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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hatte sie doch gewisse Zweifel, was das Ausmaß seiner Fähigkeiten betraf.
    »Ja, Herrin!« Seine Gedankenstimme klang klar und freudig. »Wie wunderschön du aussiehst: ein Wesen aus Licht, ganz so, wie ich dich das erste Mal in meiner Vision gesehen habe.«
    In ihrer Furcht um Anvar hatte die Magusch wenig Zeit für Komplimente, wie nett sie auch sein mochten, aber sie konnte dem Seher nicht böse sein. »Ich habe mich gefragt, ob du – ob du mich wohl mitnehmen würdest, wenn du auf dem Wind nach Aerillia reitest?« erkundigte sie sich zaghaft.
    »Wir können es ja versuchen.« Als strecke er seine Hand nach ihr aus, hielt Chiamh ihr einen glitzernden, leuchtenden Tentakel hin, und Aurian streckte ihrerseits einen ähnlichen Fühler aus ihrem eigenen Wesen aus, um ihn zu berühren. Die beiden trafen sich in einem Aufleuchten warmen Lichts, und plötzlich nahm die Magusch die Welt so wahr, wie Chiamh sie mit seiner Andersicht sah. Sie keuchte vor Erstaunen, als sie die Berge wie durchsichtige, glitzernde Prismen sah und die Winde wie lebendige Flüsse aus fließendem Silber.
    »Bist du bereit?« Chiamhs Stimme hallte stolz durch ihre Gedanken, und Aurian wußte, daß er ihr Entzücken gespürt hatte.
    »Ich bin bereit«, erwiderte sie.
    »Dann halt dich gut fest!« Das Windauge streckte einen weiteren, leuchtenden Fühler aus und ergriff ein Band des silbrigen Windes. Im nächsten Augenblick ritten sie auch schon auf einem Strom aus Licht mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Berge.
    »Das ist einfach herrlich«, rief Aurian glückselig. Da sie, während sie einander berührten, ganz auf Chiamhs Gedanken eingestellt war, konnte sie auch seine Freude über den wilden, belebenden Ritt spüren.
    »Ich habe gar nicht gewußt, daß es so sein kann«, erwiderte er. »Früher bin ich immer allein gereist, und es war einsam und manchmal erschreckend. Aber das hier … Herrin, was für ein Geschenk du mir gemacht hast! Ich werde mich nie wieder vor meiner eigenen Macht fürchten!«
    Aurian war froh, daß sie ihm geholfen hatte, denn auch er hatte ihre Erfahrungen bereichert, indem er sie auf diese Reise mitgenommen hatte. Es war eins der unglaublichsten Gefühle in ihrem Leben, nur beeinträchtigt durch den Schatten der Sorge um Anvar und Shia, der sich nie ganz aus ihren Gedanken verbannen ließ.
    »Hier ist Aerillia«, sagte das Windauge endlich. Zu ihrem Erstaunen sah Aurian etwas, das wie eine Ansammlung leuchtender Funken weit unter ihr lag, und dann erkannte sie voller Verblüffung, daß es sich dabei um die unzähligen Lebensenergien der Geflügelten handelte, die oben auf dem gewaltigen Gipfel lebten.
    Als das Windauge weiter hinunterschwebte, strengte Aurian sich an, um die Stadt auf dem Gipfel besser sehen zu können. Jetzt war die unheimliche, prismatische Wirkung von Chiamhs gesteigerter Sicht ein entschiedener Nachteil. »Gibt es denn keine Möglichkeit, wie ich meine normale Sehweise zurückbekommen kann?« fragte sie ihn.
    »Aber gewiß doch.« In Chiamhs Gedankenstimme schwang Bedauern darüber mit, daß ihre Reise nun zu Ende ging. »Du bist jetzt hier – zumindest dein inneres Selbst ist hier. Laß einfach los, und du wirst wieder normal sehen. Ich werde ganz in deiner Nähe bleiben, um dich zurückzubringen, wenn du gehen willst.«
    Aurian dankte dem Windauge, zog den Lichttentakel, mit dem sie sich an ihm festgehalten hatte, zurück und trennte damit ihre Verbindung zu Chiamhs innerer Gestalt. Als sie nach unten sah, keuchte sie. Auf dem höchsten Gipfel des Berges lagen die Trümmer eines großen, schwarzen Gebäudes, und überall um die Ruine herum kreisten in Panik geratene Himmelsleute. Es sah ganz danach aus, als hätte Anvar den Stab zurückbekommen. Aber warum in aller Welt antwortete er ihr nicht?
    Während ihre innere Gestalt sich dem Boden näherte, versuchte Aurian statt dessen, nach Shia zu rufen, und bekam endlich eine Antwort. »Wo, um alles in der Welt, bist du?« wollte die Magusch wissen. In ihrer Besorgnis klang sie ausgesprochen schroff. »Was ist passiert? Wo ist Anvar?«
    »Ich verstecke mich«, erwiderte Shia grimmig, »zusammen mit Khanu, einem Kameraden meiner eigenen Rasse, der mitgekommen ist, um mir zu helfen. Wir sind in den Korridoren unter dem Tempel. Es ist niemand hier, der diesen geflügelten Ungeheuern erklären könnte, daß wir gekommen sind, um sie zu befreien …«
    Kalte Furcht durchzuckte Aurian, als sie das Zögern in der Stimme der großen Katze hörte.

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