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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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fragte er: »Und die wäre?«
    Deirdra strich sich das Haar aus dem Gesicht und grinste: »Na, rate mal. Komm, rate.«
    »Was ist denn Tolles, Hühnchen? Du weißt doch, dass ich bei solchen Ratespielen versage.«
    Sie strahlte, als er sie Hühnchen nannte. Das hatte er zu Anfang ihrer Ehe immer gesagt, als er sie noch gemocht hatte. Sie wusste schon lange, dass er sie nicht liebte, aber dieser Tage wäre sie schon froh gewesen, wenn er sie wenigstens wieder mögen würde.
    Sie legte die Hände an die Wangen, wie sie es von Demi Moore in einem Film gesehen hatte, und sagte aufgekratzt: »Ich bin wieder schwanger.«
    Sie lächelte, obwohl sie sah, dass er blass wurde. Sie zwang sich sogar noch zu einem Lächeln, als seine Lippen zu einer schmalen Linie wurden, und sie lächelte weiter, als er die Serviette auf den Tisch knallte.

    »Das ist doch wohl ein Scherz. Sag, dass es nur ein Scherz ist!« Verhaltene Wut schwang in seiner Stimme mit.
    Sie schüttelte den Kopf. Jetzt lächelte sie nicht mehr, ihr Gesicht war bleich und erstarrt wie seins. Was Eamonn auch tat, wie sehr er sie auch ausnutzte, wie schimpflich er sie behandelte oder wie sehr er sie vernachlässigte - und er vernachlässigte sie bisweilen geradezu schamlos -, sie liebte ihren Mann noch immer. Sie hatte ihm Kind auf Kind geschenkt, um ihn an sich zu binden. Aber jetzt musste sie endgültig einsehen, dass sie gescheitert war. Allein sein Gesichtsausdruck hätte der stärksten Frau den letzten Mut geraubt. Ihr nahm er ihn auf jeden Fall.
    »Scheiße, ich glaub es einfach nicht, Deirdra«, fuhr er sie barsch an. »Nach Paul hatten wir uns darauf geeinigt, dass neun Kinder reichen. Aber nein, du glaubst, du brauchst nur ein Kind zu kriegen und danach vielleicht noch eins, und schon schmachte ich wieder nach dir. Aber man kann Liebe nicht erzwingen, Lady. Und man kann sie weder mit Geld noch mit Babys erkaufen, Darling. Je eher du das einsiehst, desto besser. Ich werde weiterhin die Rechnungen bezahlen und dafür sorgen, dass wir alles haben, was wir brauchen, das wär’s dann auch. Krieg das Baby, klar, bring’s zur Welt, aber komm niemals mehr zu mir ins Bett. Scheiße, du überlistest mich nicht nochmal. Es ist nämlich eine lästige Mühe, Deirdra, eine verdammte Zumutung, auf dich raufzusteigen. Ich denke an Gott und die Welt, wenn ich mich auf dir abplage, nur nicht an dich. Krieg also dieses Kind und mach draus, so viel du kannst, denn es wird das letzte sein, das du von mir bekommst.«
    Deirdra hörte sich seine Tirade an, ohne mit der Wimper zu zucken. Was hatte Eamonn Docherty, dass sie ihn so sehr begehrte, dass sie den Gedanken, ohne ihn leben zu müssen, nicht ertragen konnte, obwohl sie wusste, dass ihr Leben dann nur besser werden konnte? Ohne ihn würde sie sich entwickeln, würde endlich zu dem Menschen werden, der sie war. Stattdessen
versuchte sie mit aller Kraft, so zu sein, wie er es sich ihrer Meinung nach wünschte.
    Plötzlich und zum allerersten Mal ging ihr auf, wie ihr Mann wirklich war. Sie steckte sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten, ihr Herz raste. Die Demütigung fraß sich in ihre Seele.
    »Weißt du was, Eamonn?«
    Er antwortete, ohne ihr einen Blick zu schenken. »Was?«
    »Ich habe dir fünfzehn Jahre meines Lebens geschenkt.« Ihre Stimme war leise, aber auch überraschend beherrscht. Keine Spur von Tränen oder Wut wie gewöhnlich. »Sieben davon hab ich mit Schwangerschaften verbracht …«
    »Und wessen Schuld war das?«, unterbrach er.
    Sie stützte beide Hände auf den Tisch und schrie: »Hör mir zu! Jetzt rede ich !«
    Er war so schockiert, dass er schwieg.
    »Bei Gott, ich habe dich all diese Jahre geliebt. Auch wenn du nächtelang weggeblieben bist. Wenn du nach Hause kamst und nach den anderen Frauen rochst. Wenn du nicht daran gedacht hast, dass Ostern war oder Weihnachten oder der Geburtstag eines der Kinder. Wie oft bist du Weihnachten nach Las Vegas geflogen, wie oft warst du in England oder sonst wo, ohne mich je zu fragen, ob ich mitkommen wollte. Ich gebe zu, dass ich oft schwierig war, aber doch nur deswegen, weil ich dich so liebte. Jetzt hast du mir die letzte Demütigung zugefügt. In Zukunft werde ich dich um nichts mehr bitten. Ich werde mein Kind bekommen, ich werde dieses Baby haben. Mein Baby! Und so wahr mir Gott helfe - ich werde dich nie wieder belästigen, obwohl ich nicht verstehe, warum es eine Belästigung sein sollte, wenn eine Frau ihren Ehemann um ein wenig Zeit und

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