Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
murmelte sie. Die Welt begann zu kreisen und …
Plötzlich steckte Anvar wieder in seiner irdischen Gestalt und kniete über der Magusch, aber diesmal spürte er ihren Geist in tiefer und vertrauter Verbindung mit dem seinen. Er spürte auch ihr Erschrecken, als sie das Ausmaß des Schadens ermessen konnte, den Meiriels heimtückisches Messer angerichtet hatte. Er hörte sie fluchen. Dann jedoch klang ihre Stimme ruhiger. »Wir sollten uns besser beeilen. Ich wußte nicht, daß es so viel zu tun geben würde.«
Ohne den Stab der Erde hätten sie es jedoch nie geschafft. Und ohne Aurians Kenntnisse, die sie ironischerweise eben jener Frau verdankte, die sie nun zu töten versucht hatte, hätten die beiden Magusch keine Chance gehabt. Anvar, der einfach voller Vertrauen seine Kraft in Aurians Hände gegeben und seine Hände ihrem Willen anbefohlen hatte, ließ seine Geliebte sich selbst heilen. Und nach einer entsetzlichen, verfluchten, endlosen und erschöpfenden Ewigkeit, die sie damit zugebracht hatten, durchtrennte Muskeln und zerfetztes Gewebe zusammenzufügen, spürte Anvar, wie Aurians Geist sich aus dem seinen ausklinkte. Einen Augenblick lang herrschte kalte Angst in seinem Herzen – dann öffnete Aurian die Augen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Du hast gute Arbeit geleistet, mein Partner, beim Heilen – und bei allem anderen.«
Aus ihrem Nest wärmender Umhänge heraus sah die Magusch, wie ein breites, ein wenig einfältiges Grinsen Anvars Züge verzerrte und glückselige Freude über ihre Rückkehr in seinen Augen aufleuchtete. Ihr Herz flog ihm entgegen.
»Die Fähigkeiten, denen wir das zu verdanken haben, kamen von dir«, sagte er zu ihr. »Und ich liebe dich auch.« Noch immer hielt er ihre Hand fest umklammert. »Aber wirst du – wirst du jetzt wieder ganz gesund?«
Für einen kurzen Moment verschleierte sich Aurians Blick, und sie richtete ihr Augenmerk nach innen. Dann blickte sie auf und nickte mit einem müden kleinen Lächeln. »Alles sauber geflickt. Mir tun einfach nur alle Knochen weh – und ich bin so furchtbar, furchtbar müde. Ich muß eine Weile schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen, und damit die Heilung ihre letzte Wirkung tun kann – und dann«, ihre Finger bohrten sich in Anvars Hand, »dann suchen wir diese Hexe Meiriel – und mein armes Kind.«
Anvar war wie vom Donner gerührt. »Es war Meiriel? Aber Parric glaubte, sie sei tot …«
»Bei allen Göttern, ich wünschte, sie wäre es«, fauchte Aurian. »Aber das ist ein Irrtum, der sich aus der Welt schaffen läßt. Gibt es irgend etwas Neues?« wollte sie wissen. »Ist irgend etwas geschehen?«
Anvar drückte ihr tröstend die Hand und schüttelte den Kopf. »Aber wir werden …«
»Du lebst!« Shias Stimme hallte überglücklich in Aurians Gedanken wider, als zwei große Katzen mit vom Regen durchweichtem Fell in die große Halle schossen. Shia stieß die Magusch vorsichtig mit der Schnauze an, und während sie vor Glück schnurrte, fielen eisige Tröpfchen aus ihren langen, schwarzen Schnurrhaaren auf Aurians Gesicht.
Aurian brachte es trotz ihrer Sorgen fertig, der großen Katze zuzulächeln. »Ja, ich lebe«, stimmte sie ihr zu. »Obwohl nur die Götter wissen, wie das möglich ist. Aber …« Ihre Gedankenstimme war überschattet von Furcht. »Was ist dir widerfahren, Shia? Gibt es etwas Neues von meinem Sohn?«
Die große Katze ließ den Kopf sinken. »Wir haben versagt«, gestand sie kläglich. »Unsere Feindin hat eine Barriere aus Magie errichtet, die wir nicht überwinden konnten, und dann haben wir ihre Spur verloren. Den Geflügelten ist es anscheinend ähnlich ergangen. Ich glaube, die Magie hat sie vor ihren Blicken geschützt. Dann spürten wir, daß dein Leben in Gefahr war. Selbst auf eine solche Entfernung konnten wir fühlen, wie dein Geist langsam davonglitt …« Shias Gedankenstimme zitterte kurz. »Khanu und ich sind zurückgekehrt, während die Wölfe den Berg durchkämmen, um festzustellen, ob sie Wolfs Entführerin irgendwo aufspüren können.« Dann wandte sie den Blick von der Magusch ab. »Aurian – ich glaube, irgend jemand hat deiner Feindin geholfen. Wir können uns zwar irren, aber Khanu und ich waren überzeugt davon, ganz schwach die Witterung fremder Katzen aufgenommen zu haben – unserer eigenen Leute. Ich schäme mich so …«
»Psst«, unterbrach sie eine Stimme. Als sie sich umsah, erblickte Aurian das Windauge der Xandim. »Mach dir keine Vorwürfe«, sagte
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