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Die Augen der Medusa

Die Augen der Medusa

Titel: Die Augen der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Bedeutungslosigkeit auszubrechen. Vielleicht hatte sie ja recht, doch er musste trotzdem erreichen, dass sie ihm glaubte. Beteuerungen würden nichts nützen, im Gegenteil, sie würden sie nur in ihrer Meinung bestärken. Donato musste zeigen,dass ihn nicht Angeberei antrieb. Aber wie? Die Reporterin hatte sich ihr Bild gemacht. Der einzige Weg, es zu zerstören, bestand darin, sich als noch verachtenswerter zu erweisen, als sie vermutete.
    Donato sagte: »Den Tunnel zu graben war eine Heidenarbeit. Deswegen dachten wir an eine Aufwandsentschädigung, genauer gesagt an dreitausend Euro. Aus alter geschäftlicher Verbundenheit habe ich mich zuerst an Sie gewandt, doch wenn Sie nicht interessiert sind … Es gibt ja noch genug andere Fernsehteams hier.«
    Anna-Maria Guglielmi sah wieder her. Donato leckte sich über die Lippen, streckte ihr die rechte Hand entgegen und sagte: »Sie zahlen erst nachher. Mir genügt, wenn Sie Ihr Wort geben.«
    Die Reporterin schien Donatos Hand nicht zu bemerken. Sie fragte: »Sie wollen einen Tunnel durch die ganze Sperrzone gegraben haben?«
    »Nur die letzten Meter sind Tunnel. Vorher haben wir zwischen ein paar Häusern die Wände durchbrochen. Der Eingang liegt außerhalb der Sperrzone.«
    »Wo?«, fragte die Reporterin.
    »Dreitausend Euro!«, sagte Donato. Er nahm die Hand zurück, wischte sie an seiner Hose ab und zog das Handy hervor.
    »Keinen Cent, wenn nicht alles so ist, wie Sie behaupten!«, sagte Anna-Maria Guglielmi.
    »Topp!«, sagte Donato.
    Dann rief er Marta Garzone an. »Ich führe sie jetzt zu euch. Sie packen nur noch ihre Ausrüstung zusammen.«
    »In zwei Minuten ist der Weg frei«, sagte Marta.
    Na also, dachte Donato. Er war nicht einfach irgendein Versager. Er war der unsympathischste, geldgierigste, schleimigste und verachtenswerteste Kerl, den Montesecco je gesehen hatte.
    Canale 5 hatte sich nicht entschließen können, den Beobachtungsposten im Schlafzimmer völlig aufzugeben. Nur der Kameramann Miguel, ein Beleuchter, ein Übertragungstechniker und Anna-Maria Guglielmi folgten Donato. Ohne Zwischenfälle erreichten sie Milena Angiolinis leeres Haus. Als Donato sie ins Kinderzimmer führte, die Schranktüren öffnete und die Kleider vor der Mauerbresche zur Seite rückte, wollte Miguel sofort zu filmen beginnen. Donato schob ihn ins Wohnzimmer der Deutschen weiter. Den Weg konnte man auch noch dokumentieren, wenn alles vorbei war. Auch Anna-Maria Guglielmi drängte jetzt voran, stieg als Erste in Sgreccias Küche durch. Nach außen gab sie sich skeptisch, ob Donato die Wahrheit gesagt hatte, doch die Sensationsgier stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sicher war ihr bewusst, dass das Telegiornale in sieben Minuten begann. Sich da mit so einem Knaller live hineinzuschalten, davon konnte eine ehrgeizige Reporterin nur träumen.
    An Sgreccias Wohnzimmerfenster stand Antonietta Wache. Sie legte den rechten Zeigefinger über die Lippen, um zu bedeuten, dass die Neuankömmlinge keinen Lärm machen sollten. Dann reckte sie den Daumen der linken Hand nach oben. Alles in Ordnung. Donato half dem Beleuchter, seine beiden Scheinwerfer die Treppe hinabzuschleppen. Am Tunneleingang wartete Marta Garzone. Sie nickte Donato zu und flüsterte, dass die anderen schon drüben seien.
    »Jetzt aber fix, Leute!«, sagte die Reporterin. Miguel kroch mit den Füßen voran in den Gang und ließ sich die Kamera nachreichen. Der Techniker wickelte seine Kabelrolle ein paar Meter weiter ab. Vor der Tunnelöffnung musste er warten, bis der Beleuchter die Ständer der Scheinwerfer durchgehievt hatte. Obwohl der Mauerdurchbruch auf der anderen Seite keineswegs dem technischen Standard des Mont-Blanc-Tunnels entsprach, ging alles glatt. Als Letzter gelangte Donato in Salviatis Keller.
    Genauer gesagt, handelte es sich um zwei Kellerräume. Vom ersten führte rechts eine Treppe nach oben. Hinter einer Quermauer mit einer doppelt türbreiten Aussparung öffnete sich der zweite Raum. Im Schein der Taschenlampen waren noch die Reste des Lattengitters zu erkennen, die ihn einst vom vorderen abgetrennt hatten. Nahe der rückseitigen Mauer standen Matteo Vannoni und die anderen. Franco Marcantoni dozierte leise, aber bestimmt auf sie ein.
    »Dort?«, fragte Anna-Maria Guglielmi. Als Donato nickte, bedeutete sie dem Beleuchter mit knappen Handbewegungen, wo sie die Scheinwerfer aufgebaut haben wollte. Miguel und der Techniker hatten schon von sich aus begonnen, alles für die Live-Übertragung

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