Die Augen der Überwelt
dem Ghul ein furchtbares Ende zu bereiten!«
Die Krieger gehorchten ohne sichtliche Begeisterung. Cugel scheuchte sie zum Portal. »Wenn ich die Tür aufschwinge, dann stürmt mit den Fackeln hinaus, um den Unhold hell zu beleuchten. Zieht die Schwerter, damit ihr ihm den Gnadenstoß versetzen könnt, sobald ich ihn niedergeschlagen habe!«
Die Männer stellten sich, jeder mit Fackel und blankem Schwert, vor die Tür. Cugel zog die Riegel zurück und riß die beiden Flügel weit auf. »Hinaus! Richtet den Fackelschein auf den Ghul zum letzten Licht seines Daseins!«
Die Krieger rannten verzweifelt hinaus. Das Schwert schwingend, stolzierte ihnen Cugel nach. Am Kopf der Treppe hielten die Männer an und starrten besorgt auf den Marmorweg mit den Büsten, von woher grauenvolle Laute zu hören waren.
Cugel blickte über die Schulter und sah, daß Derwe Coreme an der Tür stand und ihn aufmerksam beobachtete. »Vorwärts!« brüllte er. »Umzingelt den schändlichen Unhold, dessen Ende bevorsteht!«
Zögernd stiegen die Krieger die Freitreppe hinunter, und Cugel folgte ihnen. »Schlagt kräftig zu!« rief er. »Der Ruhm reicht für alle. Und wehe dem, dessen Klinge untätig ist! Ihn wird meine Magie zerschmettern!«
Das flackernde Licht fiel auf die Piedestale, bis die Dunkelheit den Schein verschlang. »Vorwärts!« befahl Cugel. »Wo ist diese ruchlose Kreatur? Weshalb zeigt sie sich nicht, damit sie bekommt, was sie verdient?« Er spähte durch die wabernden Schatten und hoffte, der Ghul habe bereits Reißaus genommen.
Da hörte er neben sich ein leises Geräusch. Er drehte sich um und sah eine hohe, bleiche Gestalt unbewegt stehen. Die Krieger schrien auf und flohen die Treppe hoch. »Tötet die Bestie durch Magie, Eure Erhabenheit!« rief der Hauptmann. »Die schnellste Methode ist meist die beste!«
Der Ghul kam heran. Cugel stolperte rückwärts. Der Ghul machte einen langen Schritt vorwärts. Hastig sprang Cugel hinter ein Piedestal. Der Ghul streckte einen Arm aus. Cugel schwang das Schwert und hüpfte schutzsuchend hinter das nächste Piedestal, dann rannte er hurtig die Treppe hoch und über die Terrasse. Die Tür war fast schon zu, als sich Cugel durch den verbliebenen Spalt warf und bebend die Riegel vorschob. Mit seinem ganzen Gewicht schmetterte der Ghul gegen das feste Holz, daß Angeln und Verschlüsse empört knarrten.
Derwe Coreme betrachtete Cugel musternd. »Was ist geschehen?« erkundigte sie sich. »Weshalb habt Ihr den Ghul nicht erschlagen?«
»Die Krieger flohen mit den Fackeln«, antwortete Cugel. »So sah ich nicht, wohin ich hauen oder stechen sollte.«
»Seltsam«, murmelte Derwe Coreme. »Mir schien die Beleuchtung ausreichend für eine so einfache Betätigung. Weshalb benutztet Ihr nicht die Macht des Amuletts oder versuchtet, den Ghul zu zerstückeln, wie Ihr vorhattet?«
»Ein so leichter und schneller Tod für einen Unhold wie ihn wäre unpassend«, erklärte Cugel würdevoll. »Ich muß mir in Ruhe eine gerechte Strafe für seine Missetaten überlegen.«
»Wahrhaftig«, murmelte Derwe Coreme. »Wahrhaftig.«
Cugel schritt in die Halle. »Zurück zum Bankett! Laßt den Wein in Strömen fließen! Jeder soll auf das Wohl des neuen Herrschers von Cil trinken!«
Mit schmeichelnder Stimme bat Derwe Coreme: »Habt die Güte, Eure Erhabenheit, uns ein wenig der Macht des Amuletts zu enthüllen, um unsere Neugier zu lindern.«
»Mit Vergnügen!« Cugel drückte auf Karfunkel um Karfunkel und verursachte so Klagelaute aller Art, vom Stöhnen bis zu schrillen Wehschreien.
»Könnt Ihr noch mehr?« fragte Derwe Coreme mit schelmischem Lächeln.
»Selbstverständlich, wenn es mir beliebt. Doch genug für jetzt. Erhebt nun alle die Becher!«
Derwe Coreme winkte dem Hauptmann der Wache. »Nehmt das Schwert und schlagt diesem Narren den Arm ab, dann bringt mir das Amulett.«
»Nichts lieber, Eure Hoheit.« Mit blanker Klinge kam der Mann auf Cugel zu.
»Halt!« rief Cugel. »Noch einen Schritt, und meine Magie wird dir jeden Knochen knicken!«
Der Hauptmann blickte Derwe Coreme an. Sie lachte. »Tut, was ich Euch hieß, oder mein Unmut entlädt sich über Euch. Und Ihr wißt, was das bedeutet!«
Der Hauptmann erschrak sichtlich und marschierte weiter. Doch nun rannte ein Unterdiener zu Cugel, und unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze erkannte Cugel die runzligen Züge des alten Slaye. »Ich werde Euch retten! Schnell, zeigt mir das Amulett!«
Cugel gestattete den eifrigen
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