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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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war noch etwas anderes in seinem Blick gewesen.

    »Weil mir etwas passiert ist, was mir nicht hätte passieren dürfen, Patrizia. Ich habe mich in Sie verliebt. Ich sollte das gar nicht sagen. Es ist nicht gut für Sie. «

    Wie sie darüber dachte, danach fragte er nicht. Sie fand es gut. Gut, daß er sich in sie verliebt hatte, gut, daß er es aussprach und sie nicht länger im Ungewissen ließ. Heiko Schramm war unerreichbar, und er würde unerreichbar bleiben, selbst nach dem Tag seiner Entlassung. Weil es den Heiko Schramm, den sie gesehen hatte, vielleicht gar nicht gab. Wenn sie das glaubte, was Ed sagte, dann gab es ihn nicht. Und wenn es ihn doch gab, dann war da immer noch die Hürde: Tochter aus gutem Haus und ein Krimineller, ein Vorbestrafter. Und das, was man einer Mutter und einem Vater antun und zumuten durfte und was nicht. Und Ed war längst nicht mehr nur der Therapeut. Er war so stark und so klug, er war genauso, wie sie einen Menschen brauchte. Sie hatte schon ein halbes Jahr zuvor damit begonnen, ihm einen Platz in ihrem Bett einzuräumen. Hatte sich ausgemalt, wie es sein würde mit ihm. Aber sie konnte sich nie so recht vorstellen, daß Ed jetzt ebenfalls daran dachte, sie zu lieben. Er war nicht der Typ, der sich mit Gedankenspielereien zufrieden gab. Ed war Praktiker, war so durch und durch Realist. Manchmal war es, als ob sie in verschiedenen Welten lebten. Oder in verschiedenen Zeiten. Vielleicht taten sie das, in verschiedenen Zeiten. Ed war ihr immer ein großes Stück voraus, ein paar Jahre. Oder auch nur ein paar Stunden. Die Stunden zum Beispiel, die sie da reglos auf einem Fleck in der Diele stand, nichts weiter tun konnte als ihn anstarren, den schwarzen Mann, der kleinen Mädchen den Verstand raubte und ihnen das Herz in viele kleine Stücke riß. Stunden, die in Wahrheit nicht einmal eine Minute dauerten. Stunden, in denen sich der leergeblasene Kopf ganz allmählich wieder füllte. Ein oder zwei Gedanken an Ed, der plötzlich irgendwo in der Zukunft zu leben schien und sie in der Vergangenheit zurückgelassen hatte.

    »Hallo, Heiko. «

    Und dann dieser erste, winzige und unsichere Schritt auf ihn zu. Sie wußte nicht genau, wie sie sich verhalten sollte. Ihm um den Hals fallen? Vielleicht wollte er das nicht. Es wäre ihm wahrscheinlich zu plump gewesen, ein ganz gewöhnlicher6 Körperkontakt, primitiv und alltäglich. Und er hatte immer nur das ganz Besondere gewollt. Weiterstammeln? Ich habe dich auch vermißt. Ich bin so froh, daß du endlich wieder da bist. Nein, nein, nichts in der Art. Das konnte er unmöglich glauben, nicht nach dem, was er hier sah. Das Blut rauschte ihr immer noch durch den Kopf wie ein gewaltiger Sturzbach. Kaum ein klarer Gedanke, nur dieses wüste Durcheinander. Ihre Hände zitterten. Warum sagte er nichts? Eddi hatte immer Angst gehabt, sie eines Tages wieder zu verlieren. Auf genau diese Art. An genau diesen Mann, der vielleicht noch ein bißchen stärker und klüger war als Ed. Ganz offen darüber gesprochen hatten sie nie. Eddi war nicht der Mann, der seine Ängste offen zugeben konnte. Er versteckte sich hinter Ed, und der fühlte sich erhaben über kleinliche Eifersuchtsanfälle. Nur einmal, sie hatten gefeiert, den zweiten Hochzeitstag, Eddi hatte etwas getrunken, sie auch. Und sie hatten sich geliebt, fast die halbe Nacht hindurch. Wir bewegen uns ganz langsam, bis wir denken, daß wir verrückt werden. Der Satz war ihr plötzlich durch den Kopf geschossen und auch gleich zum Mund herausgerutscht. Es war ein Satz von ihm. Er hatte es mehr als einmal gesagt, damals, genau so. Eddi wußte das, weil sie es ihm erzählt hatte, als er noch ausschließlich Ed gewesen war. Und Eddi hatte sich aufgerichtet, hatte sie angestarrt, als sähe er sie zum allerersten Mal. Seine Stimme war ganz kalt gewesen.

    »Hör zu, meine Liebe «, hatte er gesagt, sie nicht mit ihrem Namen angesprochen wie sonst.

    »Hör zu, meine Liebe! Ich habe nichts dagegen, wenn du dich mit der entsprechenden Vorstellung in Stimmung bringst, das tun wir alle. Aber wenn du dabei ausgerechnet an diesen Schweinehund denken mußt, dann sag es mir lieber. Dann weiß ich wenigstens, woran ich mit dir bin. «

    7 Ganz flüchtig fragte sie sich, was Eddi wohl tun würde, wenn er wüßte, wer ihr jetzt hier in der Diele gegenüberstand. Wer sie anschaute, einfach nur anschaute, weil er nie etwas anderes hatte tun müssen. Damals. Und weil er nach ihrer bisherigen Reaktion davon

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