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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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sich genommen.« Sie brachte ein Lächeln zustande, als sie sein entsetztes Gesicht sah.
    »Ist dir wirklich klar, was du gerade gesagt hast?« Erregt wie er war, klang seine Stimme fast leutselig. Cathy nahm ihren ganzen Mut zusammen und schüttelte den Kopf. »Nichts hab ich gesagt. Absolut nichts, Sir.«
    Er verdrehte die Augen, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und betrachtete das Mädchen. Er hätte auf einen ganzen Stapel Bibeln schwören können, dass sie nicht den Mumm haben würde, sich mit ihm anzulegen, aber es steckte anscheinend viel mehr in ihr, als es den Anschein hatte.
    Da hatte sich das Mannweib Brown draußen vor der Tür postiert, und er konnte deswegen sowieso keinen richtigen Spaß haben. Obendrein kam ihm diese halbe Portion auch noch mit einer versteckten Drohung. Sie wagte es tatsächlich, sich mit ihm anzulegen! Er musste sich etwas einfallen lassen, und zwar hier und jetzt, wenn er nicht seine Autorität aufs Spiel setzen wollte. Er kam hinter dem Tisch hervor und war in Sekundenschnelle über ihr. Der Schlag, der ihr Ohr traf, war schmerzhaft und so heftig, dass er sie fast vom Stuhl geschleudert hätte.
    Cathy spürte, wie die Klinge tiefer ins Fleisch schnitt, als sie die Hände zusammenpresste und Blut hervortrat. Sie hielt beide Fäuste geballt, denn sie wusste sehr wohl, dass er die Waffe nicht sehen durfte. Es sei denn, sie musste sie benutzen. Die Klinge wäre ein Beweisstück, das man gegen sie verwenden konnte.
    Als er wieder seinen Arm hob, verblüffte sie nicht nur sich selbst, sondern auch den Mann, der vor ihr stand, mit den Worten: »Wagen Sie es nur, Mister, und Sie werden sehen, was Ihnen blüht.«
    Er war so schockiert von ihrer wilden Entschlossenheit, dass er den Arm sinken ließ. »Wie war das bitte?« So entsetzt und verstört reagierte er, dass es beinahe schon komisch klang.
    »Der Kerl von meiner Mom hat genau dasselbe versucht. Ich weiß, was Sie im Sinn haben, und ich hab schon einen kaltgemacht,
um das zu verhindern. Ich mach’s jederzeit wieder. Wie lange Sie mich hier drinnen auch festhalten, irgendwann bin ich wieder draußen. Und dann finde ich Sie, Freundchen. Und ich bring meine Leute mit. Wo ich herkomme, da haben Typen wie Sie ganz schlechte Karten. Ich weiß genug über Sie, dass ich Sie abservieren könnte.«
    Der Gossenjargon verstörte ihn, obwohl er ihn doch ständig zu hören bekam. Am meisten erschreckte ihn jedoch, dass dieses engelsgleiche kleine Mädchen allem Anschein nach jedes Wort ernst meinte. Die Feindseligkeit und den Hass, die von ihr ausgingen, spürte er beinahe körperlich.
    »Du mieser alter Drecksack!«, zischte sie. Diese Beschimpfung, die sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß, machte Hodges endgültig fassungslos.
    »Schon immer musste ich mich mit Ärschen wie dir herumschlagen«, fuhr Cathy fort. »Damit ist Schluss. Und jetzt will ich in mein Bett, und zwar allein.«
    Die Anspielung entging Hodges natürlich nicht. Er konnte nur noch den Kopf schütteln. In diesem Moment streckte Brown den Kopf zur Tür herein. Ihr Gesicht war ausdruckslos, aber dennoch sah man ihr deutlich an, dass sie jedes Wort mitgehört hatte.
    »Soll ich sie jetzt mitnehmen, Sir? Ich muss sie mit Sally Wilden zusammen einschließen.«
    Hodges nickte. Mit grimmiger Miene sah er ihnen nach. Brown schlug die Tür so heftig zu, dass der Lärm noch mehr an seinen Nerven zerrte.
    Niemand, absolut niemand, untergrub dermaßen seine Autorität. Am allerwenigsten so ein kleines Gör.
    Cathy Connor hatte sich einen schlimmen Feind gemacht. Das wusste sie sehr wohl.
     
    Miss Brown führte Cathy die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. »Ich besorge dir einen Verband für die Hand«, versprach sie.

    Verblüfft betrachtete Cathy ihre blutende Faust. Sie hatte völlig vergessen, dass sie noch immer die Klinge festhielt. Miss Brown öffnete Cathys Hand, nahm die Klinge heraus und steckte sie vorsichtig in die obere Tasche ihrer Bluse.
    »Das bleibt unter uns, okay?«
    Cathy nickte.
    »Du hast dich da drinnen wacker geschlagen, Kleines. Halt die Ohren steif. Hoffentlich lassen sie dich hier eher raus, als du denkst.«
    Über die Hintertreppe gingen sie hinunter in die Küche. Deidre und Miss Jones tranken gerade Tee, und Deidres Stimme überschlug sich fast vor Entrüstung, als sie fragte: »Was hat die denn hier zu suchen? Henley rastet doch aus.«
    Miss Brown schob die unglückselige Frau auf ihren Stuhl zurück. »Die wird es nur erfahren, wenn du es

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