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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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drücken und ihr sachte den Arm um die Schultern zu legen, als er sie zur wartenden Stretchlimousine dirigierte.
    Auf der Fahrt in die Stadt sah sie teilnahmslos aus dem Fenster.
Eamonn betrachtete sie fasziniert. Nach zwölf Jahren sah sie immer noch aus wie das Mädchen, das er in England zurückgelassen hatte, und nicht wie eine erwachsene Frau und Mutter einer heranwachsenden Tochter. Er hätte es für möglich gehalten, auf eine kreischende Furie zu treffen, die zu wissen verlangte, was ihrem Ehemann zugestoßen war. Er hätte es besser wissen müssen. Cathy verhielt sich eiskalt. Und wie sollte er also dieser abweisenden und unversöhnlichen Fremden die Wahrheit über ihren Ehemann eröffnen?
    »Verdammt, Eamonn«, herrschte sie ihn an, als hätte sie seine Gedanken gelesen, »du hast mich über den Atlantik herzitiert. Ich kann nur hoffen, dass es mehr ist als eine Scheißlaune von dir! Ist Tommy okay oder was? Würdest du mich bitte aufklären.«
    Sie erkannte die Unsicherheit in seinem Blick und beobachtete, wie er nervös an seinen Manschetten zupfte. Ihr Fluchen, ihre Kälte und ihre Verachtung hatten ihm die Fassung geraubt.
    Sie lachte spöttisch. »Ist die IRA hinter ihm her? Ja, ich weiß, dass er in deren Kasse gegriffen hat. Er hat es mir nämlich erzählt. Mein Mann ist ein Spieler, ein ganz schlimmer. Er hat Schulden bei aller Welt. Verbringt die Nächte mit Edelnutten, die er zuvor ins Casino ausgeführt hat. O ja, mein Tommy, der mich so liebt und seine Tochter, ist der Spielsucht verfallen. Das war schon vor Jahren so, aber damals hatte er sie unter Kontrolle. Was ist also los? Ich hab nicht viel Zeit - ich muss nach England zurück und mein Leben neu ordnen.«
    Ihr bitterer Unterton lockte ihn aus der Reserve. Mit wenigen Worten hatte sie ihre Lebenssituation preisgegeben, und er wollte sie beschützen, wollte sich ihrer annehmen - obwohl sie wahrscheinlich lieber von einer Giftschlange gebissen worden wäre.
    Kurz und knapp schilderte er ihr, was geschehen war.
    Fast unmerklich verzog sie das Gesicht, zeigte aber keine Gefühlsregung. Sie starrte wieder nur aus dem Wagenfenster. Er gab ihr Feuer.

    »An uns klebt der Tod, oder?« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe getötet, und du weißt, warum. Davon ist mein Leben immer noch überschattet. Was mir als Kind geschehen ist, hat mich veranlasst, bei Tommy zu bleiben. Ich habe ihn geheiratet, um dir zu entkommen, und dann musste ich erfahren, dass er genau wie du in todbringende Geschäfte verstrickt war. Alle Menschen, die ich je geliebt habe, hatten mit dem Tod zu tun. Kaum dass ich eingeschlafen bin«, flüsterte sie, »träume ich schon von Ron und dem vielen Blut. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Was für ein Mensch er auch gewesen sein mag, auf diese Weise zu sterben hatte er nicht verdient. Und die arme alte Madge war ihr Leben lang auf der Verliererstraße. Ihr musste so etwas passieren. Aber wie hätte ich das als Kind wissen sollen? Trotz Schmutz und Elend hab ich meine Mom geliebt. Ich hab sie wirklich geliebt. Jetzt liebe ich meine Tochter, und sie weiß es. Jeden Tag sage ich es ihr.«
    So verbittert und einsam hörte sie sich an, dass ihn tiefes Mitleid überkam.
    »Ich muss auf sie achtgeben, verstehst du? Ich darf nicht riskieren, dass sie irgendwann so wird wie wir, wie du und ich und Tommy … der arme Tommy, der doch eigentlich nur glücklich sein möchte. Kitty kann ihn nicht ausstehen, und er ist Luft für sie, weil sie weiß, wie schwach er ist. Geliebt habe ich Tommy nie, aber ich bin bei ihm geblieben. Es war einfacher, Mrs. Pasquale zu sein und alle Annehmlichkeiten zu genießen, die dieser Status mit sich brachte, als mir ein eigenes Leben aufzubauen. Außerdem bin ich gänzlich unfähig, einen Mann zu lieben. Du warst der einzige, den ich vielleicht hätte lieben können …«
    Eamonn war perplex. Diese Worte hatte er am allerwenigsten erwartet. Aber sie klangen wie Musik in seinen Ohren.
    »Wo ist Kitty?«, fragte er. »Wer kümmert sich um sie?«
    Cathy drückte ihre Zigarette aus und steckte sich sofort eine neue an. »Sie ist im Internat, und Desrae nimmt sie zu sich,
wenn ich während ihrer Ferienzeit hierbleiben müsste. Also, Tommy … ist er in diesem Sanatorium gut aufgehoben?«
    Eamonn war froh, über etwas Konkretes sprechen zu können. »Ein besseres Sanatorium gibt es nicht. Es ist privat und liegt außerhalb. Mit den Ärzten kann man reden …«
    Sie unterbrach ihn. »Du meinst, gegen

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