Die Aufsteigerin
Händen und stöhnte.
Acht Söhne, und allesamt Satansbraten.
Das Haus der Dochertys auf Long Island war über zwei Millionen Dollar wert, stand auf einem riesigen Parkgrundstück, hatte fünfzehn Schlafzimmer, acht Empfangsräume, einen Ballsaal und zwei Küchen. Eamonn war es gelungen, den schwulen Innenarchitekten seiner Frau so einzuschüchtern, dass es schlicht und zurückhaltend eingerichtet worden war.
Deirdra hasste es.
Eamonn liebte es.
Er besaß außerdem noch eine Wohnung in Upper Manhattan, in der er seine Freundinnen empfing, und leistete sich schon seit Jahren eine Geliebte in der Bleecker Street. Sie hieß Jasmine und war eine zierliche blonde Schauspielerin, die ihre meiste Zeit damit verbrachte, sich zu entspannen. Aber sie besorgte es ihm großartig mit dem Mund, und ihre Titten waren nicht nur atemberaubend, sondern auch von ihm bezahlt, sodass er einmal mehr das Gefühl hatte, klug investiert zu haben.
Alles in allem war das Leben gut.
Er machte im Dinnerjackett eine glänzende Figur, als er seine Gäste begrüßte, wenngleich er insgeheim dachte, dass eine Abendgesellschaft zum achten Geburtstag eines Kindes eher unangebracht war. Aber er hatte für jeden ein Lächeln und übte sich in Smalltalk. Gleichzeitig ließ er aber auch Deirdra nicht aus den Augen, die gern etwas zu viel trank und dann schnell eine Szene machte.
Es war halb zehn, als er meinte, dass ihm die Augen einen Streich spielten. Er stand oben auf dem Treppenabsatz und hätte schwören können, unten im Gewühl für einen kurzen Moment Cathy Connor gesehen zu haben.
Er mischte sich unter die Gäste und wurde Zeuge, wie sich seine kleine Tochter verzweifelt mühte, ihrer Mutter zu gefallen. Sie unterhielt sich mit ihren erwachsenen Geburtstagsgästen
über das Metropolitan Museum of Art und hatte ihre Schwierigkeiten damit. Deirdra war bemüht, die Kleine anzuleiten, aber das war so müßig, als wollte eine Blinde eine Lahme führen.
Er ließ den Blick schweifen und sah wieder den blonden Haarschopf. Sein Herzschlag setzte kurz aus, aber als er sich umdrehte, wurde seine Hoffnung enttäuscht. Es war nicht Cathy. Es war eine Fremde. Trotzdem konnte es nicht schaden, sie näher kennenzulernen.
»Wie geht’s? Ich bin der Herr des Hauses, und wer sind Sie, wenn ich fragen darf …?«
Normalerweise reichte schon sein englischer Akzent, um amerikanische Frauen zu verführen, aber diese Dame war aus anderem Holz geschnitzt und bei näherer Betrachtung auch enttäuschend. Sie hatte zwar blaue Augen und ausgeprägte Wangenknochen, aber da hörte die Ähnlichkeit mit Cathy auch schon auf.
In nasalem Brooklyn-Tonfall erwiderte sie: »Ich bin Carol Van Dutty und Bildhauerin. Ihre Frau ist an einer meiner Arbeiten interessiert. Es ist in der Tat ein besonders exquisites Werk, und ich muss zugeben, Deirdra hat tatsächlich ein gutes Auge …«
Er unterbrach, bevor sie zum ganz großen Reklamefeldzug ansetzen konnte.
»Meine Frau, Gnädigste, kann eine Skulptur nicht von ihrem Arsch unterscheiden. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich lasse Sie hier stehen und vergesse Sie, bis man mir die Pistole auf die Brust setzt, damit ich einen Scheck unterschreibe.«
Dass Eamonn ungehalten war, sah man ihm an. Als er seine Tochter erblickte, seufzte er. Norah warf ihm den verstörten Blick einer völlig überforderten Achtjährigen zu. Er ging zur ihr hinüber.
»Hi, Baby, was geht ab?«
Norah lachte, erleichtert und entwaffnend. Guter Gott, sie war doch noch ein Kind, und man hatte sie herausstaffiert wie eine bescheuerte Zirkusprinzessin.
»Komm, Zuckerschnäuzchen. Was hältst du davon, wenn wir uns in mein Arbeitszimmer zurückziehen, gemütlich eine Zigarre paffen und uns einen guten Cognac genehmigen? Wird doch langsam Zeit, dass du zu trinken und zu rauchen anfängst. Bist doch schließlich schon acht!« Norah kicherte. Wenn seine Frau die Kleine nur in Ruhe ließe, wäre sie ein großartiges Kind.
Er führte Norah in sein Arbeitszimmer. Unterwegs entdeckte er Deirdra, umringt von einer ganzen Horde junger Männer, die an ihren Lippen hingen. Auch das deprimierte ihn, denn er wusste nur zu genau, dass alle diese ums Überleben kämpfenden Schauspieler, Maler, Bildhauer und sonstigen Spinner seine Frau nur hofierten, damit sie ihr Scheckbuch aufschlug.
Im Arbeitszimmer schenkte er sich einen mehrstöckigen Johnnie Walker Blue Label und Norah eine Coke ein. Sie setzten sich nebeneinander auf das viktorianische
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