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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Betonpfeilern hindurch und kam zum Stehen.
    Leon und die anderen Beamten umzingelten den Wagen mit gezückten Pistolen.
    Albrectsen trat hinter das Fahrzeug, während sich Leon der Fahrertür näherte.
    »Polizei Kopenhagen! Öffnen Sie die Tür, aber ganz langsam!«
    In diesem Moment hörten sie das Geräusch. Die Stimme. Erst ein Klagen, aus dem dann ein Schrei wurde. Ein durchdringend schrilles Kreischen, so dass es ihnen kalt den Rücken hinablief.
    Ein Mann stieg aus dem Auto. Er war kaum älter als zwanzig. Strubbelige Haare. Vor Angst geweitete Augen.
    »Auf den Boden!«, schrie Leon.
    »Ich …«
    »Maul halten und hinlegen, sonst schieße ich!«
    Im gleichen Moment öffnete Albrectsen die hinteren Türen. Auf der Matratze im Laderaum lag eine Frau. Sie schrie.
    »Albrectsen, was zum Henker geht da vor?«, rief Leon, während er dem jungen Mann Handschellen anlegte.
    »Chef?« Albrectsen musste beinahe lachen.
    »Was?«
    »Das ist meine Freundin …«, versuchte der junge Mann zu erklären.
    Leon sah zu der Frau hinein. Sie lag mit gespreizten Beinen da. Leon war sicher, dass er bereits den kleinen Kopf erkennen konnte.
    Ein paar Sekunden waren sie wie gelähmt. Dann schrie die Frau: »Habt ihr vor, da einfach nur rumzustehen?«

19.
    19.
    15.50 Uhr – 2 Minuten bis Sonnenuntergang Von hier aus hatte man die Aussicht über ganz Kopenhagen.
    Die Sonne hing nicht wie eine Kugel am Horizont, sondern war durch den Schnee und die Wolken nur noch diffus zu erkennen. Niels sah nach hinten, während Hannah weiter zur Mitte des Hubschrauberlandeplatzes ging. Die Schneekristalle trafen die Haut wie kleine Projektile. »Das ist ein guter Ort«, flüsterte sie, doch die Worte wurden ihrem Mund vom Wind entrissen.
    »Nimm du die!« Hannah musste rufen, um das Unwetter zu übertönen. »Nimm du die Pistole!«
    »Nein, Hannah.«
    »Sieh mich an.« Sie ging zurück, hielt ihn fest und versuchte, Augenkontakt zu erzwingen.
    »Ich kann nicht.«
    »Du musst, Niels.«
    »Geh weg von mir!« Er versuchte, sie wegzustoßen, aber er war zu schwach, und sie ließ ihn nicht los.
    »Es geht hier an diesem Ort zu Ende, Niels. Verstehst du!« Sie presste ihm die Waffe in die Hand. Und obgleich er die Möglichkeit hatte, sie fallen zu lassen oder in einem Bogen ins schwarze Nichts zu schleudern, tat er es nicht. »Hier geht es zu Ende«, wiederholte sie.
    Er entsicherte die Pistole und sah zur Tür. Eine minimale Bewegung, die aber fast seine ganze Kraft erforderte. Er hob die Pistole und zielte auf den einzigen Zugang zum Dach: die Tür des Fahrstuhls.
    »Da kommt niemand, Niels.«
    »Geh weg von mir!«
    Sie blieb stehen. Er rief: »Geh weg von mir, sage ich!«
    Sie trat einen Meter zur Seite.
    »Weiter weg!« Er schwankte, hielt die Pistole aber weiter umklammert, als ob dieser kleine Gegenstand, erschaffen mit dem einzigen Ziel, Leben zu nehmen, paradoxerweise zu etwas wie seinem letzten Rettungsanker geworden wäre.
    »Niels.«
    Ihr Rufen war vergebens. Er hörte sie nicht.
    »Niels!« Sie kam wieder näher. Nahm seinen Arm und ließ sich nicht abschütteln.
    »Geh weg von mir!«
    »Hör mir zu, Niels. Es kommt niemand. Es gibt keinen Mörder. Nur uns zwei.«
    Er sagte nichts.
    »Du musst aufhören, gut zu sein. Du musst mich opfern.«
    »Hör auf, Hannah!«
    Erneut versuchte er sie abzuschütteln.
    »Das ist die einzige Möglichkeit. Verstehst du das denn nicht? Du musst handeln.« Er sagte kein Wort. Blut lief aus seiner Nase über seine Lippen. Seine Knie vermochten ihn nicht mehr zu tragen. Hannah glaubte, er würde umfallen. Dass alles zu spät war. Aber ein rascher Blick nach Westen zeigte ihr, dass die Sonne noch immer zögernd am Horizont hing.
    »Es kommt kein Mörder, Niels. Kannst du das denn nicht verstehen? Weder ein Terrorist noch ein geistesgestörter Serienmörder. Bei dieser Sache hier geht es nur um uns.«
    »Jetzt hör doch auf!«
    »Erschieß mich, Niels.«
    »Nein.«
    »Du musst handeln. Zeigen, dass du zuhörst. Nur darum geht es. Du musst opfern, was du liebst.«
    Hannah packte den kalten Lauf der Pistole und zielte auf ihr Herz.
    »Für mich hat das keine Bedeutung, Niels. Das habe ich dir doch schon die ganze Zeit zu erklären versucht. Ich war tot, als du mich gefunden hast. Ich bin gemeinsam mit Johannes gestorben.«
    »Hannah …«
    Sie lehnte sich an ihn; ihre Lippen berührten sein Ohr, während sie flüsterte: »Wir müssen zeigen, dass wir gehorchen. Dass wir wissen, dass es dort mehr gibt.« Sie

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