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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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Wir klettern über eine Mauer, und ein böser Hund fällt uns an, bis Paddy mit ihm spricht und ihm sagt, er ist ein lieber Hund, und wir haben Hunger, und er soll schön nach Haus zu seiner Mutter gehen. Der Hund leckt Paddy das Gesicht ab und trabt schwanzwedelnd davon, und Paddy ist sehr zufrieden mit sich. Wir stopfen uns Äpfel ins Hemd, bis wir kaum noch über die Mauer zurückklettern können, um schnell auf ein großes Feld zu laufen, wo wir uns unter eine Hecke setzen und die Äpfel essen, bis wir keinen Bissen mehr runterkriegen, und dann tunken wir das Gesicht in einen Bach und trinken das köstliche kalte Wasser. Dann rennen wir zu einem Graben, Paddy hockt sich an das eine Ufer, ich mich ans andere, und scheißen und wischen uns den Arsch mit Gras und dicken Blättern ab. Paddy hockt und sagt, es geht auf der Welt doch nichts über ordentlich Äpfel futtern, ordentlich Wasser trinken
und ordentlich scheißen, ist doch besser als jedes Käsesengwitsch mit Senf, und Dotty O’Neill kann sich seinen Apfel in den Arsch stecken, aber jederzeit.
    Auf einem Feld stehen drei Kühe, die den Kopf über ein Mäuerchen stecken und muh zu uns sagen. Paddy sagt, Jesusnochmal, Zeit zum Melken, und rüber über die Mauer und sich unter eine Kuh gelegt, und ihr dickes Euter hängt ihm direkt ins Gesicht. Er zieht an einer Zitze und spritzt sich Milch in den Mund. Er hört auf zu spritzen und sagt, los, Frankie, frische Milch. Lecker. Schnapp dir die andere Kuh da, die wollen alle gemolken werden.
    Ich lege mich unter eine Kuh und ziehe an einer Zitze, aber sie tritt und bewegt sich, und ich bin sicher, daß sie mich umbringen wird. Paddy kommt herüber und zeigt mir, wie es geht, feste und gerade ziehen, und dann kommt die Milch in kraftvollem Strahl. Wir legen uns beide unter die eine Kuh und füllen uns gepflegt mit Milch ab, als plötzlich Gebrüll ertönt und ein Mann mit einem Stock quer über das Feld herangestürmt kommt. Wir schwingen uns über die Mauer, und er kann uns nicht nach, weil er mit seinen Gummistiefeln abrutscht. Er steht an seiner Mauer und schwingt seinen Stock und ruft, wenn er uns je erwischt, tritt er uns mit seinem Gummistiefel bis zum Schaft in den Arsch, und wir lachen, weil
wir in Sicherheit sind, und ich frage mich, warum irgend jemand in einer Welt voller Milch und Äpfel Hunger leiden sollte.
    Für Paddy ist das völlig in Ordnung, wenn er sagt, Dotty kann sich den Apfel in den Arsch stecken, aber ich will nicht immer nur Obstplantagen ausrauben und Kühe melken gehen, und ich werde immer versuchen, Dottys Apfelschale zu gewinnen, damit ich danach zu Hause Dad berichten kann, wie ich die schweren Fragen beantwortet habe.
    Wir gehen durch Ballinacurra zurück. Es regnet und blitzt, und wir rennen, aber für mich ist es schwierig, weil meine Schuhsohle schlappt und ich immer fast stolpere. Paddy kann mit seinen langen nackten Füßen rennen, wie er’s braucht, und man hört sie auf das Pflaster patschen. Meine Schuhe und Strümpfe sind pitschnaß, und sie machen ihr eigenes Geräusch, plitsch, plitsch. Paddy bemerkt das, und wir machen ein Lied aus unseren zwei Geräuschen, patsch patsch, plitsch plitsch, patsch plitsch, plitsch patsch. Wir lachen so sehr über unser Lied, daß wir uns aneinander festhalten müssen. Der Regen wird schlimmer, und wir wissen, daß wir uns nicht unter einem Baum unterstellen können, weil wir dann komplett gebraten werden, also stellen wir uns in einen Hauseingang, und sofort wird die Tür von einem dicken Dienstmädchen mit einer weißen
Haube und einem schwarzen Kleid mit einer kleinen weißen Schürze geöffnet, die uns sagt, wir sollen machen, daß wir von der Tür wegkommen, wir sind ein Schandfleck. Wir rennen weg, und Paddy ruft ihr zu, Färse aus Mullingar, saftig, fett und wunderbar, und er lacht, bis er fast erstickt und sich vor Schwäche gegen eine Mauer lehnen muß. Es hat keinen Sinn mehr, sich unterzustellen, wir sind sowieso bis auf die Haut durchnäßt, also gehen wir gemächlich die O’Connell Avenue entlang. Paddy sagt, er hat das mit der Färse aus Mullingar von seinem Onkel Peter gelernt, von dem, der mit der englischen Armee in Indien war, und sie haben ein Foto von ihm, auf dem er mit einem Trupp Soldaten samt Helmen und Gewehren und Patronengurten um die Brust herumsteht, und außerdem stehen da noch dunkle Männer in Uniform, und das sind Inder, die dem König treu ergeben sind. Onkel Peter hat sich da, an einem Ort namens Kaschmir,

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