Die Aufsteigerin
Jetzt tröstete er sich aber mit dem Gedanken, dass er anscheinend doch das Richtige getan hatte, denn sie wirkte glücklich.
»Ich liebe dich, Cathy.«
»Das weiß ich.«
Sie antwortete nicht mit demselben Bekenntnis, und dessen waren sich beide bewusst.
»Und wie machen wir jetzt weiter?«
»Ich kaufe eine Wohnung und wir heiraten, Cathy. Lass uns ein Paar werden«, schlug er vor.
»Wenn das dein Wunsch ist, Tommy.«
Ein wenig verärgerte ihn diese Antwort, aber er schluckte die Enttäuschung herunter. Wie gern hätte er es gehabt, dass sie Feuer und Flamme gewesen wäre wie er und auch so glücklich. Er wusste aber, dass es so nicht sein konnte. Er nahm sich jedoch vor, sie irgendwann glücklich zu machen.
Einmal mehr probierte Cathy das Hochzeitskleid an und posierte darin vor Desrae. Der war aber viel zu sehr mit der eigenen
Garderobe beschäftigt, die er für Cathys großen Tag ausgewählt hatte: ein auberginefarbenes Ensemble mit einem übergroßen Hut in Lila und Orange und eine farblich abgestimmte Handtasche.
In den sechs Wochen seit Joeys Tod und durch die darauf folgenden Ereignisse hatte Cathy ein Quäntchen Seelenfrieden wiedergefunden. Schon bald würde sie Mrs. Tommy Pasquale sein und eine wunderschöne Wohnung ihr Eigen nennen. Tommy hatte nach Hampstead oder Knightsbridge ziehen wollen, aber Cathy hatte darauf bestanden, in Soho zu bleiben.
Er wusste, dass sie Desrae in ihrer Nähe brauchte, und gestand ihr schließlich zu, dass es für eine Weile das Beste war. Cathy kannte natürlich Tommys Vorbehalte, aber er tat, was sie sich wünschte, und dafür liebte sie ihn. Sie hatte festgestellt, dass sie zunehmend mehr für ihn empfand. Er war aufmerksam und liebevoll, und er liebte sie so sehr, dass es manchmal wehtat, es mit anzusehen.
Plötzlich hörte Desrae auf mit seinem Geplapper über die Hochzeit und fragte Cathy rundheraus: »Warst du eigentlich schon beim Arzt, Kleines?«
Sie errötete. »Wieso?«
»Weil du schwanger bist, natürlich.« Cathy reagierte sichtlich verärgert, aber Desrae blieb beharrlich. »Ich weiß besser über deinen Zyklus Bescheid als du. Du bist garantiert schwanger, warum gibst du es nicht zu?« Eine seiner Marotten bestand darin, liebend gern Tampons für Cathy einzukaufen, weil er hoffte, dass die Leute annahmen, sie seien für ihn.
»Ich glaub, ich bin nur ein bisschen spät dran, Desrae. Wegen Joeys Tod und so.«
»Der reine Humbug, das weißt du genauso gut wie ich, meine Süße.« Er legte ihr den Arm um die Schulter. »Und weißt du denn auch, wer der Vater ist?«
Cathy antwortete nicht gleich. Sie hatte es Madge immer verübelt,
dass sie nicht wusste, wer der Vater ihres Kindes war, und jetzt steckte sie in demselben Dilemma.
»Natürlich weiß ich es. Tommy natürlich.«
Desrae seufzte. »Okay, wenn du sagst, es ist Tommy, dann ist es eben Tommy. Das hoffe ich ja auch, aber ganz so sicher bin ich da nicht. Was meinst du denn wirklich, oder soll ich sagen, was willst du wirklich?«
»Ich weiß, dass Tommy der Vater ist. Ich weiß es einfach, Frauen wissen so etwas.«
»Und was sagt Tommy dazu?«
»Der weiß es noch nicht, denn ich will warten, bis ich ganz sicher bin.«
»Vergiss nur nicht, dass du den Jungen in zwei Wochen heiraten wirst. Ich kann nur hoffen, dass du dir bis dahin ein Herz gefasst hast, ihm etwas so Wichtiges zu sagen. Welche Chance sollte eure Ehe sonst haben?«
Cathy ließ sich aufs Sofa fallen. Im nächsten Moment weinte sie leise. »Ich glaube, es ist Tommy, aber genau weiß ich es eben nicht.«
Desrae nahm sie tröstend in die Arme. »Wenn es auf der Welt ist, wirst du es wissen. Wenn es italienisch aussieht, ist es von deinem Ehemann, wenn es irisch aussieht, ist es von Mr. Charisma. So einfach ist das, hm?«, scherzte er. »Außerdem sind sie beide dunkel, und deswegen wird sich Tommy keine Gedanken machen. Er wird das Kind lieben, glaub mir, und er wird bestens für euch sorgen. Und jetzt hör auf, dich zu quälen, okay? Wir können allesamt ein wenig gute Laune vertragen.«
»Ich hab so ein schlechtes Gewissen. Ich bin genau wie meine Mom. Ich bekomme ein Kind und hab keine Ahnung, wer der Va …«
Desrae unterbrach sie. »Kleines, wenigstens stehen bei dir nur zwei zur Auswahl. Bei Frauen wie deiner Mutter können es Hunderte gewesen sein! Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen,
und freu dich einfach drauf. Ich jedenfalls kann es gar nicht erwarten, Großmutter zu werden.«
»Du hast ja so Recht«, sagte
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