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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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beklagenswerte Eigenschaft«, sagte Cugel verdrießlich. »Ich bezweifle die Wirksamkeit deines Fluches, trotzdem tätest du gut daran, die Luft von seinem Odium zu befreien und so meine gute Meinung von dir wiederzugewinnen.«
    Doch das Muschelgeschöpf sagte nichts mehr. Es zerfiel zu trübem Schleim, den der Sand aufsog.
    Cugel setzte seinen Weg am Strand entlang fort und überlegte, wie er die Folgen des Fluches abwenden könnte. »Bei Verwünschungen muß man sein Köpfchen benutzen«, sagte er heute schon zum zweitenmal. »Guten Grundes nennt man mich Cugel, den Schlauen.« Doch nichts fiel ihm ein, und so zerbrach er sich weiter den Kopf.
    Die östliche Landzunge nahm allmählich Form an. Dunkle Bäume hüllten sie ein, zwischen denen da und dort das Weiß von Häusern zu sehen war.
    Da zeigte sich erneut Slaye. Er rannte am Strand hin und her wie ein seiner Sinne Beraubter. Als er Cugel bemerkte, lief er auf ihn zu und warf sich vor ihm auf die Knie. »Ich flehe Euch an, gebt mir das Amulett! Es gehört dem Hause Slaye. Es verleiht ihm die Herrschaft über Cil. Gebt es mir, und ich erfülle Euch Euren Herzenswunsch.«
    Cugel blieb stehen. Wenn das nicht widersinnig war! Übergab er Slaye das Amulett, würde der Mann ihn betrügen oder zumindest sein Versprechen nicht einhalten – falls der Fluch tatsächlich wirksam war! Behielt er andererseits das Amulett, wurde aus seinem Herzenswunsch auch nichts – doch wenigstens blieb ihm das Amulett.
    Slaye deutete sein Zögern als Nachgiebigkeit. »Ich mache Euch zum Edlen des Reichs!« rief er eifrig. »Ihr sollt ein aus Elfenbein geschnitztes Schiff bekommen, und zweihundert Maiden werden Euch dienen. Und Eure Feinde werden in einen sich immerwährend drehenden Kessel geworfen. Nur gebt mir das Amulett!«
    »Soviel Macht verleiht das Amulett?« staunte Cugel. »Ist all das wahrhaftig möglich?«
    »Das ist es«, versicherte im Slaye. »Wenn man die Runen lesen kann!«
    »Nun, und was sagen sie?« erkundigte sich Cugel.
    Slaye bedachte ihn gekränkten Blickes. »Das weiß ich nicht. Ich brauche das Amulett!«
    Cugel schwang die Hände in abfälliger Geste. »Ihr weigert Euch, meine Neugier zu stillen, und so will ich meinerseits nichts mit Eurem hochgestochenen Begehren zu tun haben.«
    Slaye wandte den Blick der Landzunge zu, wo die weißen Mauern zwischen den Bäumen schimmerten. »Ich verstehe. Ihr wollt selbst über Cil herrschen.«
    Es gibt weniger angenehme Aussichten, dachte Cugel. Firx, dem der Gedanke nicht gefiel, drückte vorsorglich auf die Leber. Bedauernd nahm Cugel von diesem Plan Abstand. Aber immerhin bot er eine Möglichkeit, den Fluch des Muschelwesens aufzuheben. Wenn ich meines Herzenswunsches beraubt werden soll, sagte er sich, wäre es klug, mich einem neuen Ziel zuzuwenden, einem inbrünstigen, neuen Verlangen – zumindest einen Tag lang. Deshalb werde ich ab sofort die Herrschaft über Cil erstreben, und somit wird sie zu meinem Herzenswunsch. Um Firx nicht aufs neue aufzubringen, sagte er laut: »Ich beabsichtige, dieses Amulett für bedeutende Zwecke zu benutzen. Dazu mag sehr wohl die Herrschaft über Cil gehören, die mir, wie ich glaube, durch mein Amulett zusteht.«
    Slaye gab seinem Hohn mit einem wilden Lachen Ausdruck. »Erst müßt Ihr Derwe Coreme von Eurer Berechtigung überzeugen. Sie ist aus dem Hause Domber und schwermütig und launenhaft. Zwar sieht sie aus wie ein kleines Mädchen, doch ihr ist die finstere Mißachtung ähnlich dem Waldgrue eigen. Hütet Euch vor Derwe Coreme. Sie wird Euch und mein Amulett ins Meer werfen lassen!«
    »Wenn Ihr das befürchtet«, sagte Cugel schroff, »dann beratet mich in der Benutzung des Amuletts, und ich werde dieses Unglück verhindern.«
    Bockig schüttelte Slaye den Kopf. »Derwe Coremes Fehler sind bekannt; weshalb sollten wir sie gegen die uns unbekannten Ausschreitungen eines Vagabunden austauschen?«
    Seine Offenheit brachte Slaye einen Puff ein, der ihn fast zu Boden warf. Ohne ihn weiter zu beachten, setzte Cugel seinen Weg fort. Die Sonne tauchte schon fast ins Meer, so beeilte er sich, um noch vor Einbruch der Dunkelheit eine Unterkunft zu finden.
    Schließlich erreichte er das Ende des Strandes, und vor ihm erhob sich die Landzunge, und die dunklen Bäume wirkten höher denn zuvor. Eine niedrige Gartenmauer war zwischen ihnen zu sehen, und etwas südwärts blickte ein Rundbau mit Wandelgang aufs Meer. ›Welche Pracht!‹ dachte Cugel und betrachtete mit neuem Interesse das

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