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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Sollten sie Euch durch Zufall zum Land der Einstürzenden Mauer bringen, ist die Weiterreise südwärts nach Almery verhältnismäßig einfach.«
    Cugel winkte ungeduldig ab. »Das ist im wesentlichen der Weg, den ich kam. Gibt es keinen anderen?«
    »Nun ja, ein kühner Mann würde es vielleicht wagen, die Silberwüste zu durchwandern, hinter welcher der Songansee liegt. Hat er ihn überquert, gelangt er zu einer unwegsamen Wildnis, die an Ostalmery grenzt.«
    »Nun, das scheint sich bewältigen zu lassen. Wie komme ich durch die Silberwüste? Gibt es Karawanen?«
    »Wozu? Es gibt ja niemanden, der ihnen Ware abkaufen könnte, höchstens Banditen, die gewiß nicht dafür bezahlten. Ein Trupp von wenigstens vierzig Mann wäre nötig, die Banditen einzuschüchtern.«
    Cugel bedankte sich und verließ den Mann. In einer nahen Schenke gönnte er sich eine Flasche Wein und überlegte, wie er einen Trupp von vierzig Mann zusammenstellen könnte. ›Die Pilger wären sechsundfünfzig, nein fünfundfünfzig, nun, da Voynod tot war. Sie würden genügen ...‹
    Cugel trank noch eine Flasche Wein und überlegte weiter.
    Schließlich bezahlte er und spazierte zum Schwarzen Obelisken. »Obelisk« war vielleicht nicht die richtige Bezeichnung, denn es handelte sich um einen reißzahnähnlichen schwarzen Felsen, der sich hundert Fuß über die Stadt erhob. Aus seinem Fuß waren fünf Statuen gehauen, von denen jede in eine andere Richtung blickte. Sie stellten die Gründer je einer bestimmten Glaubenslehre dar. Gilfig blickte südwärts. Seine vier Hände trugen Sinnbilder. Seine Füße mit den verlängerten und nach oben gebogenen Zehen – als Zeichen von Vornehmheit und Feingefühl – ruhten auf den Nacken demütiger Gläubiger.
    Cugel erkundigte sich bei einem Hüter dieses Heiligtums. »Wer ist der Hohepriester hier, und wo kann ich ihn finden?«
    »Das ist der Verkünder Hulm«, antwortete der Hüter und deutete auf ein prächtiges Bauwerk ganz in der Nähe. »Er hält sich in jenem edelsteinbesteckten Haus auf.«
    Cugel begab sich zu diesem prunkvollen Bau und wurde nach langem Überreden zu Verkünder Hulm geführt, der ein Mann mittleren Alters war, etwas dicklich und mit Vollmondgesicht. Gebieterisch wandte sich Cugel an den Unterpriester, der ihn eingelassen hatte. »Geht! Meine Botschaft ist allein für den Verkünder!«
    Der Verkünder gab dem Mann ein entsprechendes Zeichen, woraufhin sich dieser zurückzog. Cugel schaute sich um. »Kann uns hier auch kein Unbefugter hören?« erkundigte er sich.
    »Ganz sicher nicht.«
    »Nun, so darf ich Euch sagen, daß ich ein mächtiger Zauberer bin. Seht, ich habe ein Rohr, das blaues Pulver verteilt, und hier eine Liste der achtzehn Phasen des Laganetischen Kreises! Und dies ist ein Horn, das Tote zum Reden bringt, andersherum verwendet vermag es Geheimnisse in dem toten Gehirn zu versiegeln! Außerdem verfüge ich noch über zahllose weitere Wunder!«
    »Sehr interessant«, murmelte der Verkünder.
    »Hört meine zweite Enthüllung: Vor langer Zeit war ich Räucherwerkmischer im Tempel der Teleologen in einem fernen Land, wo ich erfuhr, daß jedes der heiligen Abbilder so errichtet wurde, daß die Priester in einem Notfall durch sie sprechen und vortäuschen können, die Stimme der betreffenden Gottheit zu sein.«
    »Was ist daran so ungewöhnlich?« Der Verkünder blickte Cugel mit gütiger Miene an. »Die Gottheit, die das Leben in allen Einzelheiten lenkt, bedient sich der Priester zu solcher Handlung.«
    Cugel nickte. »Darf ich daher annehmen, daß die in den Schwarzen Obelisken gehauenen Abbilder ähnlicher Natur sind?«
    Der Verkünder lächelte. »Welches der fünf meint Ihr?«
    »Das Gilfigabbild.«
    Der Verkünder wirkte plötzlich geistesabwesend. Offenbar dachte er nach.
    Cugel deutete auf seine verschiedenen Talismane und magischen Hilfsmittel. »Als Gegenleistung für einen Gefallen bin ich bereit, gewisse dieser Dinge Euch und jenen Eures Amtes zu überlassen.«
    »Welchen Gefallen meint Ihr?«
    Cugel erläuterte ihn in allen Einzelheiten, und der Verkünder nickte nachdenklich. »Würdet Ihr die Güte haben, Eure Zaubermittel noch einmal vorzuführen?«
    Cugel tat es.
    »Sind das alle?«
    Zögernd holte Cugel noch das Liebesamulett und sein Gegenstück, den Widderkopf, hervor und erklärte ihre Wirkungskraft.
    Der Verkünder nickte, entschieden diesmal. »Ich glaube, daß wir uns einig werden können. Alles ist, wie der allmächtige Gilfig es

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