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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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behielt sie ständig im Auge und ermahnte die anderen, dass auch ein Irrer am besten ausweicht, wenn ihm ein Wahnsinniger über den Weg läuft.
    So klein und elfenhaft sie war, hatte sie doch immer wieder Anfälle wüster Wut, deren Zügellosigkeit die anderen Mädchen fassungslos machte. Anschließend jedoch konnte sie monatelang denkbar unterwürfig und sanftmütig sein. Im Moment
ging es mal wieder um eine Schachtel Streichhölzer, die Lady C. in regelmäßigen Abständen, aber stets vergeblich verlangte, weil niemand so dumm war, ihr dazu zu verhelfen. Keines der Mädchen sehnte sich danach, hinter verschlossener Tür den Flammentod zu sterben, denn das wäre unweigerlich die Folge gewesen.
    Lady C. steuerte auf Cathy zu und lächelte. Cathy, die bereits vor ihr gewarnt worden war, lächelte freundlich zurück. Lady C.s Gesicht war naive Selbstzufriedenheit abzulesen, und für wenige Sekunden erkannte Cathy, wie sie gewesen sein mochte, bevor der Wahnsinn über sie gekommen war und sie ihr eigen Fleisch und Blut ermordet hatte.
    »Ich hab gehört, du sollst zu Hodges?«
    Cathy nickte, und das Gesicht des Mädchens verdüsterte sich. Ihre feinen Züge wirkten verkniffen, sie schien ins Leere zu blicken, und ihr Mund war plötzlich zu schmal für ein junges Mädchen. Sie sah aus wie eine sehr alte Frau im Körper eines Kindes. Sie zupfte unablässig an ihrem Trägerrock mit extrem langen Fingernägeln, die sie bestimmt schon des Öfteren als Waffen eingesetzt hatte, wenn der Jähzorn sie ergriffen hatte.
    »Mir gefällt dein Haar«, sagte sie.
    Cathy hob unwillkürlich die Hand zum Kopf. »Danke.« Lady C. nickte erfreut. »Ich mag dich.«
    Cathy lächelte und bedankte sich nochmals. Denise betrachtete mit Interesse, wie sich die beiden aufführten. Es war ungewöhnlich, dass Lady C. ein Gespräch begann, das nicht mit Streichhölzern zu tun hatte. Jetzt wartete Denise nur darauf, dass Lady C. doch darauf zu sprechen kam. Dann würde sie sofort eingreifen.
    »Mr. Hodges ist kein netter Mann. Du musst sehr vorsichtig sein«, warnte Lady C. eindringlich. Dann öffnete sie die Hand und legte eine kleine Klinge auf den Tisch. »Nimm die hier mit«, sagte sie zu Cathy. »Sie könnte dir nützen, wenn er mit seinen Spielen anfängt.«

    Alle Blicke richteten sich auf die kleine scharfe Klinge. Denise bekam den Mund nicht wieder zu. »Scheiße, wo hast du die denn her?«
    Lady C. feixte. »Hab ich dem Handwerker gestohlen, der die Türen repariert hat.«
    Denise runzelte die Stirn. »Das ist doch schon ewig her. Und du hast das Ding schon die ganze Zeit?«
    Lady C. feixte abermals. »Ich möchte es aber zurückhaben, denn ich habe selbst Gebrauch dafür.« Mit ihrer gebildeten Ausdrucksweise und dem harten Tonfall klang sie ganz und gar nicht wie ein Kind. »Ich brauche es für Mrs. Barton. Die hat bei mir noch was gut.«
    Die Mädchen waren verblüfft. Zum ersten Mal hatte sich Lady C. freiwillig an einem Gespräch beteiligt. Und die Klinge versetzte ihnen einen solchen Schock, dass sie sie anstarrten, als könne sie sich jeden Moment in Luft auflösen.
    Denise nahm sie in die Hand und pfiff leise. »Scheiße aber auch, wer hätte das von dir gedacht!«
    Lady C. sah sie bekümmert an. »Deine Ausdrucksweise ist ja furchtbar, Denise.«
    Das große Mädchen lachte. »Ich weiß. Aber vor dir muss man ja Angst haben, Lady. Du hast die Klinge schon seit Monaten.«
    »Ich hab sogar noch eine. Der Mann hat diese Klingen andauernd ausgetauscht und die gebrauchten weggeworfen. Ich brauchte sie nur aus dem Mülleimer in der Küche zu holen. Das ging ganz leicht. Mich beobachtet doch niemand. Außer wenn irgendwo Streichhölzer liegen.« Sie freute sich wie eine Schneekönigin, stolz, sie alle verblüfft zu haben.
    »Schlitz ihn damit auf, aber nicht da, wo es zu sehen ist«, riet sie Cathy. »Nicht im Gesicht. Vielleicht auf dem Bauch oder den Händen. Mach ihm klar, dass du dir von ihm nichts gefallen lässt.« Lady C. hielt die Stimme gesenkt. »Lass ihn nicht an dich ran.«
    Cathy nahm die Klinge und betrachtete sie wie gebannt.

    Lady C. grinste. »Du würdest dich wundern, was für Sachen ich sehe und höre und mir beschaffen kann.«
    Denise, die inzwischen die Ohren gespitzt hatte, richtete sich mit einem gewinnenden Lächeln an das Mädchen und sagte: »Setz dich mal, damit wir in Ruhe reden können.«
    Aber Lady C. schüttelte den Kopf. Ihre Miene verfinsterte sich, als sie sagte: »Ich bin doch nicht dämlich! Du meinst,

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