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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Himmelsmann, ihr nicht etwas Derartiges versprochen? Hatte sie nicht eigenhändig die Nachricht überbracht, daß die Königin von Schwarzkralle, dem bösen Hohenpriester, gefangengehalten wurde? Und das trotz der Androhung schwerster Bestrafung durch ihre Mutter, weil sie schließlich an einem Ort gespielt hatte, an dem sie auf keinen Fall hätte sein dürfen! Linnet setzte sich auf einen heruntergestürzten Balken und stützte ihr Kinn unglücklich in die Hände. »Dieser Cygnus hat mir außerdem eine Belohnung versprochen«, seufzte sie. »Aber bei dem ganzen Theater und der Aufregung über alles andere wird er sich daran wohl nicht mehr erinnern.«
    Viele Dinge waren in Vergessenheit geraten, seit der seltsame flügellose Zauberer mit den Augen von der Farbe des Himmels aus dem Nichts in dem zerstörten Tempel erschienen war, in den Händen die Harfe der Winde. Linnet konnte nicht begreifen, was das ganze Theater eigentlich sollte. Eine Harfe – na und? Also wirklich, der alte Martin, der Instrumentenbauer, konnte Dutzende von Harfen machen! Nun ja, das Ding sah wirklich hübsch aus, soviel stand fest; es blitzte und funkelte, als wäre es aus reinstem Mondlicht und dem Blinken von tausend Sternen gefertigt – zumindest war dies Linnets flüchtiger Eindruck gewesen, bevor Louette, ihre Mutter, sie weggezerrt hatte, damit sie sich um ihren kleinen Bruder Lark kümmerte, während Louette selbst mit allen anderen in den Palast ging.
    »Und jetzt haben alle ihren Spaß, nur ich nicht«, grollte das geflügelte Kind mißvergnügt. Zitternd hockte Linnet sich auf den Boden und hüllte sich fest in ihre Flügel ein. Es mochte ja durchaus Frühling sein, aber die funkelnde, sternenklare Nacht war immer noch von beträchtlicher Kühle, als wollte der Winter trotz seiner Niederlage gegen die Macht der Harfe den Rückzug nicht antreten.
    Linnet versuchte, sich an dem Feuer ihres gerechten Zorns zu wärmen. »Ich sollte dort sein, im Palast! Ich sollte meine Belohnung dafür bekommen, daß ich die Königin gerettet habe – und nicht mit diesem kleinen Biest zu Hause sitzen!« Aber in Wahrheit wurde sie mittlerweile von Gewissensbissen gequält – denn sie war natürlich nicht zu Hause und kümmerte sich um Lark. Sobald ihr Bruder eingeschlafen war, war Linnet hinausgeschlichen und hatte sich auf den Weg zum Palast gemacht, in der Hoffnung, daß es ihr gelingen würde, sich so nah heranzuschleichen, wie sie es an jenem schicksalsschweren Tag getan hatte (war das wirklich erst gestern gewesen?), als sie die gefangene Königin gefunden hatte. Vielleicht konnte sie auch jetzt einen Blick durchs Fenster werfen und feststellen, was drinnen vor sich ging. Wenn sie nur die Aufmerksamkeit von Königin Rabes weißgeflügeltem Begleiter erregen könnte, ohne daß ihre Mutter sie zuerst sah, dann würde sie ihre Belohnung vielleicht doch noch bekommen.
    Linnets Pläne sollten sich jedoch nie verwirklichen. Auf halbem Wege zum Palast verließ sie der Mut. Beim letzten Mal war es etwas anderes gewesen, als das gigantische Bauwerk buchstäblich leer stand, während die Geflügelten das Dahinscheiden von Königin Flammenschwinge betrauerten. Heute abend aber glühte in allen Türmen ein Fackellicht, das selbst die rotgoldene Pracht eines Sonnenuntergangs in den Schatten stellte, und lärmende Scharen aufgeregter Himmelsleute umkreisten die Türmchen, flogen geschäftig ein und aus und bereiteten das bestmögliche Festmahl vor, das sich aus den mageren Vorräten, die ihnen verblieben waren, zusammenstellen ließ. Das geflügelte Kind konnte sich nicht an das Gebäude heranwagen, ohne entdeckt zu werden – und wenn seine Mutter es erwischte, würde es keine Belohnung sein, die es bekam! Eine bitter enttäuschte Linnet hatte sich umgedreht und wollte gerade nach Hause fliegen – als ihr Blick auf die schwarzen, eingestürzten Mauern des Yinze-Tempels fiel.
    Das Himmelskind mit dem rebellischen Geist hatte der Versuchung nicht widerstehen können, zu dem bedrohlichen, in Ruinen liegenden Tempel hinüberzufliegen. Schließlich hatte die Kleine es sich so verzweifelt gewünscht, bei den wichtigen Leuten im Palast Anerkennung zu finden – unklugerweise hatte sie auch schon bei ihren Freunden mit ihren Abenteuern und der Belohnung, die man ihr versprochen hatte, geprahlt. Der Gedanke an den Spott, der sie am Morgen erwartete, wenn die anderen Kinder herausfanden, daß man sie schmählich mit Lark zu Hause gelassen hatte, war ihr

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