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Die Augen der Überwelt

Die Augen der Überwelt

Titel: Die Augen der Überwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Irgendwie und irgendwann würde der Lachende Magier seine Rache zu spüren bekommen. Das schwor er sich. Mehrere hundert Fuß westwärts verliefen Spuren einer alten Kaimauer. Kaum machte Cugel einige Schritte in ihre Richtung, um sie sich näher anzusehen, da stieß Firx ihm die Krallen in die Leber. Cugel verdrehte schmerzgepeinigt die Augen und machte sich in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg.
    Als Hunger ihn zu quälen begann, erinnerte Cugel sich des Amuletts, das Iucounu ihm um den Hals gehängt hatte. Er hob ein Stück Treibholz auf und rieb mit dem Anhänger darüber, in der Hoffnung, es würde sich in ein Tablett mit Naschwerk oder ein Brathähnchen verwandeln. Doch das Holz wurde lediglich weich wie ein alter Käse, behielt jedoch den Geschmack von nach Meer riechendem Holz bei. Cugel kaute und würgte. Noch eine Rechnung, die er mit Iucounu zu begleichen hatte. Oh, wie der Lachende Magier bezahlen würde!
    Die scharlachrote Scheibe der Sonne glitt über den Südhimmel. Der Abend nahte, und endlich gelangte Cugel zu menschlichen Behausungen: zu einem ärmlichen Dorf an einem Flüßchen. Die Hütten waren wie Vogelnester aus Lehm und Zweigen erbaut und stanken nach Schmutz und Exkrementen. Zwischen ihnen wandelten Menschen, die so häßlich und unfreundlich wie ihre Hütten wirkten. Sie waren gedrungen, grobschlächtig und fett. Ihr Haar hing in wirren, strohfarbenen Strähnen herab, und ihre Gesichter waren wie klumpiger Teig. Das einzig Bemerkenswerte an ihnen – und etwas, das Cugel sofort auffiel – waren ihre Augen: blind wirkende, stumpfblaue Halbkugeln, in jeder Beziehung genau wie die Kuppe, die er für Iucounu beschaffen sollte.
    Mit aller Vorsicht näherte Cugel sich dem Dorf, aber die Bewohner beachteten ihn kaum. Wenn es sich bei den Augen dieser Leute um die von Iucounu begehrten Halbkugeln handelte, war zumindest ein Teil der Aufgabe schon gelöst und die Beschaffung lediglich eine Sache der Taktik.
    Er blieb stehen, um die Dorfbewohner zu beobachten. So manches verursachte ihm Kopfzerbrechen. Ihre Haltung war keineswegs die von übelriechenden Tölpeln, die sie doch zweifellos waren, sondern sie bewegten sich mit erstaunlicher Erhabenheit, mit Würde, die in manchen Fällen Hochmut nahekam. Verwirrt betrachtete er sie. Waren sie ein Stamm von Schwachsinnigen? Nun, jedenfalls wirkten sie nicht bedrohlich. So wagte er sich auf die Durchgangsstraße und schritt vorsichtig dahin, um auf möglichst wenige der überall herumliegenden nasenpeinigenden Haufen zu treten. Einer der Männer geruhte nun, sich mit ihm zu befassen, und wandte sich mit tiefer, brummiger Stimme an ihn: »He, du da, was suchst du hier? Was schleichst du um unsere Stadt Smolod herum?«
    »Ich bin ein Wandersmann und bitte Euch, mir den Weg zur Herberge zu weisen, wo ich Unterkunft und ein Mahl bekommen kann.«
    »Wir haben keine Herberge. Wandersleute und Reisende sind uns fremd. Doch bist du willkommen, dich an unserem Überfluß zu laben. Dort drüben ist ein Haus, in dem du jede mögliche Bequemlichkeit finden wirst.« Der Mann deutete auf eine windschiefe Hütte. »Und zu essen bekommst du soviel du willst. Geh nur in das Speisehaus gleich daneben und such dir aus, was du magst, wir sind nicht kleinlich hier in Smolod.«
    »Seid meiner tiefen Dankbarkeit versichert.« Cugel hätte noch mehr gesagt, aber sein Gastgeber hatte ihn bereits verlassen. Cugel trat vorsichtig in die Hütte und sah sich um. Es kostete ihn einige Mühe, den gröbsten Unrat ins Freie zu tragen, um sich einen Schlafplatz herzurichten.
    Die Sonne schwelte schon am Horizont, als Cugel sich zu der Hütte begab, die der Mann Speisehaus genannt hatte. Überfluß und Auswahl waren genauso übertrieben, wie Cugel inzwischen erwartet hatte. Auf einer Seite des einzigen Raumes der Hütte, die nichts weiter als eine Art Lagerhaus war, lag ein Haufen Räucherfische, und auf der anderen ein Behälter mit Linsen und Körnern verschiedener Art. Cugel nahm etwas von beidem in seine Hütte mit und bereitete sich in düsterer Stimmung sein Abendmahl.
    Nun war die Sonne untergegangen, und Cugel machte sich auf, um zu sehen, was das Dorf an Unterhaltung zu bieten hatte, mußte jedoch feststellen, daß die Straßen menschenleer waren. In einigen Hütten brannte Licht, und durch Ritzen und Spalten sah Cugel die Bewohner bei Räucherfisch oder ins Gespräch vertieft sitzen. Er kehrte in seine windschiefe Hütte zurück, plagte sich, ein kleines Feuer anzuzünden,

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