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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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unerträglich. Jetzt boten ihr die Ruinen wenigstens die Hoffnung auf ein neuerliches Abenteuer oder zumindest – wenn sie ihre Phantasie benutzte – auf eine unglaubliche und aufregende Geschichte, mit der sie die anderen beeindrucken und hoffentlich von ihren Spötteleien abbringen konnte.
    Mittlerweile war die Woge entrüsteter Enttäuschung jedoch ein wenig abgeflacht, und Linnet zweifelte an ihrer Entscheidung. Eben noch, als das letzte Licht des Sonnenuntergangs den Himmel noch in rosa- und bernsteinfarbenes Licht getaucht hatte, war die Ruine ihr wie derselbe alte, harmlose Steinhaufen erschienen, der sie vorher gewesen war – aber nun, da die Nacht ihr schattiges Netz über das vernarbte, rissige Gesicht des Tempels legte, hatte dieser ein weit finstereres Aussehen angenommen.
    Ein Schaudern durchlief das geflügelte Kind. In der trügerischen Dunkelheit überall um sie herum fanden unheimliche Verwandlungen statt. Ein hoch aufragender Stein, der einzige Überrest eines einst prachtvollen Bogenganges, wurde zu einer großen, in einen Umhang gehüllten Gestalt, deren Gesichtszüge in den unergründlichen Tiefen einer Kapuze aus schwärzestem Schwarz verborgen waren. Verbogene Stücke geweihten Silbers nahmen das schauerliche Glänzen geisterhafter Schemen an, während ein am Boden liegender Kristallsplitter aus dem gewaltigen Buntglasfenster, das den Fall Incondors darstellte, zu dem Funkeln ungezählter fremder Augen wurde. Ein Haufen herabgefallener Steine verwandelte sich in die geschmeidigen finsteren Umrisse eines in die Hocke gegangenen Tieres.
    Überall tauchten Schatten auf: tiefe Löcher aus noch tieferem Schwarz gegen die zunehmende Dunkelheit. Sie schienen die Hände nach Linnet auszustrecken – und was verbarg sich hinter ihnen? War es der Geist Schwarzkralles, der durch die verlassene Ruine seiner Festung irrte? Würde er aus der Dunkelheit zu ihr herüberkriechen, die schauerliche Trophäe seines abgetrennten Kopfes in Händen?
    »Oh, um Yinzes willen – stell dich doch nicht so an!« sagte das geflügelte Kind wütend zu sich selbst, wobei es mit lauter Stimme sprach, um sich Mut zu machen. »Es gibt keine Geister – sie existieren einfach nicht!«
    Trotzdem schien ihr ein taktischer Rückzug an dieser Stelle eine sehr gute Idee zu sein. Immerhin, sagte sie sich, könnte Lark vielleicht gerade in diesem Augenblick aufwachen, und er würde sich sicher fürchten, so allein zu Hause … Linnet brauchte lediglich ein Andenken zu finden – irgendeine ganz besondere Kleinigkeit, um ihren Freunden zu beweisen, daß sie tatsächlich hier gewesen war …
    Sie bückte sich, spähte mit schmal gewordenen Augen in die sich vertiefende Finsternis und wünschte, sie hätte genug Verstand besessen, eine Fackel mitzunehmen. Dann, gerade als sie die kalten, rauhen, scharfkantigen Steine durchstöberte, drang ein Geräusch an ihre Ohren, das ihr das Blut in den Adern erstarren ließ. Ein leises, blubberndes Stöhnen, das durch die Steine unter ihren Füßen vibrierte und zu einem unheimlichen, jammernden Crescendo anschwoll. Mit einem atemlosen, entsetzten Quietschen breitete das geflügelte Mädchen seine Schwingen aus, um zu fliehen – und fiel der Länge nach auf Hände und Knie, als ihr linker Fuß zwischen zwei lockere Steine rutschte. Obwohl Linnet, die in ihrer Panik den Schmerz nicht wahrnahm, mit der ganzen Kraft ihrer Angst zog, ließ sich der Fuß nicht befreien. Sie saß in der Falle.
    Linnet biß sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien – ein flüchtiges Aufflackern gesunden Menschenverstands sagte ihr, daß das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, die Aufmerksamkeit irgendwelcher anderer Leute war. Da hörte sie wieder dieses Jammern – leiser diesmal, als hätte sich die Kreatur, von der das verzweifelte Geräusch kam, über alle Maßen verausgabt.
    Linnet machte sich in die Hose. Die warme, sich langsam ausbreitende Feuchtigkeit war eine unendliche Demütigung – die ihr jedoch nur am Rande bewußt wurde. In diesem Augenblick beherrschte sie allein die Angst. Das geflügelte Mädchen zerrte abermals an seinem unnachgiebigen Fuß, zu verängstigt, um auch nur zu weinen, als eine weißglühende Lanze des Schmerzes Linnets Bein durchbohrte. Ganz plötzlich schien die Zeit sich zu verlangsamen, während Linnets Gehirn gleichzeitig mit der Geschwindigkeit der Verzweiflung zu arbeiten begann. Sie analysierte ihre prekäre Lage mit einem Aufblitzen von aus Angst geborener

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