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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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bin an ganz was anderem dran. Das hat hiermit nichts zu tun. Mein Revier ist das East End, ausschließlich. Aber zufällig kenne ich das kleine Mädchen, und ich mag sie sehr, okay? Du brauchst also kein erschrecktes Gesicht mehr zu machen.«
    Er legte Cathy eine Hand auf die Schulter und lächelte.
    »Geht es dir wirklich gut?«
    Als Cathy antworten wollte, schrillten die Sirenen, und der Lärm war ohrenbetäubend. Sie warteten, bis er vorüber war, und gingen dann weiter.
    »Ich bin hier, um einen alten Freund von dir zu finden. Vielleicht kannst du mir sogar helfen? Eamonn Docherty Junior - hast du ihn heute vielleicht gesehen?«
    Cathy schüttelte den Kopf. Wie die meisten Londoner hielt sie es für ratsam, gegenüber der Polizei höchstens dann etwas zuzugeben, wenn sie auf frischer Tat erwischt worden war.
    »Er hat heute seine Freundin umgebracht, zu Tode geprügelt«, sagte Gates ungerührt.
    »Was, Caroline? Caroline Harvey?«, platzte sie heraus. Ihr Gesicht war zur fassungslosen Maske erstarrt.
    »Ja. Caroline Harvey. Hast du sie heute vielleicht gesehen?«
    Cathy schüttelte den Kopf. »Gesehn hab ich niemanden nicht, Mr. Gates. Ohne Desrae geh ich fast nie wohin. Er achtet auf mich.«
    Gates sah sie einen Moment lang nachdenklich an. »Es gibt eine Menge Schlimmeres auf der Welt als den guten alten Desrae, mein Kleines.«
    »Das mit dem guten alten können Sie sich nächstes Mal sparen«, sagte Desrae giftig.

    »Warst du heute im East End, Cathy? Sag die Wahrheit.«
    Sie schüttelte abermals den Kopf. »Ich war den ganzen Tag mit Dessie zusammen, stimmt’s?«
    Desrae nickte und wusste, was er zu sagen hatte. »Seit wir heute Morgen aus dem Bett gestiegen sind, haben wir uns nicht getrennt. Fragen Sie Joey, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Das dürfte nicht nötig sein.« Gates klopfte Cathy nochmal auf die Schulter. »Pass auf dich auf, okay? Und wenn du Hilfe brauchst, was auch immer, dann ruf mich an. Verstanden?«
    Als Cathy zusammen mit Desrae wegging, blickte sie noch einmal über die Schulter dem Mann hinterher, der so gut zu ihr gewesen war. Er hatte sie gehen lassen, obwohl er wusste, was sie in der Benton School angestellt hatte.
    Desrae führte sie schnellen Schritts zurück in seine Wohnung. Kaum hatte er die Tür hinter ihnen geschlossen, sagte er bedeutungsschwer: »Wenn Gates auf deiner Seite ist, Süße, bist du allen deinen Zielen schon verdammt viel näher. Für einen Bullen ist er kein übler Kerl. Zwar ein krummer Hund, aber auf seine Weise ganz in Ordnung. Aber jetzt komm, setz dich und erzähl mir, was zum Teufel heute passiert ist. Alles will ich hören, und das haarklein.«
    Cathy setzte sich aufs Sofa und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, als sie an die arme Caroline denken musste. Als Desrae sie fest in den Arm nahm, brach alles aus ihr heraus. Desrae flüsterte, wie lieb er sie hatte, und versprach ihr, dass jetzt alles gut werden würde. Dafür werde er sorgen. Cathy Duke, die sie inzwischen war, glaubte ihm. Sie hielt Desrae für das Beste, was ihr je widerfahren war, und sie dankte Gott, dass er sie zum ihm geführt hatte.
    Als sie eine Stunde später eingekuschelt im Bett lag, hörte sie, dass sich Desrae und Joey leise unterhielten, und ließ die Gedanken zu Eamonn wandern.
    Sie erinnerte sich an die Kinderzeit, als sie zusammen aufgewachsen waren. Erinnerte sich, wie sie zusammengehalten hatten,
denn außer einander hatten sie niemanden gehabt. Sie weinte, weinte um den Jungen von damals und um den Jungen, der aus ihm geworden war. Weinte, weil sie ihn geliebt hatte, wahrhaftig geliebt, und er diese Liebe weggeworfen hatte.
    Von allem, was ihr geschehen war, empfand sie Eamonns Abweisung als das Allerschlimmste.
     
    Vater und Sohn spürten das Stampfen des auslaufenden Tankers, der den Hafen von Tilbury hinter sich ließ. Der Kapitän hatte sie in ihr Quartier gebracht und sie dort mit ein paar Sachen zum Essen und einer Flasche Whiskey zurückgelassen. Eamonn Junior hatte den ganzen Tag lang noch kein Wort gesprochen, und sein Vater betrachtete ihn besorgt, weil er sich fragte, ob der Junge überhaupt noch registrierte, was um ihn herum geschah.
    Dieser Junge, sein Sohn, hatte ein wehrloses Mädchen ermordet, nachdem er vor Zeiten bereits einen Halbwüchsigen ums Leben gebracht hatte. Resultat war, dass sie beide jetzt auf einem dreckigen Frachtschiff saßen und auf dem Weg nach Amerika waren. Vielleicht war es gut so. Gott hatte seine eigenen Wege, auf die

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