Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)
anderen Zimmer Gesprächsgemurmel von den Lichtern.
Frustriert machte Thomas weiter mit seiner Runde an der Wand entlang, bis er wieder an dem Zimmer angekommen war, das angeblich Teresas war. Nichts, nicht mal ein Spalt oder eine Fuge deutete auf einen weiteren Ausgang hin. Der große Raum war noch nicht mal rechteckig – er war ein großes Oval, überall gerundet, ohne Ecken.
Thomas war total perplex. Er dachte an den Vorabend zurück, als sie alle dagesessen und wie Halbverhungerte Pizza gegessen hatten. Da mussten ihnen doch andere Türen oder eine Küche oder irgendetwas aufgefallen sein. Doch je mehr er darüber nachdachte, je mehr er sich vorzustellen versuchte, wie es nun tatsächlich ausgesehen hatte, desto nebulöser wurde das Ganze. Eine Alarmglocke schrillte in seinem Kopf – ihre Gehirne waren auch vorher schon manipuliert worden. Passierte wieder so etwas mit ihnen? Waren ihre Erinnerungen beeinflusst oder ausradiert worden?
Und was war mit Teresa geschehen?
In seiner Verzweiflung überlegte er sich, ob er auf dem Boden herumkriechen und nach einer Falltür oder so etwas – irgendeinem Hinweis darauf, was hier geschehen war – suchen sollte. Aber er konnte keine weitere Minute mehr in Gegenwart der verwesenden Leichen verbringen. Der Neue bot die letzte Chance. Thomas seufzte und ging zurück in das kleinere Zimmer, in dem sie ihn gefunden hatten. Irgendetwas musste Aris doch wissen, das ihnen helfen konnte.
Genau wie von Newt angeordnet, waren die oberen Betten heruntergehievt und an die Wände gerückt worden, so dass die zwanzig Lichter und Aris in einem Kreis sitzen und sich ansehen konnten.
Als Minho Thomas erblickte, klopfte er auf die freie Stelle neben sich. »Ich hab’s dir doch gesagt, Alter. Setz dich, dann können wir anfangen. Wir haben auf dich gewartet. Mach bloß die Klonktür zu – da draußen stinkt’s wie Gallys Schweißfuß.«
Wortlos zog Thomas die Tür hinter sich zu und ließ sich neben Minho nieder. Er wollte den Kopf in die Hände sinken lassen, tat es aber nicht. Nichts deutete darauf hin, dass Teresa in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte. Etwas sehr Seltsames ging hier vor sich, wofür es jedoch tausend Erklärungen geben konnte; es konnte ihr genauso gut gehen.
Newt saß auf dem Bett rechts von ihm so weit vorne an der Kante, dass nur ein Stückchen seines Hinterns die Matratze berührte. »Also, los geht’s. Lasst uns anfangen, damit wir dann bald zum echten Problem kommen können – wo wir etwas zu futtern herkriegen.«
Wie aufs Stichwort fing Thomas’ Magen an zu knurren. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Wasser hatten sie – in den Badezimmern –, aber von Essbarem keine Spur.
»Gut, das«, sagte Minho. »Schieß los, Aris. Erzähl uns alles.«
Der neue Junge saß Thomas direkt gegenüber – die neben dem Fremden sitzenden Lichter waren so weit wie möglich von ihm weggerückt. Aris schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Ihr zuerst.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte Minho. »Wie wär’s, wenn wir dir alle der Reihe nach die Fresse polieren? Dann fordere ich dich das zweite Mal zum Reden auf.«
»Minho«, ermahnte Newt ihn streng. »Es gibt keinen Grund –«
Minho zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Aris. »Mensch, hör auf. Woher sollen wir wissen, dass dieser Strunk nicht einer von den Schöpfern ist? Jemand von ANGST, der uns ausspionieren soll. Woher weiß ich denn, dass nicht er die Leute da draußen umgebracht hat – er ist der Einzige, den wir nicht kennen, und alle Türen und Fenster sind verriegelt! Es geht mir total auf den Sack, dass er hier so eine dicke Lippe riskiert, dabei sind wir zwanzig gegen einen. Er soll als Erster reden.«
Thomas stöhnte innerlich auf. Der Junge würde sich nie öffnen, wenn Minho ihm so viel Angst einjagte.
Newt seufzte und sah Aris an. »Da ist was dran. Sag uns einfach, was du damit gemeint hast: Du würdest aus dem Labyrinth kommen. Dem sind wir gerade entkommen, und dich haben wir da ganz bestimmt nicht getroffen.«
Aris rieb sich die Augen und sah Newt dann direkt an. »Von mir aus, also hört zu. Ich war in einem riesigen Labyrinth mit ziemlich dicken, hohen Mauern gefangen – aber bevor ich da hingekommen bin, ist mein Gedächtnis ausgelöscht worden. Ich konnte mich an nichts mehr aus meinem bisherigen Leben erinnern. Ich wusste nur noch meinen Namen. Ich habe mit einer Gruppe Mädchen im Labyrinth gelebt. Es müssen so an die fünfzig gewesen sein, und ich war
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