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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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gelegt hatte, aber jetzt war es verschwunden. Aber er konnte nicht riskieren, noch länger danach zu suchen.
    * * *
    Montag, 7. Oktober
    Zwei Tage zuvor
    Lane Chandler? Angestrengt starrte Rick auf die Visitenkarte, bis seine Augen anfingen zu brennen. Er rieb sie und massierte die Augenhöhle mit dem Daumen, um den unangenehmen Druck loszuwerden. Es war sechs Uhr morgens, und er hatte die ganze Nacht über keine Ruhe gefunden. Seine Grübeleien hatten ihm den Schlaf geraubt. Zu viele Fragen schwirrten in seinem Kopf herum, und die wichtigste von allen war, an wen dieser Name ihn bloß erinnerte.
    Er wusste nicht genau, was ein Concierge-Service war, und er kannte auch niemanden, der Lane Chandler hieß. Vielleicht hatte er den Namen schon einmal irgendwo gehört, aber Rick war zu erschöpft und ausgelaugt, um ihn einzuordnen. Er könnte die Aufzeichnungen zu seinen aktuellen Fällen überprüfen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Stattdessen blieb er auf seinem Stuhl in dem kleinen Kabuff sitzen, das er zu seinem Büro gemacht hatte. Der Name hörte sich nicht echt an. Wer hieß schon Lane Chandler? Ein Filmstar vielleicht.
    Lane. War das ein Frauen- oder ein Männername? Wie viele Frauennamen begannen mit L? Nicht sehr viele: Linda, Lydia, Lilly, Laurie, Leigh, Lucille, Lucy. Lucy?
    Verdammt! Er sprang vom Bürostuhl auf, der knarrend protestierte. Er hatte einmal ein junges Mädchen gekannt, das sich Lane Chandler nannte. Vor fünfzehn Jahren hatte er den kleinen Satansbraten verhaftet. Nachdem sie von zu Hause weggelaufen war, hatte sie den Namen eines Filmstars übernommen. Sie hatte Ricks Partnerin Mimi Parsons erzählt, dass sie sich irgendeinen Schauspielernamen rausgepickt hatte, der bei einem alten Western im Abspann aufgelistet wurde. Lane Chandler. Der Name hatte ihr gefallen, aber nicht weil die Initialen L.C. ergaben. Das war reiner Zufall. Einen Männernamen anzunehmen, war ein gutes Gefühl. Dadurch fühlte sie sich stärker und zäher, und sie kam auf den Straßen von L.A. besser zurecht.
    Und was war dann aus ihr geworden, auf den Straßen von Los Angeles? Müll. Abschaum.
    Rick durchschritt den Raum. Er fühlte sich wie in einem Käfig, aber vielleicht brauchte er diese Begrenzung. Wo würde er hingehen, wenn die Wände des L-förmigen Zimmers ihn nicht aufhielten? Richtung Süden, und er würde nicht anhalten. Nach Süden, zur Grenze. Und er würde laufen, nicht gehen.
Ich sollte verdammt noch mal zusehen, dass ich von hier verschwinde. Wenigstens so tun, als hätte ich ein Leben, solange es noch nicht zu spät ist. Mir eine Frau suchen, mich für zehn Minuten verlieben. Mein Herz verschenken. Es ist das Einzige, was mir noch geblieben ist.
    Lane Chandler.
    Er wurde langsamer und ließ seine Gedanken zurückschweifen. Ihr richtiger Name war Lucy Cox. Ein gefährlich frühreifes Ding und ein harter Brocken. Rick hatte sie auf dem Straßenstrich verhaftet. Der Fall war klar: Sie hatte ihn angesprochen. Angesichts ihrer türkisblauen Augen und Kühnheit hatte er sich gewünscht, sie wäre fünfzehn Jahre älter. So etwas war ihm noch nie passiert.
    Rick hatte von Anfang an bei der Sitte gearbeitet. Beim Umgang mit all den jugendlichen Kriminellen, all den drogensüchtigen Straßenkindern hatte er mehr als einmal den Wunsch verspürt, sie in Zwangsjacken zu stecken, damit sie sich und andere nicht länger verletzen konnten. Sie waren traurig, wütend und verzweifelt. Viele von ihnen starben viel zu früh. Aber Lucy gehörte nicht dazu. Sie war anders. Eine minderjährige Madonna, strahlend genug, um selbst die am schlimmsten heruntergekommene Gegend zu erhellen. Das Gericht hatte sie ins Jugendgefängnis gesteckt, und Rick hatte dafür gesorgt, dass sie erst wieder herauskommen würde, wenn sie volljährig war.
    Er ging zum Fenster und blieb dort stehen, um sich von der aufgehenden Sonne wärmen zu lassen. Als er aufgestanden war, war er nur rasch in eine Jeans geschlüpft. Keine Frau war in der Nähe, die sich über die nackte Brust beschwert hätte – oder gefreut. Schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Seine letzte längere Beziehung und einzige Ehe war vor zehn Jahren in die Brüche gegangen. Aus denselben Gründen, aus denen die Ehen der meisten Gesetzeshüter scheiterten: Vernachlässigung. Dabei hatte er sie durchaus geliebt. Er hatte nur nicht die Zeit oder die Kraft gehabt, sie so zu lieben, wie sie es gebraucht hätte. Er gab ihr keine Schuld. Er hätte gar nicht erst heiraten sollen.

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