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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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und tiefer in Janoks Fleisch. Es verstrich überraschend wenig Zeit, bis Janok seinen Griff lockerte und sie ihm entschlüpfen konnte.
    Halb taumelnd, stolperte Zanna über die Fetzen ihres Rocks hinweg quer durch den Raum; die gierigen, peinigenden Hände des Küchenmeisters griffen hinter ihr ins Leere. Sie hatte nur einen Gedanken, als sie auf die Tür zuschoß – auf die Tür und auf das kleine Regal daneben. In dem kurzen Augenblick des Zögerns, den sie brauchte, um sich an der glatten, schlüpfrigen Kante hochzuziehen, hatte Janok sie wieder eingeholt –, und Zannas suchende Finger hatten die Zunderbüchse heruntergeworfen und das Messer gefunden, das sie nur wenige Minuten zuvor dort hingelegt hatte.
    Das Mädchen konnte Janoks Überraschung spüren – fast schien es eine Enttäuschung für ihn zu sein –, als sie aufhörte, gegen ihn zu kämpfen. »Aha«, murmelte er und preßte ihren Körper von hinten abermals gegen die Wand. »Ich wußte doch, daß du es wolltest. Natürlich. Das wollt ihr doch immer.«
    »Ja«, murmelte sie. »Aber ich würde gerne dein Gesicht sehen …«
    »Natürlich.«
    Zanna spürte seine harten Hände auf ihrem Körper, als er sie umdrehte. Sie fühlte, wie er sich an sie preßte, während ihre Finger sich um das Messer schlossen, das sie halb verborgen in den zerfetzten Überresten ihres Rockes hielt. Dann bohrte sich die Klinge bis zum Heft in seinen Bauch, und Janok krümmte sich laut schreiend zusammen, während ihm das Blut über die Hände spritzte. In diesem Augenblick empfand Zanna nichts für ihn als einen brennenden, alles verzehrenden Haß. Plötzlich erinnerte sie sich an etwas, das Parric ihr vor langer Zeit erzählt hatte. Entschlossen legte sie ihre Finger noch einmal um den klebrigen Griff und rammte das Messer mit aller Kraft nach unten, um die Klinge in Janoks Eingeweide zu stoßen. Er fiel zu Boden, schrie und preßte sich die Arme vor den Leib, rollte sich zuckend über den Fußboden und lag schließlich in einer immer größer werdenden Lache seines eigenen Bluts da.
    Er brauchte sehr lange, um zu sterben. Zanna, starr vor Schreck, spürte, wie plötzliche Panik ihre betäubten Sinne durchdrang. Was war, wenn irgend jemand ihn hörte? Sie mußte hier weg – und zwar schnell. Es blieb keine Zeit mehr, nach dem richtigen Kristall zu suchen – sie ließ sich einfach auf alle viere nieder, sammelte die zerstreuten Edelsteine ein und ließ sie in ein Stück Stoff gleiten, das sie von ihrem ohnehin ruinierten Rock abgerissen hatte. Sobald sie alle Kristalle beieinander hatte, floh sie durch die Tür am anderen Ende des Raumes.
    Ohne auch nur einen einzigen weiteren Gedanken an vorsichtigeres Vorgehen zu verschwenden, stürmte Zanna die hölzerne Treppe hinunter und gelangte in das Refektorium im unteren Stockwerk. Dort jedoch hielt sie zunächst einmal inne, während ein Schaudern sie durchlief und sie sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte wie ein gehetztes Tier. Vor ihren Augen drehte sich alles, und ihre Knie hatten sich in Pudding verwandelt. Sie blickte hinunter auf das stinkende, klebrige Blut, das ihre Hände und ihren Leib beschmierte, krümmte sich jäh zusammen und übergab sich. Als ihr Magen schließlich leer war, richtete sie sich mit zitternden Gliedern auf und wischte sich automatisch den Mund mit den blutigen Händen ab – ein Fehler, der sie von neuem würgen ließ. Mit gewaltigen, schluchzenden Atemstößen zwang Zanna sich zur Ruhe. Sie hatte einen Mann getötet: Nun, im Augenblick blieb ihr keine Zeit, darüber nachzudenken. Ihr Vater brauchte sie, und sie mußte sich beeilen.
    Alle Geräusche aus dem Raum über ihr waren jetzt verstummt. Ganz langsam begann Zanna zu begreifen: Wenn wirklich irgend jemand Janoks Schreie gehört hätte, müßte dieser Jemand schon lange hier sein. Die Tatsache, daß die Dienerquartiere sowohl von der Küche als auch von den Wachposten auf der anderen Seite des Hofs sehr weit entfernt waren, hatte sie gerettet. Eine Woge der Erleichterung schlug über ihr zusammen. Sie ließ sich an einer mondlichtbeschienenen Stelle vor dem Fenster auf die Knie sinken und wünschte, sie hätte soviel Vernunft gehabt, an die Kerze zu denken. Nun, da würde es wohl beim Wünschen bleiben müssen. Sie würde jedenfalls ganz bestimmt nicht wieder dort hinaufgehen, vorbei an Janoks Leiche, um sie zu holen – für nichts auf der Welt.
    Die Kristalle, die sie jetzt aus ihrem notdürftigen Beutel kullern ließ, klapperten über

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