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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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wir nur, er ist die letzten paar Tage mit uns zusammen gewesen und wird heute Nachmittag wieder zu Hause auftauchen.«
    »Du bist schlecht, Eamonn. Du besudelst alles, womit du in Berührung kommst. Und ich hab zugelassen, dass du mich berührst.«
    Es schauderte sie bei dem Gedanken.
    »Ich hab geduldet, dass du mich berührst, und du bist Abschaum. Das seid ihr allesamt, du und deine irischen Kumpane. Geh zurück nach New York zu deiner Frau und zu deinen Kindern, die mir leidtun, dass sie dich zum Vater haben. Geh einfach und komm mir nie wieder unter die Augen.«
    Eamonn sah den Abscheu in ihrem Gesicht und versuchte noch einmal vernünftig mit ihr zu reden. »Cathy, bitte. Lass uns nicht auf diese Weise auseinandergehen.«
    Sie ging an ihm vorbei und verließ das Zimmer. Draußen nahm sie ihre Jacke und rief Desrae in der Küche zu: »Ich verschwinde hier. Bis später.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Wohnung.
    Als Eamonn ihr folgen wollte, stellte sich Desrae ihm in den Weg. »Du hast dich selbst angeschissen, Freundchen«, sagte er mit fester Stimme. »Lass sie zufrieden. Ihr habt ja keine Ahnung, wie viel Leid ihr verursacht. Wir sind nicht in Amerika, Kumpel,
wir sind in London, und im Namen eurer Sache jagt ihr uns hier in die Luft. Jemand, der so schlau sein will wie du, sollte das doch mitkriegen.«
    Eamonn senkte den Blick, dennoch widersprach er: »Du bist der Heuchler. Du bist vertraut mit Leuten, die töten und Leid verursachen. Und doch verurteilst du mich.«
    Desrae nickte. »Ich weiß, was du sagen willst, aber es ist alles relativ, oder nicht? Joey hätte vielleicht O’Hare aus dem Verkehr gezogen, wenn er als Erster auf den Gedanken gekommen wäre, aber dabei hätte er es auch bewenden lassen. Für Joey und O’Hare und auch Victor, den Malteser, war es Berufsrisiko, wenn du so willst. Aber keiner von denen hätte je Bomben in einem Zug oder in einem Pub explodieren lassen, um Fremde umzubringen. Verstehst du denn nicht, was ich sagen will? Du verschaffst den Wahnsinnigen das Geld, damit sie Unschuldige in die Luft jagen und kleine Kinder verstümmeln. Wenn du für deine eigenen Kinder was übrighättest, würdest du verstehen, was ich meine. Nordirland gehört zu Großbritannien, mein Lieber. Die Menschen dort sind Briten. Die Bombenanschläge treffen eure eigenen Leute, du Narr! Töten Menschen, die ihr nicht einmal kennt: Frauen, Kinder, unschuldige Männer, die ihre Familien versorgen … Ich gebe zu, dass ich dich vom ersten Moment an nicht leiden konnte. Ich hatte das Gefühl, dass etwas mit dir nicht stimmte, dass ich dir nicht trauen konnte, und jetzt weiß ich, wieso. Du und deinesgleichen - ihr redet von hehren Zielen und der gemeinsamen Sache und solchem Scheiß, aber was euch treibt, ist die pure Habgier. Du lebst in Sicherheit drüben in Amerika, wo sie keinen Schimmer von diesem ganzen Elend haben. Dort kennen sie nicht die Angst davor, in einen Zug einzusteigen oder in einen Bus, weil er jeden Moment in die Luft fliegen könnte. O nein, da drüben klappern sie aus sicherer Entfernung mit ihren Blechbüchsen und sammeln für den glorreichen Kampf! Und jetzt denke ich, dass du schleunigst verschwinden und das Mädchen in Ruhe lassen solltest. Cathy hat
auch ohne dich und deine perversen Anschauungen Probleme genug.«
    Am liebsten hätte Eamonn zugeschlagen, so gekränkt war er.
    »Wie kannst du es wagen, mich pervers zu nennen?«, tobte er. »Ein Mann, der in Frauenkleidern rumrennt, mit einer Perücke auf dem Kopf, falschen Wimpern und Latextitten - was bildest du dir ein?«
    Mit einen höhnischen Lachen unterbrach Desrae: »Ich zieh mich vielleicht an wie eine Frau und lebe auch wie eine, aber ich hab ein reines Gewissen und kann ruhig schlafen. Du auch? Denk darüber nach auf der Rückreise in dein hippes New York.«
    Erbost verließ Eamonn die Wohnung ohne ein weiteres Wort. Er war froh, nicht mehr in London zu leben. Die Leute hielten sich für klug, aber sie hatten keine Ahnung. Ignorante Narren waren sie, sonst nichts.
    Er fand kein Taxi und ging daher zur U-Bahn. Aber wegen eines Bombenalarms fuhren die Züge nicht. So marschierte er in den nächsten Pub, setzte sich in eine Ecke und betrank sich still und leise, bis der Alarm aufgehoben wurde.
    Angesichts der Nachrichten auf dem Fernsehschirm in der Ecke nahm er sich vor, nach New York zurückzukehren und Cathy zu vergessen. Aber im Innersten wusste er sehr wohl, dass es leichter gesagt war als getan.
     
    Cathy

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