich gelassen hatte, daß Eliizar und Yazour ihn dazu gezwungen hatten. Er wollte ihr erzählen, wie er sich um sie gesorgt und um sie getrauert hatte; und wie er, nachdem der Sandsturm sich erhoben hatte, alle Hoffnung verloren hatte, sie je wiederzusehen. Statt dessen konnte er sie nur in seinen Armen halten und sein ganzes Herz in seine Augen legen.
    »Ich bekomme keine Luft mehr!« stöhnte Aurian. Sie lachte und weinte gleichzeitig, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude. »Oh, mein lieber, lieber Bohan. Ich bin ja so froh, dich wiederzusehen!«
    »Und er ist froh, dich wiederzusehen«, sagte Yazour, der sich auf leisen Sohlen genähert hatte, und seine Stimme war wie immer sanft und tief. Sein hübsches Gesicht war durch ein geschwollenes Auge entstellt, das sich mittlerweile zu leuchtendem Purpur verfärbt hatte, aber er begrüßte Aurian mit einem glücklichen Grinsen. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwer er es uns gemacht hat, seit wir dich das letzte Mal gesehen haben, Herrin«, fuhr er fort. »Wir mußten ihn bewußtlos schlagen, um ihn von dir wegzubekommen, und Eliizar und ich mußten ihn die ganze Zeit bewachen, um ihn davon abzuhalten, zurück in die Wüste zu gehen und nach dir zu suchen. Als der Sturm aufkam, konnten wir ihn kaum halten – er war vollkommen außer sich.« Der junge Krieger berührte sein fast schwarzes Auge und lächelte kläglich. »Was für ein Segen, daß du endlich wiedergekommen bist. Ich glaube, er hat Eliizar sämtliche Zähne ausgeschlagen!«
    »Aber überhaupt nicht – nur ein paar«, murmelte Eliizar durch seine geschwollenen Lippen. »Und für einen guten Zweck kann ich sie erübrigen!«
    »Nur gut, daß Yazour das geschwollene Auge hat und nicht du«, neckte Anvar ihn. »Noch ein Auge hättest du nicht entbehren können!«
    Eliizar drehte sich um und klopfte dem großen, blauäugigen Magusch auf die Schulter. »Beim Schnitter, Anvar, ich hätte mein gesundes Auge gegeben, um euch beide nach diesem Sturm lebendig und sicher wiederzusehen … Was ist denn daran so komisch?« fügte er verwirrt hinzu, als seine Kameraden in schallendes Gelächter ausbrachen.
    »Was hättest du denn sehen können, wenn du auch noch dein anderes Auge verloren hättest, du alter Narr?« sagte Nereni mit einem fröhlichen Kichern zu ihrem Mann. »Komm, Eliizar – wir wollen uns alles weitere aufheben, bis Aurian und Anvar sicher im Lager sind.« Sie wandte sich an die beiden Magusch. »Kommt, meine Lieben – ihr braucht ein Bad und Ruhe und eine gute, warme Mahlzeit.«
    Der Eunuch trug Aurian auf seinen Armen den sandigen Hügel hinauf, während Nerenis gutmütiges Kichern ihn jeden Schritt des Weges begleitete. Yazour und Eliizar, die immer noch grinsten, halfen dem schwachen Anvar den steilen Hügel

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