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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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genau, dass ich gar keine Schuld an dem ganzen Ärger hatte …« Sie hielt inne und schilderte dann genau, was sich zugetragen hatte.
    »Ich war Zeugin einer Schlägerei zwischen meinem Bruder und meinem Stiefvater. Mein Stiefvater ist ein mieser Hund. Ganz okay, wenn er nüchtern ist, aber ein Scheißkerl, wenn er was intus hat. Mein Bruder hat ihn fertiggemacht, und ich hab dabei geholfen, kann man sagen. Ergebnis war jedenfalls, dass sie Mrs. Barton zu uns nach Hause geschickt haben. Ich hab ihr gegenüber die dicke Lippe riskiert. Sie hat mich dann bei der Polizei angeschwärzt, und ich bin festgenommen worden, weil ich angeblich gedroht hatte, sie umzubringen. Ich weiß, das klingt verrückt, aber es ist die Wahrheit. Vor Gericht hat man es so gedreht, dass ich der Grund für die Schlägerei bei uns zu Hause gewesen bin und natürlich auch schuld an allem war, was seit dem verdammten Zweiten Weltkrieg auf der ganzen Welt schiefgelaufen ist! Mrs. Barton hat einen so fulminanten Auftritt hingelegt, dass sie sogar mir leidgetan hat! Ich war fassungslos. Jedenfalls haben sie mir drei Jahre aufgebrummt, weil der Richter gesagt hat, ich bin eine Gefahr für die Gesellschaft und eine Frau von Mrs. Bartons Stellung darf bei der Ausübung ihrer offiziellen Pflichten niemals bedroht werden und auch nicht in Schrecken versetzt. Also hat man mich hier eingeliefert, und die ganze erste Woche musste ich im Ruheraum verbringen. Der reinste Psychoterror. Manche von den Mädchen erholen sich nie wieder davon. Dunkelheit und Kälte sind schrecklich. Eigentlich das Schrecklichste für alle, die herkommen. Ich musste am Ende die Feuchtigkeit von den Wänden lecken, um nicht zu verdursten.«
    Sie lachte, als sie das sagte, aber es klang bitter.
    »Aber ich hab’s ja überlebt und kann davon erzählen. Ein Mädchen wurde tot im Ruheraum aufgefunden, und hat ein
Hahn danach gekräht? Offiziell hieß es, sie ist an Lungenentzündung gestorben. Aber in Wirklichkeit ist sie vor Angst krepiert. Das wussten wir alle, und Henley und Hodges haben deswegen ein paar Monate lang die Zügel schleifen lassen. Sie wollten auf jeden Fall einen Aufruhr vermeiden. So hatten wir einen Vorteil vom Tod der armen Mary, aber damit sind wir nicht besser als die. Es geht eben ums Überleben, Kleine … Ich werd bald siebzehn. Dann komm ich hier raus und zurück ins echte Leben. Ehrlich gesagt hab ich in den letzten Jahren so manches Mal gedacht, dass ich niemals hier rausmarschieren würde. Jetzt nutze ich das System. Was anderes bleibt einem auch nicht übrig.«
    Nachdem sie all das gehört hatte, blieb Cathy stumm, und beide dachten an das Mädchen, das gestorben war. Schließlich fuhr Sally mit ihren Ratschlägen fort.
    »Ich hab gehört, warum du hier bist, und ich kann dir nur sagen: Mach dir das zunutze. Lass sie alle glauben, dass du eine Mörderin bist. Bringt dir Renommee, sogar bei Hodges und Henley. Sie werden dir nicht trauen, und genau das kommt dir zugute. Sei zu ihnen persönlich nett, aber auch ein bisschen aufmüpfig. Du verstehst doch, was ich meine, oder? Gib ihnen keinen Anlass zur Rüge, biete ihnen nicht die Möglichkeit, dir was anzuhängen. Zeig es in deinem Gesichtsausdruck und in deinem Blick, und schon machen sie’s dir ein wenig leichter. Denise ist in Ordnung, ein bisschen irre, aber fair. Erhalt dir ihre Freundschaft. Könnte sein, dass du sie mal brauchst. Setz dich nie für die Schwächeren ein. Den Fehler hab ich gemacht. Entweder lernen sie, zu dulden oder zu kämpfen, und so oder so überleben sie, ohne dass du dich einmischst. Und jetzt bitte ich dich, etwas zu tun, und ich schwör dir, dabei hab ich keine Hintergedanken. Nimm also die Decken von deinem Bett und leg sie zu mir auf meins.«
    Sie grinste über Cathys Gesichtsausdruck und sagt launig: »Und dann komm her zu mir. Glaub mir, das hat nichts mit Sex
zu tun. Das wär nur so bei Denise oder Harriet. Es hat ganz praktische Gründe. Zwei Körper sind wärmer als einer, und glaub mir, nach einer Nacht in diesem Zimmer kapierst du echt, was ich meine. Aber klar, hübsch bist du schon, nur nicht männlich genug für mich!«
    Kichernd machten es sich die beiden Mädchen in einem Bett bequem.
    Morgens verstand Cathy ihre neue Freundin sehr genau. Selbst aneinandergekuschelt kam ihnen das Zimmer vor wie ein Kühlschrank.
    Zum Frühstück gab es kalten Porridge, Brot und Margarine. Cathy bekam Zucker und Honig zu ihrem Porridge und Zucker und Milch in ihren Tee. Ihre

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