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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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fettig und dreckig. Sein Haar pappte ihm am Kopf, glänzte wie mit Öl eingerieben. Unter einem Auge hatte er ein paar dunkle Punkte, sie waren zu symmetrisch angeordnet, als daß es Hautunreinheiten hätten sein können. Knasttränen, irgendwann hatte sie diesen Ausdruck einmal gehört. In einer Fernsehsendung. XY, Ungelöst! Eduard Zimmermann, ungeklärte Fälle, Verbrechen. Knasttränen, Tätowierungen, im Zusammenhang mit einer Vergewaltigung war die Rede davon gewesen. Dieses entsetzliche Grinsen. Ihr wurde übel davon. Aber das würde Heiko nicht zulassen, das nicht, niemals. Der Dicke trug einen dunklen, fleckigen Pullover locker über dem Bund einer ebenfalls dunklen und schmuddelig wirkenden Hose. Alles an ihm war so schmutzig. Seine Gedanken womöglich noch schmutziger als seine Kleidung. Sie konnte sie fühlen. So deutlich, als hätte er sie schon berührt.

    »Darf ich vorstellen «, sagte Schramm lässig. Oder spöttisch, sie war zu verunsichert, konnte den Unterton in seiner Stimme nicht einordnen.

    »Das ist meine Kleine, für dich Patrizia. Wenn dir das zu lang ist, sag was anderes. Das ist Peter der Große. «

    Er deutete mit einer Hand auf den Dicken, lachte einmal auf, fügte hinzu:

    »Paßt doch, oder? «

    Den Koffer hatte er bereits abgestellt. Direkt neben die halbhohe Mauer, die die Kellertreppe gegen die Diele abgrenzte. Nun nahm er ihr den leichten Mantel vom Arm und die Handtasche von der Schulter, er hielt beides fest. Der Dicke streckte ihr eine Hand entgegen. Seine Fingernägel waren mit Dreck unterlegt. Sie mußte sich überwinden, die Hand zu ergreifen. Sein Händedruck war lasch und schwammig. Sie versuchte, an dem Dicken vorbei etwas von Bedeutung zu erkennen. Aber sämtliche Türen zur Diele waren geschlossen.

    »Geh’n wir gleich runter «, sagte Schramm. Er legte ihren Mantel quer über einen Stuhl, legte die Handtasche obenauf und griff wieder nach ihrem Arm.

    »Ich hab’ was für dich, ’ne ganz besondere Überraschung. Du wirst Augen machen, Püppi. «

    Er führte sie auf die Kellertreppe zu. Hielt ihren Arm auch, während er mit ihr hinunterstieg. Der Koffer blieb in der Diele zurück, ebenso der Dicke. Er schaute ihnen nach und leckte sich dabei über die Lippen. Das tat er gerade in dem Augenblick, als sie zu ihm zurückschaute. Es hatte etwas Absichtliches und Genießerisches, als ob er vor einem gefüllten Teller voll lang entbehrter Köstlichkeiten säße. Wieder schoß ihr ein heißer Schwall von Furcht durch die Eingeweide. Soviel Interesse an deiner Person, sagte Ed in ihren Gedanken, wie an einem Wetterbericht vom vergangenen Oktober. Das konnte nicht sein. Warum denn hätte er sie in solch einem Fall holen sollen? Sie hatte die letzte Stufe erreicht, blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Der Dicke stand wahrscheinlich immer noch oben am Treppenabgang. Seine Schritte hatte sie jedenfalls nicht gehört.

    »Wer ist das? «

    erkundigte sie sich flüsternd.

    »Ein Freund «, erklärte er beiläufig.

    »Er gefällt mir nicht. Er hat mich angesehen, als ob er sich gleich auf mich stürzen wollte. Schick ihn weg, Heiko! Er hat etwas Widerliches an sich. Ich mag ihn nicht. Und du brauchst ihn doch nicht, oder? «

    Ihre Frage beantwortete er nicht, meinte statt dessen immer noch so nebenher:

    »Du hast nichts mit ihm zu tun. Der läuft dir nicht über’n Weg. Mach dir wegen dem keine Gedanken. «

    Sie schaute ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf nachdenklich an.

    »Wozu brauchst du ihn, Heiko? «

    Sie wußte, daß er ihr darauf nicht antworten würde. Und Ed hatte einmal gesagt, dieser Heiko Schramm sei ein Mann, der es nicht vertrug, wenn andere sein Ego ritzten.

    »Ist er…? «

    Mit einer raschen Bewegung des Kopfes deutete sie nach oben. Ihre Stimme war nicht mehr ganz so leise wie zuvor.

    »Ist er der Mann, von dem du bei Gericht gesprochen hast? Dein Boß? «

    Ed hatte richtig gelegen mit seiner Vermutung. Schramm reagierte mit deutlichem Unwillen, auch wenn er versuchte, es mit einem Lachen zu überspielen. Es war etwas zu laut und abfällig, das Lachen. Darauf folgte ein wegwerfendes:

    »Quatsch! «

    Er lachte noch einmal, schüttelte den Kopf.

    »Du hast vielleicht Ideen, Püppi. Mein Boß! Ich bin hier der Boß! Er ist ein Freund. Und damit basta. Er ist in Ordnung. «

    Er lächelte sie an, ganz sanft und freundlich.

    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Püppi. Der weiß genau, was passiert, wenn er dir dumm kommt. Das riskiert

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