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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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der vom Parkplatz vor dem Haus bis zum Garten führte, zwang sie, auf Zehenspitzen zu gehen, damit die hohen Absätze nicht einsanken. Wenn sie mit diesem Kerl fertig war, würde sie andere Schuhe anziehen und sich noch einmal frisch machen müssen. Sie hatte noch genug Zeit, zwanzig Minuten – und sie hatte einen weiteren Tipp für ihr nächstes Buch.
Tragen Sie niemals High Heels auf Gartenpartys!
    Als sie sich der Ansammlung von Pappkartons näherte, sah sie ein Paar schmutzige nackte Füße daraus hervorlugen. Daneben hatte sich bereits ein Haufen Bierdosen und Müll gebildet. Sie entdeckte noch etwas, und das brachte sie zur Weißglut. Er hatte ihren wunderschönen Rasen als Toilette benutzt.
    Einem Donnergrollen gleich kamen ihr die Worte über die Lippen. “Packen Sie Ihre Sachen zusammen und verschwinden Sie”, forderte sie den Mann auf.
    Er reagierte nicht, und sie trat mit der Schuhspitze gegen den Karton. “Haben Sie mich
verstanden?”
    Der Karton bewegte sich. Als der Mann auftauchte und sich zu ihr umdrehte, erkannte Priscilla, dass es nicht derjenige war, dem sie Geld gegeben hatte. Dieser hier war viel jünger und kräftiger. Helle blaue Augen schimmerten unter dem strähnigen braunen Haar hervor. Er würde sich womöglich nicht so leicht vertreiben lassen.
    “Das ist ein
Privatgrundstück!”
Sie fuchtelte mit ihrem Handy herum. “Sie haben zwei Minuten Zeit, um zu verschwinden, oder ich rufe die Polizei.”
    “Verpiss dich”, murmelte er, packte den Karton und schüttelte ihn, als hätte sie ihn mit ihrem Fußtritt beschmutzt. Er drehte ihr den Rücken zu und ließ sich wieder auf die Unterlage sinken. Offensichtlich hatte er vor, sein offenbar flüssiges Frühstück im Schlaf zu verdauen.
    Irgendwo in Priscillas Gehirn schien eine Leitung durchzubrennen. Es gab einen Kurzschluss, die Funken flogen, und sie begann zu beben. Sie hatte keine Chance, diesen heftigen und todbringenden Impuls zu unterdrücken. Eine tiefe, animalische Wut packte sie. Sie ballte die Hände zu Fäusten, die Oberlippe schob sich nach oben und entblößte ihre kleinen scharfen Schneidezähne. Die zierlichen Nasenflügel vibrierten, und ein dunkler Laut entschlüpfte ihrer Kehle, wild und unheimlich wie ein Geräusch des Dschungels.
    Wie konnte er es wagen, ihr seinen schäbigen Schmarotzerrücken zuzukehren! Bis zehn zu zählen kam überhaupt nicht infrage, wenn so ein Mistkerl dabei war,
die
Gelegenheit ihres Lebens zu vereiteln. Sie ließ das Handy fallen und griff nach der Eisenskulptur eines Kranichs aus dem nächsten Beet. Sie musste diesen Kerl hier fortschaffen, egal wie. Sie scherte sich nicht darum, ob das Fernsehteam sie womöglich dabei sah. Dieser Kerl hier hatte eine Lektion verdient!
    Der hochnäsige Produzent wollte etwas Ausgefallenes sehen? Ha!
    Doch als sie die Skulptur über ihren Kopf hob, ließ eine leise Stimme der Vernunft sie innehalten. Vielleicht gab es noch andere Wege, das Problem zu lösen. Wenn sie gerade heftig genug zuschlüge, damit er benommen wäre, könnte sie ihn samt dem Karton aus ihrem Garten schaffen. Auf diese Weise würde er sich nicht zur Wehr setzen können.
    Das entsetzliche Knirschen, als das Eisen auf den Schädelknochen knallte, ließ sie zusammenzucken. Ihre Wut war ebenso rasch verflogen, wie sie gekommen war. Angst überflutete sie, und sie fiel auf die Knie. Wann immer sie in diesen ungesunden Zustand geriet, war sie anschließend vollkommen zerstört. Erschüttert, ängstlich und zutiefst gedemütigt sah sie, was sie angerichtet hatte. Das hier war der schlimmste Ausbruch, den sie je hatte. War der Mann tot?
    Sie zerrte an dem leblosen Körper, bis sie feststellte, dass er bewusstlos war, aber noch atmete. Er fühlte sich kalt an. Vielleicht konnte sie ihn aus dem Karton und bis zu den Büschen zerren, wo man ihn nicht sehen würde. Aber ihr blieb nicht viel Zeit.
    Einen Moment später stand sie atemlos keuchend über ihn gebeugt und begriff, dass es keinen Zweck hatte. Sie konnte ihn noch nicht einmal herumdrehen. Er schien so viel zu wiegen wie zehn Männer. Schluchzend und zornig sank sie neben ihn auf den Boden. Sie könnte ihn umbringen. Er allein hatte sie in diese Lage gebracht.
    Verzweifelt suchte sie nach ihrem Handy und fand es schließlich im Gras. Sie rief ihren Manager an, erreichte aber nur die Mailbox. Ihr PR-Berater ging ebenfalls nicht ran. Gingen diese Leute denn nie an ihr verfluchtes Telefon? Wozu zum Teufel zahlte sie ihnen eigentlich zwanzig

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