Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
wen willst du mitnehmen?«
Aurian lächelte dem Krieger zu. »Das hört sich ja genauso an wie eine von Anvars Fragen. Es ist eigentlich gar keine Frage.«
Yazour nickte. »Ich werde mit dir gehen, es sei denn, du tust etwas sehr Drastisches, um mich davon abzuhalten.«
»Yazour, ich muß gar nichts Drastisches tun. Deine Wunden wären schon genug.« Als sie den ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht sah, hörte Aurian sofort auf, ihn zu necken. »Jetzt, da ich meine Kräfte zurückhabe, kann ich dich jedoch im Nu wieder heilen.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich möchte, daß du mit mir kommst, Yazour. Abgesehen von Anvar gibt es niemanden, den ich lieber an meiner Seite hätte. Was die anderen betrifft«, sie seufzte. »Nun, ich werde auf jeden Fall Chiamh mitnehmen, aber bei den anderen weiß ich es wirklich nicht. Nereni und Eliizar kommen nicht in Frage, soviel steht fest. Nach dem, was sie durchgemacht haben, kann ich sie unmöglich trennen, und ich brauche Nereni hier, damit sie sich um Wolf kümmert …«
Die Magusch hörte, wie Yazour scharf die Luft einsog. »Da könntest du vielleicht Schwierigkeiten bekommen«, sagte er.
»Wie meinst du das?« Aurian war froh über seine Warnung. Seit ihrer Rückkehr war sie über die Schweigsamkeit von Eliizar und seiner Frau sehr verwundert und nicht wenig verletzt gewesen. Obwohl seine Freude, sie wiederzusehen, offensichtlich echt gewesen war, hatte der frühere Schwertmeister kaum etwas gesagt und schien vor ihrer Berührung sogar zurückzuschrecken, während Nereni es geschafft hatte, der Magusch geflissentlich aus dem Weg zu gehen, indem sie so tat, als sei sie ganz mit den Vorräten beschäftigt, die die Soldaten ihnen zurückgelassen hatten.
Mit leichtem Druck auf ihren Arm zog Yazour Aurian zur Seite, so daß sie in das vom Feuer erleuchtete Turmzimmer sehen konnte. »Hab Geduld mit ihnen, Herrin. Der Wolfling macht ihnen Angst.« Er zeigte auf das schlafende Junge, das in eine Decke gehüllt war und nun in den Armen des strahlenden Eunuchen lag, der von dem winzigen Wesen hellauf entzückt war. Der junge Krieger runzelte leicht die Stirn. »Ich muß allerdings zugeben, Aurian, daß ich, als du mir davon erzählt hast …« Er brach mitten im Wort ab, und die Magusch spürte, wie ein Schaudern durch seinen geschmeidigen Körper lief.
»Es wird alles in Ordnung kommen, Yazour«, beruhigte Aurian ihn. »Sobald ich den Stab von Anvar zurückbekommen habe, sollte es mir möglich sein, Miathans Fluch wieder aufzuheben.«
»Das hoffe ich sehr.« Yazour warf einen traurigen Blick auf das Wolfsjunge und legte einen Arm um die Schultern der Magusch. »Arme Aurian! Nach all deinem langen Warten diesem Wesen hier gegegenüberzustehen, statt dem Kind, nach dem du dich so gesehnt hast.«
Im Angesicht seines Mitleids spürte Aurian, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte. »Es ist nichts verkehrt mit Wolf!« rief sie wild. Yazour erschrak über ihre Heftigkeit, und sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. »Es tut mir leid«, seufzte sie. »Wie kann ich auch erwarten, daß ihr das versteht? Und was noch schlimmer ist, wie kann ich Eliizar und Nereni beruhigen, da die beiden doch solche Angst vor Magie haben?«
Das war nur eines von Aurians Problemen. Bevor die Himmelsleute zurückkehrten, um sie nach Aerillia zu tragen – was sie hoffentlich tun würden –, mußte sie den Schwertmeister und seine Frau irgendwie beruhigen und außerdem für die Zeit ihrer Abwesenheit eine Nahrungsquelle für ihr Kind finden. Es blieb auch noch die Frage zu klären, was mit den überlebenden Soldaten von Harihn geschehen sollte, die zur Zeit dank dem Kavalleriehauptmann und seiner merkwürdigen Armee sicher im Kerker eingeschlossen waren. Und wie würden Parric und die Xandim in ihre Pläne passen? Mit einem schiefen Lächeln erinnerte Aurian sich an den Rat, den Forral ihr vor so langer Zeit einmal gegeben hatte: » Mach immer nur einen Schritt gleichzeitig und kümmere dich um das Wichtigste zuerst. Dann wirst du in aller Regel feststellen, daß der Rest sich ganz von allein regelt .«
Unbewußt nahm die Magusch die Last der Verantwortung wieder auf, die sie in der Zeit, in der sie ohne ihre Kräfte gewesen war, abgelegt hatte. »Genau!« sagte sie entschlossen. »Yazour, ich möchte, daß du jetzt sofort mit Harihns Soldaten sprichst. Du hast sie früher befehligt – sie sollten dir eigentlich immer noch vertrauen. Nach dem, was Parric sagt, kann nicht einmal er als
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