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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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auch mal geweint?«, hörte er Chuck von draußen sagen. »Wann?«
    »Ja. Als der letzte Griewer endlich die Klippe runtergestürzt ist, bin ich voll zusammengeklappt und hab rumgeflennt, bis mir alles wehgetan hat.« Thomas erinnerte sich nur zu gut daran. »Alles ist auf einmal über mir zusammengebrochen. Hinterher habe ich mich allerdings viel besser gefühlt. Also schäm dich nicht fürs Heulen. Niemals.«
    »Schon komisch, aber danach fühlt man sich echt besser.«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Thomas hoffte, dass Chuck nicht weggehen würde.
    »Du, Thomas?«, sagte Chuck.
    »Bin noch da.«
    »Glaubst du, ich habe Eltern? Echte Eltern?«
    Thomas lachte, zum größten Teil, um die Traurigkeit zu unterdrücken, die durch die Frage in ihm hochkam. »Natürlich, du Strunk. Muss ich dir das mit den Bienchen und den Blümchen erklären?« Thomas tat es in der Seele weh – er wusste noch, dass ihm mal jemand etwas über Aufklärung erzählt hatte, aber nicht, wer das gewesen war.
    »Nein, das meine ich doch nicht, du Depp«, sagte Chuck mit niedergeschlagener Stimme. Sie war so tonlos, dass man ihn kaum noch verstehen konnte. »Die meisten Lichter, die die Verwandlung mitgemacht haben, erinnern sich an so schreckliche Sachen, dass sie noch nicht mal darüber reden wollen. Und deswegen bezweifle ich manchmal, dass irgendetwas Gutes zu Hause auf mich wartet. Trotzdem. Glaubst du, dass ich wirklich irgendwo da draußen auf der Welt eine Mom und einen Dad habe, die mich vermissen? Glaubst du, die weinen auch nachts?«
    Thomas merkte entsetzt, dass sich seine Augen mit Tränen füllten. Seit seiner Ankunft war alles so derartig verrückt gewesen, dass er noch nie darüber nachgedacht hatte. Alle Lichter waren echte Jungs mit echten Familien, die sich nach ihnen sehnten. Es war seltsam, aber er hatte noch nicht mal richtig an seine eigene Familie gedacht. Nur daran, was es alles bedeutete, wer sie hierhergeschickt hatte und wie sie jemals hier rauskommen sollten.
    Zum ersten Mal spürte er etwas, was ihn so wütend machte, dass er am liebsten jemanden umgebracht hätte. Chuck war sein Freund. Dieser Junge sollte bei seinen Eltern sein, zur Schule gehen, mit den Kindern in der Nachbarschaft spielen. Er verdiente es, abends zu einer Familie zurückzukehren, die ihn liebte und sich um ihn sorgte. Eine Mom, die ihn zwang jeden Tag zu duschen, und einen Dad, der ihm bei den Hausaufgaben half.
    Thomas hasste die Leute, die diesen armen, unschuldigen Kerl seiner Familie entrissen hatten. Er hasste sie mit einer Leidenschaft, die er nie bei sich vermutet hätte. Er wollte, dass sie tot waren, am besten hingemetzelt. Er wollte, dass Chuck glücklich war.
    Aber alles Glück war ihnen geraubt worden. Die Liebe war ihnen geraubt worden.
    »Hör mir gut zu, Chuck«, sagte Thomas ganz langsam, damit seine Stimme nicht zu zittern anfing. »Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass du Eltern hast. Ich weiß es genau. Es klingt gemein, aber ich wette, dass deine Mom jetzt gerade in deinem Zimmer sitzt und dein Kopfkissen an sich drückt und aus dem Fenster guckt und sich immer wieder fragt, wo du sein magst. Und ich wette, dass sie weint. Mit roten Augen und ganz viel Schnodder. Volle Kanüle.«
    Chuck sagte nichts, aber Thomas meinte, ganz leise ein Schniefen zu hören.
    »Gib nicht auf, Chuck. Wir finden den Ausgang und kommen raus aus diesem Ding. Ich bin jetzt Läufer – und ich verspreche dir, dass ich dich zurückbringe in dein Zimmer. Ich verspreche es bei meinem Leben. Damit deine Mom nicht mehr zu weinen braucht.« Und das meinte Thomas auch so. Er fühlte es von ganzem Herzen.
    »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte Chuck mit zitteriger Stimme. Er streckte den Daumen vor dem Fenster hoch und ging dann davon.
    Thomas lief in der winzigen Zelle auf und ab. Der Wunsch, sein Versprechen zu halten, erfüllte ihn völlig. »Ich schwör’s dir, Chuck«, flüsterte er vor sich hin. »Ich schwöre, dass ich dich zurück nach Hause bringe.«

 
     
    Kurz nachdem Thomas das Schaben und Rumpeln von Stein auf Stein gehört hatte, das vom Schließen der Tore kündete, tauchte zu seiner Überraschung Alby auf, um ihn freizulassen. Nach dem metallischen Rasseln von Schlüssel und Riegel wurde die Zellentür aufgerissen.
    »Und, lebst du noch, Strunk?«, fragte Alby. Er sah völlig anders als am Vortag aus; Thomas musste ihn einfach anstarren. Seine Haut hatte jetzt wieder eine gesunde, dunkle Farbe, die Augen waren nicht mehr durchzogen

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