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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Geschichte, aber so was kam
eben vor. Der erste Mord, den er als junger Bursche begangen hatte, war gekonnt und mit dem gerade richtigen Maß an Skrupellosigkeit ausgeführt worden, um ihm Respekt unter seinesgleichen einzubringen.
    Eamonn hätte ihn durchaus sympathisch finden können, wenn Petey nur nicht immer wieder damit gekommen wäre, dass er sich der Mahoney-Gemeinschaft anschließen möge. Er schüttelte den Kopf und stöhnte. »Können wir jetzt bitte Radio hören?«
    Petey, der immer freundlich blieb, machte die Musik lauter und sagte mit gespielter Begeisterung: »Er macht den Mund auf. Ist ja was ganz Neues. Bis jetzt hab ich dich den Stummen genannt. Sag mir nur eins, und dann halt ich meine große Klappe - was hat dich so verändert? Ich mein, warum hier dieser Widerstand nach allem, was du in London getan hast, hä?«
    Sie hielten vor einer Ampel, und Petey sah dem jüngeren Mann forschend in die Augen, ehrlich an einer Antwort interessiert.
    Eamonn drehte die Musik leiser und sagte bedeutungsvoll: »Ich habe ein Mädchen umgebracht, eine wundervolle junge Frau, die ein langes Leben hätte vor sich haben sollen. Ich habe auch einen Jungen umgebracht. Der hätte wahrscheinlich dasselbe mit mir gemacht, aber trotzdem. Innerhalb weniger Jahre habe ich zwei Menschen getötet. Ich habe Männern gegen Geld die Arme und Beine gebrochen und es genossen. Ich hab die Macht geliebt, hab es geliebt, dass ich bestimmen konnte. Nach Carolines Tod hab ich Bilanz gezogen und entschieden, dass ich wieder zur normalen Welt gehören wollte. Ich hab mich entschieden, nicht mehr alles kontrollieren zu müssen. Ich war ein kranker Mensch, ein böser Mensch, und damit konnte ich nicht mehr länger leben.«
    Als die Ampel endlich umsprang, sah Petey ihn an und sagte bedächtig: »Ist das alles? Ich dachte, du hättest wirklich gute Gründe gehabt.«

    Mit voll aufgedrehtem Radio fuhren sie schweigend zum Hauptquartier der Mahoneys im Herzen von Queens.
     
    Jack Mahoney war fast zwei Meter groß und entsprechend breit. Seine Frau tat ihr Bestes, dass er nicht aus der Form geriet, aber diese Schlacht war in der Fastfood-Kultur Amerikas nicht zu gewinnen. So war Jacks Bauch inzwischen gigantisch, eine riesige schwabbelnde Masse, die sie nicht mehr über und auf sich duldete. Was Jack nicht ungelegen kam, denn er hatte Geschmack an kleinen schwarzen Girls mit Raspelschnitt gefunden, die seiner Überzeugung nach die allerbesten Schwanzlutscherinnen diesseits des Atlantiks waren. Seine sieben Töchter verehrten ihren lebensfrohen Vater, und er besuchte jeden geschlagenen Morgen um halb sieben die Messe. Essen und regelmäßig den Schwanz gelutscht bekommen, das waren Jacks Hobbys. Seine Arbeit spielte sich ganz woanders ab.
    Jack kontrollierte das Unternehmen Mahoney mit Geld und dadurch, dass er Angst und Schrecken verbreitete. Er glaubte, dass man die Loyalität jedes Mannes kaufen konnte, wenn man ihm nur genug dafür zahlte. Damit war er bisher gut gefahren. Die Mahoneys hatten noch nie mit einem Spitzel oder einem Überläufer zu tun gehabt.
    Aber Jack ging es auch darum, dass die Iren in seiner Umgebung glücklich und zufrieden waren. Er wusste, dass es daheim im Norden eine Menge Ärger geben würde, und obwohl er selbst aus dem Süden stammte, nämlich in Cork geboren und aufgewachsen, war ihm klar, dass eine Menge Geld damit zu machen war, den Landsleuten im Norden zu helfen.
    Ein Großteil der Iren in New York lebte in Erinnerungen. Sie redeten ständig von der Heimat und aßen Kohl und Corned Beef sozusagen als heiliges Ritual. Das schmeckte zwar nicht im mindesten wie das gute Essen in Irland, aber das wussten die Leute natürlich nicht, denn in der Mehrzahl waren sie Iren der zweiten oder gar dritten Generation. Indem er deren Nostalgie
nach dem Auld Country hätschelte, machte Jack das dicke Geld mit seinen irischen Bars und war entschlossen, so weiterzumachen. Seine Kneipen waren stets voll von Männern und Frauen, die Rebellenlieder sangen, irisches Backsodabrot aßen und Jameson’s tranken. Aber er machte auch noch andere Geschäfte, und um die abzuwickeln, brauchte er Männer fürs Grobe.
    Es hatte den Anschein, als sei Eamonn Docherty haargenau von der Sorte, die er in Lohn und Brot nehmen wollte. Es war Jack bisher nie in den Sinn gekommen, dass jemand nicht für ihn arbeiten wollte. Wäre er direkt auf eine solche Ablehnung gestoßen, hätte er kurz und bündig ein Ultimatum gestellt: Arbeite für mich, oder

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