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Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2

Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2

Titel: Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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weitergegeben werden, kam es von der monotonen Stimme der Rufbereitschaft zurück.
    Ob man Rensing denn wenigstens eine Nachricht zukommen lassen könnte?
    Das sei schon möglich, aber man wisse nicht, wann er zurück sei.
    Als ich aus dem Haus eilte, war der schwarze Transporter weg. Meine Angst schlug in Panik um. Was, wenn man diesmal ernst gemacht hatte? Wenn man mir ein für alle Mal eine unmissverständliche Lektion erteilen wollte? Ich spurtete zur Bushaltestelle. Zwanzig Minuten später klingelte ich bei Eva Sturm. Niemand öffnete. Ich trat ein paar Schritte zurück und spähte hoch zu Evas Küchenfenster. Churchill saß auf der Fensterbank und schleckte sich die Pfoten. Sein schneeweißes Fell war mit roten Flecken durchtränkt.
    Ich stürzte zurück zur Haustür und drückte alle Klingeln auf einmal. Über mir wurde ein Fenster geöffnet, und eine Männerstimme rief: „Wer ist da? Wir kaufen nichts!“
    Aus der Gegensprechanlage ertönte eine zweite Stimme. Diesmal die einer älteren Frau. „Ja, bitte?“
    „Machen Sie bitte die Tür auf. Ich bin ein Freund von Frau Kamp. Ich glaube, ihr ist etwas zugestoßen.“
    „Da kann ja jeder kommen, junger Mann. Sie brauchen nicht zu meinen, dass Sie es mit einer leichtgläubigen alten Schachtel -“
    „Machen Sie die verdammte Tür auf!“, brüllte ich. „Bevor ich sie eintrete!“
    Der Summton erklang. Ich stürmte ins Treppenhaus. Im zweiten Stock war eine Tür eine Spaltbreit geöffnet, gerade so weit, wie es die Sperrkette erlaubte. Eine Oma mit Lockenwicklern im Haar linste hinaus.
    „Ich warne Sie, junger Mann. Mein Sohn kommt jeden Moment nach Hause. Er ist -“
    „Rufen Sie die Polizei!“, schrie ich ihr zu und hetzte, drei Stufen auf einmal nehmend, an ihrer Tür vorbei. „Die sollen sofort einen Wagen schicken!“
    An Evas Wohnung angekommen, hämmerte ich mit beiden Fäusten gegen die Tür. Keine Reaktion. Ich nahm drei Schritte Anlauf und trat mit voller Wucht gegen das Schloss. Ein Knacken ertönte, doch die Tür hielt stand. Zwei weitere Tritte ließen sie endlich doch aus den Angeln krachen.
    Ich stürzte in die Wohnung. Hetzte von Raum zu Raum, bis ich im Badezimmer abrupt stehen blieb. Für einen kurzen Moment setzte mein Herzschlag aus. Fassungslos starrte ich auf das Chaos auf dem Boden. Dann ließ ich mich auf den Badewannenrand sinken und schlug die Hände vors Gesicht.

Alphatiere
     
    Der kleinere der beiden Brüder betrachtete die Rückenpartie der Frau, die bewusstlos auf dem Tisch lag. Bis auf den roten Slip war sie vollständig nackt.
    „Ist das wirklich nötig?“, fragte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Warum soll ich es auch bei ihr tun? Du hast gesagt, ich müsse nur Philip -“
    „Ich hab es mir eben anders überlegt. Wir brauchen einen Testdurchlauf. Oder hast du das Fiasko mit diesem Micky etwa schon vergessen? Du hast es doch gesehen: Selbst Pape war nicht frei von Fehlern. Wenn du seinen Job übernehmen willst, dann tust du, was ich dir sage. Wenn nicht, weißt du ja, wo die Tür ist.“
    „Reg dich nicht auf. Ich mach es ja.“ Vorsichtig drehte er den reglosen Frauenkörper auf den Bauch und zog das Beistelltischchen heran. Mit einer schwungvollen Bewegung ließ er das Tuch aufrollen und besah sich die Instrumente. „Was, wenn ich einen Fehler mache?“
    „Besser bei ihr als bei Kramer. Einen Fehler kannst du dir leisten. Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd.“
    „Du hast gut reden.“ Er zog das seidene Stück Stoff noch ein wenig weiter herunter, um für den Eingriff freie Sicht zu haben. Mit gewandten Fingern tastete er die unteren Lendenwirbelkörper ab. Das lokale Betäubungsmittel hatte er ihr schon vor zehn Minuten gespritzt. Zwar wäre die Wirkung des Chloroforms vermutlich noch ausreichend gewesen, aber sicher ist sicher, dachte er. Jetzt stand der schwierige Teil an. Er zog die Latexhandschuhe über, griff nach der hauchdünnen Nadel und führte sie behutsam zwischen dem zweiten und dritten Wirbel ein. Als er die Nadel Richtung Wirbelkanal drückte, mahnte er sich in Gedanken zur Vorsicht. Die Kanülenspitze musste im Periduralraum zum Liegen kommen, dem mit lockerem Bindegewebe, Fett und einem Venengeflecht gefüllten Bereich, der sich zwischen dem Wirbelkörper und der harten Haut des Rückenmarks, der Dura Mater , befand. Er schob die Nadel noch einige Millimeter weiter in das weiche Fleisch der Frau hinein, dann hielt er inne. Nur nicht den dünnen Schlauch aus Haut

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