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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Dummkopf nur so selbstgefällig sein? Sie mußten immer noch durch die Kanalisation – und außerdem, was war mit Tarnal, der da draußen sein Leben aufs Spiel setzte? Was, wenn er kein Boot fand? Was, wenn er irgendwo in der Dunkelheit lag, verletzt – oder sogar tot? Mit einem Schaudern versuchte Zanna, diese schrecklichen Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Er war sicher gesund und munter, sagte sie sich. Tarnal zumindest hatte einen klugen Kopf auf den Schultern.
    Vannor, den der lange Marsch durch die Straßen der Stadt zu Tode erschöpft hatte, verspürte nicht den geringsten Wunsch, auch nur eine Minute länger in den Abwasserkanälen zu bleiben, als unbedingt nötig war. Also gingen sie weiter – Zanna stützte Hebba und trug ihren Korb, während Benziorn dem Kaufmann half. Yanis, der den Weg am besten kannte, nahm die beiden Beutel und ging mit der Laterne durch den feuchten, stinkenden Tunnel voran.
    Wie Zanna diese Kanäle haßte! Obwohl sich ihr zweiter langer Marsch unterhalb der Stadt als weniger schwierig erwies als der erste, mußte sie immer noch mit dem Gestank fertigwerden, mit dem Schleim und den allgegenwärtigen, quiekenden Ratten – ganz zu schweigen von den hysterischen Anfällen, mit denen Hebba letztere zur Kenntnis nahm. Mehr als einmal liefen sie bei solchen Anlässen Gefahr, den Halt auf dem schlüpfrigen Gehweg zu verlieren und in den mit Unrat gefüllten Kanal zu fallen. Da sie schon auf der Höhe des Flusses waren, brauchten sie nicht mehr zu klettern, obwohl es dort, wo die Gehwege schmaler wurden, an der Kreuzung zweier Tunnel noch einige heikle Stellen gab. Nichtsdestotrotz erschien es Zanna, als gelangten sie nur qualvoll langsam voran, denn Vannor war fast am Ende seiner Kraft und mußte immer häufiger ausruhen.
    Gerade als sie schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, das Tageslicht jemals wiederzusehen, drang ein frischer Lufthauch an ihre Nase, der köstlich nach feuchtem Gras und wildem Knoblauch duftete. Zannas müdes Herz faßte neuen Mut. Endlich hatten sie diesen schrecklichen Ort hinter sich. Wenige Sekunden später erreichten sie den Ausgang der Kanalisation und hatten Zeit, einmal tief Luft zu holen und einen raschen Blick auf die funkelnden Sterne zu werfen, die sich in dem schwarzen Netz der Baumwipfel verfangen zu haben schienen. Dann zog Yanis sie plötzlich das Ufer herunter und drängte sie in den Schutz der Weiden. In der Dunkelheit unter den Bäumen konnte Zanna ihren Vater leise fluchen hören – in seiner Stimme lag eine verzweifelte Schärfe, die von Sorgen kündete. Auf der Stelle begriff Zanna, was geschehen war, und das Blut erstarrte ihr in den Adern. Tarnal war nicht dort, wo er sein sollte.
    Als sie schließlich wieder in der Lage war, zu begreifen, was um sie herum geschah, hatte Yanis zu sprechen begonnen. »Nun, es hat keinen Sinn, wenn wir so dicht bei den Stadtmauern warten. Es ist doch mal wieder typisch, daß Tarnal die Sache verpfuscht. Ich hätte selber gehen sollen. Vannor, meinst du, du kannst heute abend noch ein kleines Stückchen weitergehen? Wenn wir es irgendwie schaffen könnten, in kleinen Etappen bis nach Norberth zu gelangen, könnten wir vielleicht am Hafen ein Boot stehlen …«
    Seine Stimme wurde leiser, während er in der Dunkelheit voranschritt, dicht gefolgt von den anderen. Selbst Hebba trottete gehorsam hinter ihnen her, viel zu müde, um noch klagen zu können. Zanna biß die Zähne zusammen und ging, von stillem Zorn erfüllt, weiter. Wie konnte Yanis so herzlos sein? In ihrem eigenen Kummer war ihr die Angst in seiner Stimme entgangen, die er mit Wut zu überdecken suchte. Der Mistkerl kann von Glück sagen, daß er so weit vorne ist, dachte sie zornig. Wenn ich ihn jetzt in die Finger bekäme, würde ich ihn in den Fluß werfen.
    Ganz in ihre wütenden Gedanken versunken, folgte sie den anderen blind. Das Gehen war schwierig, und immer wieder stolperten sie in der Dunkelheit über Wurzeln oder hohe Grasbüschel. Es dauerte nicht lange, da hatte sich Zanna von den vielen Stürzen die Knie aufgeschürft, an ihren Händen klebte schwarzer Schlamm, und ihre Füße waren völlig durchnäßt, weil sie dem Fluß mehrere Male zu nahe geraten war. Aber das alles war ihr gleichgültig – sie bereitete sich zu große Sorgen um Tarnal, um sich wegen solcher Kleinigkeiten aufzuregen.
    Dann hörte sie aus der Dunkelheit vor sich einen leisen, erfreuten Ausruf von Yanis. »Bei allen Göttern – da ist ein Boot! Da hinten,

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