Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
abzuhalten, einige überaus unangenehme Fragen zu stellen.
Aurian hatte jedoch eine ganze Menge Fragen, die sie Basileus gern gestellt hätte. Obwohl sie sich immer noch darüber ärgerte, daß der Moldan sich weigerte, ihr den Inhalt seines privaten Gesprächs mit Chiamh zu verraten, vertraute sie doch dem Windauge und schenkte nun nach und nach auch Basileus ihr Vertrauen. Außerdem war sie durchaus in der Lage, unverrückbare Sturheit zu erkennen, wenn sie ihr begegnete: Wie Anvar ihr hinterhältig ins Gedächtnis gerufen hatte, war Halsstarrigkeit auch ein Teil ihres eigenen Charakters. Obwohl der Moldan ihr versichert hatte, daß das, was er mit Chiamh besprochen hatte, lediglich die Xandim anging und nichts mit ihr zu tun habe, lag es doch in der Natur der Magusch, neugierig zu sein und sich einmischen zu wollen. Dieselbe Neugier hatte sie jedoch dazu verleitet, die Angelegenheit für den Augenblick ruhen zu lassen (die Chancen, Chiamh die gewünschte Information zu entlocken, standen ohnehin besser), um sich statt dessen der unglaublichen Erfahrung hingeben zu können, mit einem Wesen zu sprechen, das so alt war wie die Berge selbst.
»Und du sagst, dieser verrückte Moldan sei in den Tunneln unter der Akademie gefangen?« fragte sie Basileus erschrocken.
»So ist es – und so war es schon seit vielen, vielen langen Jahrhunderten. Und wenn Ghabal schon zuvor wahnsinnig gewesen ist, wage ich kaum, mir vorzustellen, in welchem Zustand sein Geist sich jetzt befinden muß.«
Anvar, der das Glück gehabt hatte, eine Auseinandersetzung mit einem dieser machtvollen Erdelementarwesen zu überleben und der außerdem Hunderte von Stunden mit Finbarr in eben jenen Tunneln zugebracht hatte, war nicht weniger entsetzt. »Bei den Göttern, ich hoffe nur, daß Miathan ihn da unten nicht findet.« Er erschauderte. »Eine solche Entdeckung würde möglicherweise unsere Probleme mit dem Erzmagusch lösen, uns aber in Nexis vor größere Schwierigkeiten stellen, als wir sie je zuvor gehabt haben – das heißt, falls es dann überhaupt noch eine Stadt gibt, in die wir heimkehren können.« Mit einem Frösteln überlegte er, ob Basileus wohl von seinem, Anvars, Kampf mit der Moldan des Aerillia-Gipfels wußte – und wenn nicht, wie er reagieren würde, wenn er es herausfände.
»Fordere keine Schwierigkeiten heraus, wenn du’s vermeiden kannst«, warnte Aurian ihn, wobei sie sich nicht auf die Worte bezog, die er laut ausgesprochen hatte, sondern auf den kleinen, furchtsamen Gedanken, den sie von ihrem Seelengefährten empfangen hatte. Bevor Anvar jedoch etwas erwidern konnte, war Aurian sicher, eine andere Gedankenstimme gehört zu haben – einen dünnen, schwachen Ruf, der von sehr weit weg zu kommen schien.
»Hat das noch jemand gehört?« fragte die Magusch scharf.
»Was gehört?« Anvar schien verwirrt zu sein.
»Ich hätte schwören können, daß ich ganz schwach irgendwo in meinen Gedanken eine fremde Stimme meinen Namen habe rufen hören.«
»Ich habe nichts gehört«, sagte der Moldan.
»Ich auch nicht.« Chiamh schüttelte den Kopf.
»Dann habe ich es mir wohl eingebildet.« Aurian rieb sich die Augen. »Vielleicht wird es Zeit, daß wir alle etwas Schlaf bekommen. Wir haben morgen wieder einen schwierigen Tag vor u … Da ist es wieder!«
Während sie den anderen bedeutete, zu schweigen, schloß sie die Augen und bemühte sich mit jeder Faser ihres Wesens, das schwache Wispern eines Gedanken aufzufangen: den leisen, aus weiter Ferne kommenden Ruf ihres Namens. Einen Augenblick war nichts zu hören. Hatte sie sich das nun eingebildet oder nicht? Aber nein! Plötzlich war es wieder da: »Herrin … Lady Aurian? O bitte, sei da. Bitte antworte mir – bitte.«
»Da ist jemand – und dieser Jemand ruft um Hilfe«, erklärte Aurian ihren Kameraden. »Der Ruf ist sehr schwach, aber wenn ich meine Kraft mit Hilfe des Stabes auflade, kann ich den Rufer wahrscheinlich erreichen.« Hastig beugte die Magusch sich vor und angelte nach dem Artefakt.
»Sei vorsichtig«, warnte Anvar sie. »Was ist, wenn es Eliseth ist? Sie könnte vielleicht wieder versuchen, dir eine Falle zu stellen, so wie seinerzeit in der Wüste.«
Aurian runzelte die Stirn. Nur ungern erinnerte sie sich daran, daß die Wettermagusch sie beinahe verleitet hätte, sich selbst und Anvar zu töten. »Ich hoffe fast, daß es Eliseth ist«, erwiderte sie grimmig. »Jetzt, da ich meine Kräfte wiederhabe, wird sie feststellen, daß sich die Dinge
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