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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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Problem waren meine Augen. Blitze waren in sie eingedrungen und hatten ihr Weiß rot geädert. Und in meinen Pupillen war Licht – kaum merklich, aber es war da. Wie oft ich auch blinzelte, es erlosch einfach nicht. Ich fragte mich, ob das Rot aus meinen Augen verschwinden würde, wenn ich einen Teil der Blitze in mir aufbrauchte. Da ich mir nicht sicher war, behielt ich meine Blitze aber vorerst für mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie womöglich noch brauchen würde. Ich hätte gerne geglaubt, dass ich meine Rolle für die Suchenden zu Ende gespielt hatte, erinnerte mich jedoch an Madame Lupescus Lesung. Erinnerte mich an die Hierophanten-Karte, mein Potenzial. Eine andere mögliche Zukunft.
    Fürs Erste gab ich mich damit zufrieden, meine Zeit mit Jeremy zu verbringen. Er hatte kein Zuhause mehr, nachdem Prophet tot war und die Apostel sich in alle Winde zerstreut hatten. Er wollte nicht einmal in das Strandhaus zurückkehren, um seine Habseligkeiten einzufordern.
    »Dieser Teil meines Lebens ist vorbei«, sagte Jeremy zu mir. Mir war klar, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ich sah noch immer, wie die Tode der Menschen, die während des Erdbebens ums Leben gekommen waren, seine Augen heimsuchten, und fragte mich, ob Jeremy jemals in der Lage sein würde, sich selbst zu vergeben. Ich wusste aus eigener Erfahrung, wie schwierig das war.
    Jeremy kehrte nicht in Prophets Strandhaus zurück, ich hingegen schon. Nur ein einziges Mal. In dem Zimmer in der obersten Etage befand sich etwas, das ich zurückgelassen hatte.
    Die Karte mit den Liebenden.
    Sie war etwas, das ich behalten wollte.
    Jeremy schlief seit dem Unwetter auf unserer Couch, da jedoch weder er noch ich viel Schlaf brauchte, verbrachten wir ganze Nächte in inniger Umarmung. Wir küssten uns, bis die Hitze unerträglich wurde, dann lösten wir uns voneinander, tranken hastig Wasser und begannen aufs Neue.
    Jeremy zögerte noch immer, mich zu berühren, obwohl er seit dem Unwetter keine Vision mehr gehabt hatte. Zum Glück hatte ich keine Skrupel, ihn zu berühren.
    Und das tat ich auch.
    Ausgiebig.
    Mom erinnerte sich an sehr wenig aus der Zeit, nachdem sie damit begonnen hatte, sich Die Stunde des Lichts anzusehen, bis zu ihrer Beinahe-Hochzeit und ihrem Beinahe-Tod. Genau genommen litt der Großteil von Prophets ehemaligen Jüngern unter einer Art Massenamnesie. Sogar diejenigen, die nur seine Sendung gesehen hatten, aber nie einer seiner Erweckungen beigewohnt hatten, konnten sich nur vage an die Ereignisse in ihrem Leben bis zu seinem Tod erinnern.
    Ich fragte Mr Kale, ob Prophets Fähigkeiten bei der Bewusstseinskontrolle so ausgeprägt gewesen waren, dass sie sogar über eine Fernsehsendung funktioniert hatten. Er schüttelte den Kopf. »Das hatte nichts mit seiner Macht zu tun, sondern nur mit der Kraft seiner Worte und dem Zeitpunkt, zu dem er sie gesagt hat. Er hat die Ängste der Menschen angesprochen, und diese Ängste haben ihm zugehört.«
    Ich nickte und dachte darüber nach, dass Prophet mir zwar eine Gehirnwäsche verabreicht hatte, ihm das jedoch nicht gelungen wäre, wenn sich ein Teil von mir geweigert hätte, ihm zuzuhören.
    Doch das war die alte Mia gewesen. Ich hatte mich seitdem verändert.
    Wenn man so oft vom Blitz getroffen wurde wie ich, rechnet man irgendwann ständig mit dem Schlimmsten. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich das Schlimmste hinter mir hatte, und ich glaube, Mom dachte genauso. Sie sagte mir, sie sei für einen Moment gestorben, nachdem Prophet ihr den Hals aufgeschlitzt hatte, doch das sei nicht mit ihrer Nahtoderfahrung während des Erdbebens zu vergleichen gewesen. Sie hatte zwar kein Licht oder etwas Ähnliches gesehen, hatte aber das Gefühl gehabt, dass sie nicht allein war und dass nach diesem Leben mehr auf sie wartete als Finsternis.
    Eine Woche nach dem Unwetter kündigte Mom an, dass zu meinem Geburtstag eine Party stattfinden würde. Ich wurde achtzehn. Das hatte ich völlig vergessen.
    Da Mom nur mit Mühe die Zutaten für einen Kuchen zusammenkratzen konnte, wurde im kleinen Rahmen gefeiert. Trotzdem war es die größte Geburtstagsparty, die ich je gehabt hatte. Mom lud Katrina und Mr Kale ein, und Parker lud Quentin und Schiz ein. Jeremy war die einzige Person, die ich einlud, wenngleich er eigentlich keine Einladung gebraucht hätte.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Erwachsenendasein«, sagte Katrina, als sie und Mr Kale eintrafen. Sie überreichte mir ein hastig eingepacktes

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