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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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überwältigen drohte, und dankbar für jede Narbe sein, die die einst weiche Seele davontrug. Jeder, der aus der alten Zeit noch übrig war, hatte mit seinem früheren Ich praktisch nichts mehr gemeinsam. Sie beide befanden sich nun im letzten Stadium ihrer Beziehung. Buchanan hatte gewonnen, und Hadrian wurde zu seinem geheimen Sklaven.
    »Es war ein großer Kerl. Allein schaffe ich das nicht.«
    »Aber er ist schon lange tot«, wandte der Gouverneur ein. »Es sind wahrscheinlich nur noch … Der Leichnam ist gewiss nicht mehr vollständig.«
    »Der Schlamm hat ihn konserviert, wie bei diesen alten Moorleichen.«
    Buchanan verzog das Gesicht und drehte sich zum Fenster,um den Blick über den Hafen und das riesige Binnenmeer schweifen zu lassen. Schließlich wandte er sich einem Porträt von Sarah und Dora zu. »Ich liege manchmal wach«, räumte er ein, kaum lauter als ein Flüstern, »und mache mir Sorgen, dass die beiden glauben könnten, wir würden die Welt ein weiteres Mal zerstören.«
    »Wie denn das?«, entgegnete Hadrian. Dies war der Endpunkt der tausend Unterredungen, die sie im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte geführt hatten, eine Facette der seltsamen, vielschichtigen Persönlichkeit, die aus Buchanan geworden war. In der Öffentlichkeit prügelte er nur zu gern auf Hadrian ein, machte ihn fertig, drohte mit Verbannung, doch unter vier Augen wurde er bisweilen wieder zum einsamen Witwer und ließ sich so wie früher offen und ungeschützt auf ein Gespräch ein.
    »Sarah hat neben ihrem Bett etwas an die Wand geschrieben.
Wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können
. Ich habe sie gefragt, woher sie das hat, aber sie wollte es nicht sagen. Was bedeutet, dass es von dir stammt.«
    »Zu viel der Ehre. Ich habe ihr lediglich nahegelegt, mehr Shakespeare zu lesen.« Die Werke des großen Dichters waren nicht von der modernen Welt vergiftet und hatten sich während der frühen Bergungsarbeiten in großer Zahl angefunden. Heutzutage zählten sie zu den genehmigten Büchern der Kolonie und füllten mehrere Regale der öffentlichen Sammlung. »Findest du es nicht auch faszinierend, dass ausgerechnet
Hamlet
eine solche Wirkung auf sie hat? Der Untergang einer Königsfamilie.«
    Buchanan musterte ihn wütend. »Du wirst die Worte, die du am Platz zerstört hast, wieder auf die Mauer malen«, knurrte er. »Sag sie laut auf. Ich möchte, dass du sie dir gründlich einprägst, damit du sie vor den versammelten Kindern wiederholen kannst.«
    Hadrian erwiderte den schwelenden Blick. »Meine Strafe lautete vier Wochen Zwangsarbeit. Es war nie die Rede davon, dass ich Teil deiner Propagandamaschinerie werde.«
    »Habe ich die zusätzliche Woche für deinen heutigen Fluchtversuch noch nicht erwähnt?«
    »Ich weigere mich.«
    »Ich sehe den alten Jonah schon vor mir, mit Frost im Haar und klappernden Zähnen.«
    Hadrian senkte den Kopf. »Wir haben unsere Geschichte nicht verloren. Wir sind von ihr befreit.«
    Ein siegreiches Lächeln teilte die harten Züge des Gouverneurs. Er wandte sich erneut um, diesmal zu einer Rauchfahne am nördlichen Horizont, wo ein Dampfboot seine Netze nach einem der riesigen Fischschwärme ausgeworfen hatte. »Sei bei Einbruch der Dunkelheit an der Grube. Du wirst Hilfe haben«, sagte Buchanan und wies auf die Tür.
    Auf dem Flur war niemand. Hadrian ging zum vorderen Fenster und schaute hinab auf die Straße. Kenton, der offenbar annahm, dass die Audienz wesentlich länger dauern würde, drehte sich neben einer Reihe von Fahrrädern soeben eine Zigarette und betrachtete mürrisch eine Gruppe Halbwüchsiger bei einem der Pferdefuhrwerke, mit denen die Straßen gereinigt wurden. Hadrian beobachtete den Sergeanten eine Weile. Bei dem Gedanken an die bevorstehenden Prügel wurde ihm ganz anders. Dann lief er eilig die Treppe nach unten, stahl von einem Haken einen Hut, um sein Gesicht zu verbergen, und kletterte aus einem der hinteren Fenster.
    Zehn Minuten später stand er im Eingang des zweigeschossigen Holzhauses, das wie eine große Scheune angelegt war und die Bibliothek der Kolonie beherbergte. Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht, hielt auf der staubigen Straße nach den braunen Uniformen von Buchanans Polizisten Ausschau, zog sich den Hut tiefer in die Stirn und trat ein. Er schlichsich in einen Seitenraum, warf einen zufriedenen Blick auf die Regale voller Bücher, die von den Zensoren freigegeben worden waren, und suchte dann die Stufen und den oberen

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