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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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doch auch Geld zu, sagt Großvater. Du hast deinen Beitrag geleistet, und im gesamten Freistaat verteilen sie Geld. Du könntest nach Dublin fahren und um Hilfe bitten. Die Busfahrt nach Dublin können wir dir vorstrecken. Die Zwillinge könnt ihr auf den Schoß nehmen, dann können sie umsonst mit.
    Dad sagt, och, aye, und Mam starrt die Wand an und hat Tränen in den Augen.
     
     
    Nach dem Essen gingen wir wieder ins Bett, und am nächsten Morgen saßen alle Erwachsenen um
den Tisch herum und kuckten traurig. Bald kam ein Mann in einem Auto und fuhr uns zurück zu dem Laden, in dem unser Überseekoffer war. Sie hoben den Koffer auf das Dach eines Busses, und wir stiegen in den Bus. Dad sagte, wir fahren nach Dublin. Malachy sagte, was istn Dublin? aber niemand antwortete ihm. Dad hatte Eugene auf dem Schoß und Mam Oliver. Dad sah aus dem Fenster auf die Felder und sagte mir, hier sei Cuchulain gern spazierengegangen. Ich fragte ihn, wo Cuchulain dem Hund den Ball ins Maul geschlagen hat, und er sagte, ein paar Meilen von hier.
    Malachy sagte, kucktma kucktma, und wir kuckten: Es war eine große silbrige Wasserfläche, und Dad sagte, das ist der Lough Neagh, der größte See von ganz Irland, der See, in dem Cuchulain nach seinen großen Schlachten zu schwimmen pflegte. Cuchulain wurde es immer so heiß, daß der Lough Neagh, wenn er hineinsprang, überkochte und tagelang die ganze Gegend heizte. Eines Tages würden wir alle zurückkommen und wie Cuchulain persönlich schwimmen gehen. Wir würden Aale fangen und sie in der Pfanne braten, anders als Cuchulain, der sie mit der Hand aus dem See fischte und lebendig runterschluckte, weil ein Aal große Macht besitzt.
    Stimmt’s, Dad?

    Stimmt.
    Mam sah nicht aus dem Fenster auf den Lough Neagh. Ihr Kinn lag auf Olivers Kopf, und sie starrte den Fußboden des Busses an.
     
     
    Bald rollt der Bus in eine Stadt mit großen Häusern, Autos, Pferden, die Wagen ziehen, Menschen auf Fahrrädern und Hunderten von Fußgängern. Malachy ist aufgeregt. Dad, Dad, wo istn der Spielplatz, wo sindn die Schaukeln? Ich will zu Freddie Leibowitz.
    Och, mein Sohn, du bist doch jetzt in Dublin, weit weg von der Classon Avenue. Du bist jetzt in Irland, ganz weit weg von New York.
    Als der Bus anhält, wird der Überseekoffer vom Dach gewuchtet und auf den Fußboden vom Busbahnhof gestellt. Dad sagt zu Mam, sie kann sich auf eine Bank im Busbahnhof setzen, während er sich mit dem Mann von der IRA an einem Ort namens Terenure trifft. Er sagt, für die Jungens gibt es Toiletten im Busbahnhof, er bleibt nicht lange fort, wenn er wiederkommt, hat er das Geld, und dann gibt es für uns alle was zu essen. Er sagt, ich soll mitkommen, und Mam sagt, nein, ich brauche ihn hier, er muß mir helfen. Aber als Dad sagt, er muß mir doch das viele Geld tragen helfen, lacht sie und sagt, na gut, geh mit deinem Ollen.

    Mit deinem Ollen. Das heißt, sie hat gute Laune. Wenn sie sagt, mit deinem Vater, heißt das, sie hat schlechte Laune.
    Dad nimmt mich an die Hand, und ich trabe neben ihm her. Er kann schnell gehen, der Weg nach Terenure ist weit, und ich hoffe, daß er anhält und mich trägt, so wie er die Zwillinge in Toome getragen hat. Aber er stiefelt weiter und sagt nichts, außer daß er Leute fragt, wo Terenure ist. Später sagt er, jetzt sind wir in Terenure und müssen nur noch Mr. Charles Heggarty von der IRA finden. Ein Mann mit einem rosa Flicken auf dem Auge sagt uns, daß wir in der richtigen Straße sind, Charlie Heggarty wohnt Nummer vierzehn, Gott strafe ihn. Der Mann sagt zu Dad, wie ich sehe, sind Sie ein Mann, der seinen Beitrag geleistet hat. Dad sagt, och, ich habe meinen Beitrag geleistet, und der Mann sagt, ich habe meinen Beitrag ebenfalls geleistet, und was hab ich davon? Ein Auge weniger und eine Pension, von der man keinen Kanarienvogel ernähren könnte.
    Aber Irland ist frei, sagt Dad, und das ist etwas Großartiges.
    Frei am Arsch, sagt der Mann. Ich glaube, unter den Engländern ging’s uns besser. Immerhin viel Glück, Mister, ich glaube nämlich, ich weiß, weshalb Sie hier sind.
    Eine Frau macht in Nummer vierzehn die Tür auf. Ich fürchte, sagt sie, Mr. Heggarty hat zu tun.
Dad sagt ihr, er ist gerade den ganzen Weg von Dublin Stadtmitte bis hierher mit seinem kleinen Sohn zu Fuß gegangen, am Busbahnhof warten Frau und drei Kinder auf ihn, und wenn Mr. Heggarty soviel zu tun hat, warten wir eben hier an der Türschwelle auf ihn.
    Eine Minute später ist die

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