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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Sache im Griff, aber das hat man nie. Ich könnte dir Dinge erzählen, da würden sich dir die Haare sträuben. Leute, für die ich meine Hand ins Feuer gelegt hätte, daß sie es geschafft haben. Und dann kam der Rückfall. «

    Wer hatte das noch gesagt? Egal, irgendeiner, ein Kollege vermutlich.

    »Eine ehemalige Patientin kann man heiraten, wenn man Zahnarzt ist oder Chirurg, von mir aus auch Gynäkologe. Aber unsereins läßt besser die Finger davon. «

    Nein, nein, es war alles in Ordnung gewesen. Fünf Jahre lang! Bis dieser Schweinehund auftauchte. Kaffeetrinken, worüber mochten sie dabei gesprochen haben? Über die alten Zeiten und die große Liebe? Unsinn! Schramm vielleicht, aber Patrizia nicht. Und dann plötzlich in Eile. Dafür sprach allein schon die verschmierte Handschrift. Er hatte sie gezwungen. Dafür sprach dieser lapidare Satz. Es tut mir leid, Ed. Nach insgesamt fünf guten Jahren verabschiedete man sich nicht so einfach mit einem: Es tut mir leid, Ed. Gut dreißig Minuten später hielt er mit seinem Wagen in der Nähe von Patrizias Elternhaus. Er hatte eine Weile nach einem Parkplatz suchen müssen, war ganz nervös und zittrig geworden dabei. Als er dann endlich neben dem Wagen stand und die Tür verschloß, zitterten ihm die Beine immer noch ein wenig. Er reckte sich, versuchte, zumindest das Gesicht unter Kontrolle zu bringen. Es regnete jetzt stärker, er bemerkte es kaum. Ihm war nach Heulen, einfach nur nach Heulen, die Wut, die Angst und die Frustration mußten sich irgendwie einen Weg nach außen bahnen. Es war eine hirnverbrannte Idee gewesen, zuerst zur Polizei zu fahren. Hatte er denn wirklich auch nur eine Minute lang ernsthaft damit gerechnet, dort Hilfe zu finden? Natürlich hatte er, und jetzt fühlte er sich im Stich gelassen von Gott und der Welt und diesem Kommissar oder was er sonst sein mochte. Wie ein Versager fühlte er sich. Aber es war wohl eine Sache, ein verzweifeltes Mädchen davon zu überzeugen, daß es an eine6 Bestie geraten war. Und es war eine ganz andere Sache, dies einem Polizisten zu verkaufen, der sich einbildete, über genügend Sach- und Menschenkenntnis zu verfügen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Edmund Bracht ging die knappen fünfzig Meter bis zu dem Haus, in dem jetzt nur noch sein Schwiegervater lebte. Und während er sie ging, war er mehr Eddi als sonst etwas, naßgeregnet, durchweicht von den eigenen Gefühlen, verletzt, enttäuscht, betrogen und verraten. Warum hatte sie nicht wenigstens eine Erklärung dazu geschrieben, nur ein paar Sätze. Etwas mehr als dieses verdammte und endgültige: Es tut mir leid, Ed. Weil sie genau wußte, daß dieser eine Satz ausreichte! Und außer ihr und ihm wußte das niemand. Vielen Dank, Ed, war nett mit dir. Aber das war’s dann. Mir hast du immer erzählt, er kommt nicht zurück. Du hast dich geirrt, Ed. Edmund faßte es selbst nicht, aber er begann allmählich zu glauben, daß sie doch aus freien Stücken, aus Liebe… Etwas weiter vor sich sah er die Straßenecke und die kindliche Handschrift in ihrem Tagebuch.

    »Jetzt steht er schon den vierten Tag… «

    Da kam blanke Wut hoch, und augenblicklich war er seinen Empfindungen so hilflos ausgeliefert wie der verlassene Ehemann, der ihm jeweils Dienstag nachmittag als letzter Patient gegenübersaß. Von dem er ganz hinten im Kopf manchmal dachte, daß er sich jetzt endlich ein bißchen zusammenreißen könnte. Daß er doch noch nicht zu alt sei, um mit einer anderen Frau noch einmal neu anzufangen. Mit einer anderen Frau, ein fürchterlicher Gedanke. Es konnte für ihn keine Frau mehr geben, die auch nur annähernd an Patrizia heranreichte. Sie war vollkommen. Das Werk von zwei langen Jahren, das Ergebnis eines harten Kampfes, eine Frau, genau so, wie er sich eine Frau vorgestellt hatte. Wenn dieses Scheusal sie angerührt hatte… Dann tun wir es richtig, Püppi! Es tat einfach nur noch weh. 7 Natürlich wußte er tief im Innern immer noch, daß Patrizia ihn niemals ohne besonderen Grund verlassen hätte. Daß dieses Scheusal irgend etwas in der Hand gehabt haben mußte, nicht unbedingt ein Messer. Es gab andere Waffen, um einen Menschen gefügig zu machen. Wenn einer dies wußte, dann war er es. Und es waren im Grunde nur die Hilflosigkeit und die Sorge, die ihm so zusetzten. Aber daneben waren auch noch ein paar andere Dinge. Kleibers Stimme und die zweite Möglichkeit, die Ed nach wiederholter Lektüre der Prozeßunterlagen verworfen hatte: der

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