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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Geplänkels. Jackie wurde in aller Öffentlichkeit gedemütigt, und seine Wut wurde von Minute zu Minute größer.
    Das eben war die Geschichte seine Lebens: benutzt und ausgenutzt von jedem und allen. Kein Respekt, nicht mal die ganz gewöhnliche Höflichkeit wurde ihm erwiesen. Seit Tagen war er hinter seinem Geld hergelaufen, aber niemanden scherte es. Er war ein kleines Licht, hatte anders als die Mahoneys oder die Murphys keine Leute, die ihm Schulden eintrieben, und es schien langsam so zu werden, dass sich mehr und mehr Leute an die großen Organisationen wandten, nachdem sie Jackie erfolgreich angeschissen hatten.

    Er schnippte mit den Fingern und bestellte beim Barmann: »Zwei Doppelte, für mich.«
    Der Barmann stellte die beiden Drinks auf den Tresen, und Jackie stürzte den ersten hinunter und schickte den zweiten sofort hinterher. Wie gebannt schauten alle zu, als er seine Jacke aufknöpfte und einen langläufigen Revolver hervorzog. Es war eine alte Waffe, die vom alten Moustache Petes schon vor vielen Jahren benutzt worden war. Sie war durchaus eine Antiquität zu nennen.
    Er schoss Eamonn Docherty Senior in die Brust. Die Gäste rannten in Deckung, so laut war die Detonation, die auch das Baseballspiel im Fernsehen übertönte. Dann richtete Jackie die Waffe auf sich selbst, schob den langen Lauf in den Mund und drückte ab.
    Der junge Barmann blickte entgeistert auf sein T-Shirt, das übersät war von Spritzern grauer Gehirnmasse, sagte wieder und wieder nur »Ach du heilige Scheiße!« und wartete darauf, dass die Polizei eintraf.
     
    Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile, und ein Polizist, der bei den Mahoneys auf der Lohnliste stand, informierte Petey, während Eamonn noch mit Jack in Klausur saß.
    Eamonn betrachtete den Mann, den er vor sich hatte. Er war fett und gewissenlos, ein Klotz von Mann mit der Aura des gemeingefährlichen Gewalttäters. Eamonn verstand jetzt, warum die Menschen in seiner Gegenwart vor Furcht erstarrten. Trotz seines enorm massigen Körpers bewegte Jack sich jedoch erstaunlich behände. Für Eamonn war es eine Offenbarung, diesem Koloss mit der leisen Stimme Auge in Auge gegenüberzustehen. Er hatte so viel über ihn gehört, dass ihm dieses Treffen vorkam wie eine Audienz beim Papst. Und wenn man dann tatsächlich vor Seiner Heiligkeit stand, wusste man anfangs nicht, was man sagen sollte.
    Jack erläuterte ihm geduldig, was er wollte. Es sei seine Art,
zur Gewalt erst dann zu greifen, wenn es nicht anders ging, denn er glaube fest an die Kraft des gesprochenen Wortes.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass du beim Lösen von Problemen ein perfektes Händchen hast. Aus London hörte ich sehr viel Gutes über dich. Ich denke, an dem unglücklichen Vorfall mit dem Mädchen ist sie zum Teil auch selbst schuld gewesen. Frauen können mit ihrem Gekeife und ihren verteufelten Wutanfällen manchmal unerträglich sein. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe - Gott sei mir gnädig - eine Frau und sieben Töchter. Also, ich bin interessiert daran, wie du grobe Dinge erledigst. Ich brauche junge ehrgeizige Männer, die ich dazu ausbilden kann, später verantwortungsvolle Aufgaben in meiner Firma zu übernehmen. Ich kann stattliche Belohnungen offerieren und versprechen, dass dir der Respekt der gesamten Gemeinde sicher sein wird. Ich kann dich jedenfalls reicher machen, als du es dir je erträumt hast.«
    Seine Stimme veränderte sich, und jegliche Kumpanei war verschwunden, als er seine Rede schloss: »Ich biete die Freundschaft nicht leichthin an, noch erlebe ich es gern, dass man mein Angebot ungebührlich zurückweist. Die Hand zur persönlichen Freundschaft strecke ich nur einmal aus. Wenn ein Mann sie nicht ergreift, betrachte ich ihn als meinen Feind.«
    Wie Eamonn durchschaute, wurde ihm gerade eröffnet, dass er auf die schwarzen Liste kam, sollte er den Job ablehnen. Mahoney konnte leicht dafür sorgen, dass er niemals wieder Arbeit bekam. Und er konnte auch sicherstellen, dass er nie wieder einen Atemzug tat. Er zwang sich zu einem Lächeln und fragte höflich: »Und wie verhält es sich mit der Bezahlung?«
    Der Hüne lachte. Er hatte seinen Mann am Haken und konnte es sich erlauben, großmütig zu sein. Obwohl sie beide wussten, dass er Eamonn keine Wahl gelassen hatte, schmiedeten sie an jenem Tag eine Freundschaft, die auf gegenseitigem Respekt basierte.
    Eamonn hatte erwartet, den Mann nicht leiden zu können,
stellte jetzt aber fest, dass er ihn

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